15-Wehrpass


Wehrpass der Wehrmacht.

Wehrpass
Passfoto im Wehrpass, sowie Angaben zum Namen, Geburtstag und Geburtsort, Staatsangehörigkeit, Religion, Familienstand, Beruf und Eltern.

Nachfolgend Auszüge aus dem Wehrpass des Onkels des Autors. In einem Wehrmacht-Wehrpass finden sich interessante Angaben über die Einziehung zur Wehrmacht, Waffenausbildung, Einsatzverwendung, Einheiten, Verwundungen usw.

Wehrpass


Zur Vergrößerung oder Dia-Show bitte auf eines der Fotos klicken.

 

Hinweise zum Wehrpass

Der Wehrpass wurde im Dritten Reich nach Einführung der Wehrpflicht an alle wehrpflichtigen männlichen Personen ausgegeben. Darin wurde die Tauglichkeit zusammen mit weiteren persönlichen Angaben vermerkt. Das Dokument verblieb beim Besitzer und musste benutzt werden, um sich gegenüber den Militärbehörden auszuweisen und das Recht auf das Tragen von Waffen während des Dienstes nachzuweisen.

Der Wehrpass war ein sehr umfangreiches Dokumentationsbuch, das allen Wehrpflichtigen bei der Registrierung zur Wehrpflicht ausgestellt wurde und das der potenzielle Wehrpflichtige bis zu seiner Einberufung zum Militär aufbewahrte. Wenn aus dem Bürger ein Soldat wurde, gab er seinen Wehrpass ab und erhielt im Gegenzug ein Soldbuch, wobei der Wehrpass bei der Einheit, in der der Besitzer diente, abgegeben und aufbewahrt wurde.

Der Wehrpass wurde dem Inhaber erst bei seiner Entlassung aus dem Militär zurückgegeben, nachdem seine Unterlagen im Wehrstammbuch übertragen waren. Er war verpflichtet, es bis zum Alter von 60 Jahren aufzubewahren.
Im Falle des Todes im Dienst, oder nach einer offiziellen Vermisstenmeldung, wurde der Wehrpass über das ursprüngliche Wehrersatz-Kreisamt den nächsten Angehörigen zugestellt.

Die 54 Seiten zwischen den grauen Deckeln des Wehrpasses geben die militärische Laufbahn des Besitzers in chronologischer Reihenfolge wieder.
Die umfangreichen und detaillierten Daten enthalten unter anderem Informationen zu den Einheiten, in denen der Besitzer des Wehrpasses diente, an den Schlachten, militärischen Operationen und Feldzügen, an welchen er teilgenommen hat, seine erhaltenen Auszeichnungen, Beförderungen und diverse andere Notizen.

Im Innenumschlag des Dokuments befand sich eine Hülle zur Aufbewahrung von weiteren Dokumenten, und auf der ersten Seite befindet sich ein Bild des Besitzers. Auf diesem Foto ist die Person in der Regel in Zivilkleidung zu sehen, es sei denn, sie war zum Zeitpunkt des Einberufungsbescheids bereits beim Militär aktiv.

Alle vier Teilstreitkräfte der Wehrmacht verwendeten den Wehrpass mit nur geringen Unterschieden. Die Waffengattung (Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine oder Waffen-SS) wurde in einem Kästchen auf dem Einband des Buches gestempelt.
Im Übrigen gab es drei grundsätzliche Arten von Wehrpässen mit unterschiedlichen Einbänden: aus der Vorkriegszeit und dem Kriegsbeginn, aus der Kriegsmitte und gegen Kriegsende.
Die frühen Wehrpässe zeigen den Wehrmacht-Adler, während die mittleren und späten Pässe einen Adler mit offenen Flügeln haben.

