Slowakische Streitkräfte


Slowakische Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg: Divisionen, Stärke und Organisation der Armee und der Luftwaffe 1939 bis 1944.

Soldaten der slowakischen Schnellen Division im Kampfeinsatz an der Ostfront.
Soldaten der slowakischen Schnellen Division im Kampfeinsatz an der Ostfront. Der Mann im Vordergrund ist mit einer finnischen Suomi-Maschinenpistole mit 71-Schuss-Trommele bewaffnet, während sich der Soldat dahinter gerade auf den Wurf einer deutschen Stielhandgranate vorbereitet.

Im März 1939 nutzte Hitler die starken separatistischen Bewegungen innerhalb der Slowakei, um die Tschechoslowakei endgültig zu zerstören. Er bestellte die Führer der slowakischen Volkspartei nach Berlin und teilte ihnen mit, dass er den Ungarn erlauben würde, das Land zu besetzen welches bis 1918 ungarisches Gebiet war, sofern sie sich nicht von der Tschechoslowakei lösen würden. Am nächsten Tag, dem 14. März 1939, erklärte sich die Slowakei für unabhängig.
Der neue Staat hatte keine andere Möglichkeit, als sich unter deutschen Schutz zu stellen und ein vorbildlicher Satelliten-Staat des Deutschen Reichs zu werden. Ministerpräsident wurde Josef Tiso, welcher einen Ein-Parteien-Staat mit einer Partie-Miliz, der Hlinka-Garde, nach dem Vorbild der Nazi- und SA-Organisationen aufbaute.

Slowakische Streitkräfte

Slowakische Armee


Der Slowakei wurde es gestattet, ihre eigene Armee aus 6 Divisionen zu unterhalten und das ehemalige tschechoslowakische Gerät zu verwenden, welches innerhalb ihrer Grenzen gelagert war. Da auch die slowakischen Offiziere alle in der ehemaligen hoch-professionellen tschechoslowakischen Armee gedient hatten, waren die neuen Streitkräfte dieser sehr ähnlich, wenn auch alle Einheiten von Grund auf neu reorganisiert werden mussten. Eine Besonderheit war jedoch, dass alle Volksdeutschen in geschlossenen, eigenen Verbänden organisiert wurden, welche zu einem Zeitpunkt ein Artillerie-, ein Pionier- und zwei Infanterie-Regimenter stark waren.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, verfügte die slowakische Armee über drei Infanterie-Divisionen. Diese halfen der Wehrmacht bei ihrem Angriff auf Polen und zwei Divisionen (1. und 3. slowakische Infanterie-Division) besetzten Grenzgebiete, von denen die Slowaken behaupteten, dass sie ihnen gehörten. Diese Zusammenarbeit half der Slowakei sehr, Vertrauen in ihren Status als treuen deutschen Verbündeten zu erlangen und beendete die Gefahr einer Besetzung durch die Ungarn.

Die Slowaken hielten es sogar für ratsam, ihre Hilfe gegen die Russen anzubieten, sofern dies auch die Ungarn tun würden. So wurde sie Slowakei sogar der erste Verbündete Deutschlands, welcher sich dem Unternehmen Barbarossa anschloss, was Tiso als den ‚Kreuzzug gegen den Bolschewismus‘ taufte.

Für den deutschen Angriff auf die Sowjetunion stellten die Slowaken eine leichte Brigade mit 3.500 Mann, welche teilweise motorisiert war und über ein Bataillon tschechoslowakischer leichter Panzer (entspricht dem deutschen Typ PzKpfw 38(t) ) verfügte, und ein Armee-Korps mit zwei Infanterie-Divisionen sowie Divisionstruppen zur Verfügung. Die Gesamtstärke dieser slowakischen Truppenverbände belief sich im Juli 1941 auf 40.393 Mannschaften und 1.346 Offizieren.

Stellungswechsel slowakischer Artillerie
Stellungswechsel slowakischer Artillerie an der Ostfront.

Im August 1941 wurde beschlossen, die beiden Infanterie-Divisionen in die Slowakei zurückzuschicken und dafür eine Schnelle Division mit 10.000 Mann und eine Sicherungsdivision mit 6.000 Mann einzusetzen. Diese standen unter deutschem operativen Befehl, wenn auch ihre gesamte Verwaltung in slowakischen Händen blieb.
Der Elite-Verband der Schnellen Division kämpfte bei Lemberg, Kiew und im Winter 1941/42 am Mius, wo deutsche Offiziere die Slowaken als ‚tapfere Soldaten mit sehr guter Disziplin‘ befanden. Die Schnelle Division wurde von den Deutschen sehr geschätzt und als vollwertiger Frontverband eingesetzt.