Die offiziellen Akten und Unterlagen zu persönlichen Daten der Angehörigen der Wehrmacht sind bis Kriegsende zum größten Teil verloren gegangen oder vernichtet worden. Auch die Unterlagen der zentralen Dienststellen der Wehrmacht und der Heeresführung, der Dienststellen und der Truppen des Heeres unterhalb der Divisionsebene sowie der Luftwaffe und der Waffen-SS sind weitgehend verloren gegangen.
Nur die Masse der Kriegstagebücher der Kommandobehörden des Heeres und der Divisionsstäbe bis 1943 sowie das Archivgut der Marine haben den Krieg überdauert. Gleichfalls blieb das Archivgut der wehrtechnischen Einrichtungen und Dienststellen der Wehrmacht nahezu vollständig erhalten.



Einzug zur Wehrmacht

Musterung von Wehrpflichtigen
Musterung von Wehrpflichtigen in Berlin.

Bei Gründung der Wehrmacht im Jahr 1935 betrug der Wehrdienst zwei Jahre und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Dienstzeit nahezu unbegrenzt.
Soweit sich ein Jugendlicher nicht bereits zu einem anderen Wehrmachtsteil oder der Waffen-SS freiwillig gemeldet hatte, wurde er mit dem Erreichen des 19. Lebensjahres eingezogen. Bis zum Jahr 1939 sollten etwa 75 % der Wehrpflichtigen eingezogen werden, von denen etwa 85 % beim deutschen Heer dienten.
Während des Zweiten Weltkrieges stieg der Anteil der Eingezogenen jedoch an und von September 1939 bis April 1945 dienten 17.893.200 Mann in der Wehrmacht oder Waffen-SS. Gleichzeitig ging der Anteil des Heeres auf 67 % zurück, während Luftwaffe, Kriegsmarine und vor allem die Waffen-SS ihren Anteil steigern konnten.

Die Methoden beim deutschen Heer zur Klassifizierung und Zuweisungen von Unteroffizieren und Mannschaften für ihre Aufgaben waren außerordentlich oberflächlich. Die Masse der Rekruten musste keine schriftlichen oder mechanischen Prüfungen ablegen und sie wurden nach einer körperlichen Untersuchung lediglich in sechs Klassen eingeteilt, welche von ‚kriegsverwendungsfähig‘ (kv) über ‚garnisonsverwendungsfähig‘ (gv) bis ‚wehruntauglich‘ (wu) reichten.

Jeder Arzt durfte täglich nur maximal 80 Rekruten untersuchen um Pfusch zu verhindern und wenn es notwendig war, konnten auch Spezialisten hinzugezogen werden. Während der Untersuchung führte der Arzt zusammen mit dem Leiter der Musterungskommission Gespräche mit den Männern, sodass man sich ein Bild vom Geisteszustand machen und besondere individuelle Wünsche berücksichtigen konnte.

Die Einteilung in die verschiedenen Waffengattungen folgte erst in der nächsten Phase. Dies geschah auf der Grundlage der körperlichen Verfassung, der Schul- und ggf. Hochschulbildung, des Berufes und der vormilitärischen Kenntnisse (wie z.B. als Angehöriger der Hitlerjugend oder Handelsmarine).
Die abschließende Verteilung der Rekruten auf die unterschiedlichen Truppenteile und Aufgaben erfolgte durch den jeweiligen Regimentskommandeur. Durch Prüfungen und persönliche Gespräche in den ersten vier der 21 Wochen des Ausbildungslehrganges wurde entschieden, ob der Rekrut z.B. bei einer Panzerkompanie Fahrer, Ladeschütze oder MG-Schütze werden sollte.

Nur Spezialisten, wie z.B. Piloten, Fahrer von Spezialfahrzeugen, Funker und Bedienungspersonal optischer und akustischer Geräte wurden gezielt ausgesucht und mussten strenge Prüfungen über sich ergehen lassen.


Ausbildung in der Wehrmacht

Ausbildung von Wehrmacht-Soldaten
Ausbildung von Wehrmacht-Soldaten, 1940. Foto des Großvaters des Autors.

Für die Kampfkraft einer Truppe ist die Ausbildung der Soldaten von höchster Bedeutung. Beim deutschen Heer wurde das Feldheer von dieser Aufgabe entlastet, während gleichzeitig so gut wie möglich die realen Umstände auf dem Gefechtsfeld simuliert wurden und auch ständig die neusten Gefechtserfahrungen in diese Ausbildungspraxis einflossen.

Deshalb war es wichtig, dass ein ständiger Austausch zwischen Front- und Ausbildungseinheiten stattfand. Dies geschah dadurch, dass immer wieder Offiziere vorübergehend von der Front zur Ausbildung versetzt wurden und auch jede Ausbildungseinheit mit einer oder mehreren Feld-Divisionen zusammenarbeitete. Sehr oft wurde die Ausbildung von verwundeten, genesenen Soldaten übernommen.

Die Grundausbildung für Rekruten, Offiziersanwärtern, Unteroffizieren und Fachpersonal wurde vom Ersatzheer durchgeführt. Das Feldheer führte diese Männer jedoch dann über die Feldersatzbataillone der einzelnen Divisionen der Truppe zu. Hier erhielten sie zusätzliche Ausbildungslehrgänge durch von der Front abkommandierte Offiziere und Unteroffiziere, welche dadurch Ruhezeiten und auch Weiterbildung erhalten konnten. Die Ausbildung zukünftiger Generalstabsoffiziere erfolgte durch den Generalstab.


Grundausbildung bei München
Wehrpflichtige der Wehrmacht bei der Grundausbildung bei München.

Mit Fortschreiten des Krieges konnte dieses Ausbildungssystem zwischen Ersatz- und Feldheer immer schwieriger eingehalten werden. So wurden Ausbildungseinheiten als Garnison- und Besatzungstruppen in besetzte Länder verlegt, übernahmen zahlreiche Sicherungsaufgaben, gerieten mit Partisanen in Kämpfe und wurden bei Krisen sogar als Aushilfsverbände eingesetzt. Dadurch konnte ihre eigentliche Aufgabe der Ausbildung nicht mehr richtig wahrgenommen werden.

Deshalb wurden die Aufgaben der Feldersatzbataillone der einzelnen Divisionen immer wichtiger. Dadurch verschwammen die Grenzen zwischen Ersatz- und Feldheer, welche eigentlich nur administrative Probleme mit sich brachten. Denn da die Masse der Soldaten nun hauptsächlich durch ihre eigenen, zukünftigen Offiziere bei den jeweiligen Frontverbänden ausgebildet wurden, lernten sie mehr von dem, was ihnen beim ersten Gefecht blühen würde.

Ab Herbst 1942 wurden dann ganze Feldausbildungsdivisionen aufgestellt, welche die Ausbildung der Rekruten abschließen sollten und gleichzeitig Sicherungsoperationen in besetzten Gebieten durchführten. Jedoch gerieten sie oft in Kämpfe gegen Partisanen und die unerfahrenen Rekruten mussten dies mit vielen Opfern bezahlen. Daher wurden diese Divisionen bald wieder aufgelöst.

Norwegen 1942-1944
Einfahrt zur deutschen Militär-Schule und Truppenübungsplatz Bakke in Norwegen.

Deshalb erfolgte von 1943 bis 1945 die Ausbildung auf diese Weise:
Beim Ersatzheer wurde die Grundausbildung der Rekruten, Unteroffiziere und Fachpersonal durchgeführt. Zudem gab es hier auch die Offiziersschulen.
Bei den Feldersatzbataillonen der Divisionen erfolgte der Abschluss der Ausbildung der Rekruten, Unteroffizieren und des Fachpersonals.
Bei den Armeen wurden die Kompanie- und Batteriekommandeure ausgebildet, sowie die Weiterbildung von Unteroffizieren und Fachpersonal.
Beim Generalstab gab es Lehrgänge für Generalstabsoffiziere, Divisions- und Regimentskommandeure.

Für das gesamte Ausbildungsprogramm war der Chef des Ausbildungswesens des Ersatzheeres verantwortlich. Dieser arbeitete eng mit der Abteilung ‚Ausbildung‘ im Generalstab des Heeres zusammen. Hier trafen auch ständig neue Informationen über Gefechtserfahrungen ein, welche in Merkblätter für die Truppe zusammengefasst und von Zeit zu Zeit in Neuauflagen der Ausbildungsvorschriften eingebaut wurden.

Am Westwall
Pause von Kradschützen während einer Übung.

Die Ausbildung der Rekruten hatte das Ziel, dem neuen Soldaten die völlige Beherrschung seiner jeweiligen Waffen zu vermitteln und durch zahlreiche Übungen die Grundlagentaktiken zu erlernen. Daher war die Ausbildung praxisorientiert und es gab nur wenig theoretischen Unterricht.

Norwegen 1942-1944
Instruktionen und Ausbildung in der Militär-Schule.

Die Grundausbildung wurde bereits für jede Waffengattung einzeln ausgeführt, obwohl die ersten Abschnitte für alle identisch waren. Dadurch war eine gewisse Einheitlichkeit für das gesamte Heer gewährleistet.

Die Dauer der Grundausbildung änderte sich im Laufe der Zeit durch die Kriegsumstände und den Bedarf. Für Infanteristen waren es 1939 noch 16 Wochen, während diese seit den Vorbereitungen auf den Westfeldzug 1940 halbiert werden musste. 1943 wurden es dann jedoch wieder 16 Wochen und 1944 zwischen 12 und 14 Wochen.
Für die Panzermänner dauert die Grundausbildung während des gesamten Krieges immer 21 Wochen. Für den Notfall wurde diese ab 1944 aber so organisiert, dass die Rekruten bereits nach 16 Wochen an die Front geschickt werden konnten.

Am Westwall
Geschütz-Übung im Oktober 1939.

Vor dem Fronteinsatz erhielten die Rekruten aber meistens noch eine weitere, kurze Ausbildung beim Feldersatzbataillon ihrer Division. Dadurch konnten sie ihre Kommandeure kennenlernen sowie die neusten Fronterfahrungen ihrer Einheiten vor Ort erfahren, welche ja durchaus unterschiedlich sein konnten.


Militärpass Kaiserzeit

Deutscher Militärpass aus der Kaiserzeit und Ersten Weltkrieg.

Deutsche Soldaten Kaiserzeit
Bildplatte von Urgroßvater Button (hintere Reihe stehend, zweiter von links etwa in der Bildmitte) in späteren Jahren mit Kameraden seiner Einheit.

Zur Ergänzung noch ein Militärpass aus der Kaiserzeit. Die Bezeichnung ‚Militärpass‘ war vor 1919 gültig, anschließend wurde dieser zum ‚Wehrpass‘ (siehe oben).

Der hier abgebildete Militärpass wurde ausgestellt am 17. Oktober 1898, die letzte Eintragungen ist vom 25. September 1917.

Wehrdienstpflichtiger Kaiserzeit
Urgroßvater Button (geb. 30. März 1878) als junger Dienstpflichtiger.
Militärpass des Urgroßvaters des Autors: Zimmermann Heinrich Button (mütterlicherseits), geboren am 30. März 1878 in Büdesheim (bei Frankfurt/Main), verstorben am 19. März 1954.
Verheiratet mit Marie Karoline Button, geb. Rückert. Vater Philipp Jakob Button und Mutter Elisabeth Button, geb. Schäfer, (Büdesheim).


 

Hauptwache Frankfurt 1890
Fotografie der Hauptwache in Frankfurt/Main im Jahr 1890.

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Quellenangaben und Literatur

Kampfkraft (Martin van Creveld)
u.a.


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