Generalmajor Agust Malar, Befehlshaber der slowakischen Schnellen Division
Generalmajor Agust Malar, Befehlshaber der slowakischen Schnellen Division von Dezember 1941 bis Juli 1942 und einer der zwei slowakischen Offiziere, welche mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurden.
Für 1942 boten die Slowaken an, eine dritte Division an die Ostfront zu entsenden, sofern dann ein vollständiges slowakisches Korps mit den dortigen Divisionen gebildet wird. Dieser Vorschlag wurde aber von den Deutschen nicht akzeptiert.
Die slowakische Schnelle Division nahm nach Beginn der Sommeroffensive 1942 an der Eroberung von Rostow zusammen mit der SS-Division Wiking teil. Anschließend marschierte sie im Rahmen der 1. Panzer-Armee in den Kuban vor.
Während der sowjetischen Gegenoffensive bei Stalingrad half die Schnelle Division den Rückzug aus dem Kaukasus zu decken und wurde dabei fast bei Krasnodar eingeschlossen. Die Überlebenden mussten über eine Luftbrücke ausgeflogen werden, wobei sie ihr gesamtes schweres Gerät zurücklassen mussten.
In der Zwischenzeit befanden sich die slowakischen Sicherungs-Divisionen noch in der Ukraine im Einsatz.

Während des Jahres 1943 wurde die Reste der Schnellen Division zur slowakischen 1. Infanterie-Division reorganisiert und wurde zum Küstenschutz am Schwarzen Meer eingesetzt. Auch die anderen slowakischen Einheiten, welche an der Ostfront kämpften, hatten große Verluste und wurden aus der Frontlinie herausgezogen und zu Sicherungsaufgaben verwendet.

Die Stimmung und Moral fiel ab und beide Divisionen begannen Soldaten durch Desertion zu verlieren. So schlugen die slowakischen Verantwortlichen vor, die beiden Infanterie-Divisionen auf den Balkan oder nach Westeuropa zu verlegen, aber dies wurde von deutscher Seite abgelehnt.
Darauf hin verlangten die Slowaken die Rückverlegung der Divisionen in die Slowakei, was wiederum abgelehnt wurde. Es wurde lediglich zugestanden, die slowakischen Divisionen nicht in der Frontlinie einzusetzen, sondern nur für Sicherungsaufgaben.
Als dann ein russischer Durchbruch doch den Einsatz der Divisionen erzwang, erwiesen sich die Truppen als unzuverlässig. So wurden sie 1944 in die Reserve überführt, entwaffnet und in Bau-Brigaden umgewandelt, wobei die 1. Brigade in Rumänien und Ungarn und die 2. Brigade in Italien eingesetzt wurde.


Unterdessen hatte die Slowakei damit begonnen, zwei neue Divisionen (1. und 2. slowakische Infanterie-Division) aufzustellen, um die Karpaten-Pässe gegen die aufkommenden Sowjets zu verteidigen. Eine dritte Infanterie-Division wurde gerade im Herzen der Slowakei neu aufgestellt, als ein von der Partisanenbewegung ausgehender Aufstand Ende August 1944 ausbrach. Aus Sicht der slowakischen Armeeführung war dieser Aufstand zu früh erfolgt und musste scheitern, weshalb sich die beiden Infanterie-Divisionen von deutschen Truppen entwaffnen ließen.
Viele ihrer Soldaten schlossen sich aber den Partisanen in der zentralen Slowakei an und hielten bis Oktober 1944 aus, unterstützt durch eine alliierte Exil-tschechoslowakische Luftlande-Brigade, welche von den Russen eingeflogen wurde und auch viele Deserteure und freigelassene Kriegsgefangene der ehemaligen Schnellen Division beinhaltete.

Die Tiso-Regierung blieb an der Macht, unterstützt durch ihre Hlinka-Garde und einer kleinen Streitmacht loyaler Armee-Einheiten. Diese bestanden im Februar 1945 aus einem Infanterie-Regiment, einem Flak-Regiment und einer Artillerie-Batterie. Alle ‚Volks-Deutschen‘ kamen zur Wehrmacht, während diese dafür im Austausch Angehörige mit slowakischen Wurzeln zu den slowakischen Einheiten schickte. Aus Teilen der zwei entwaffneten slowakischen Infanterie-Divisionen wurden zwei weitere Baubrigaden gebildet.

Die slowakische Armee verwendete hauptsächlich ehemaliges tschechoslowakisches Gerät, obwohl von Deutschland einige Granatwerfer, Panzerabwehrkanonen, Feldkanonen und Flugabwehrgeschütze geliefert wurden. Die slowakische Politik bestand in einer schnellen Rotation zwischen der Heimatarmee und den Divisionen in Russland und ging sogar so weit, dass selbst während der Kriegszeit Wehrpflichtige aus der Armee entlassen wurden, wenn ihre reguläre Dienstzeit beendet war.
Im Allgemeinen war das Verfahren, nur einen Elite-Verband an der Front zu halten, zumindest bis 1943 sehr erfolgreich. Die Schnelle Division der Slowaken galt bei den Deutschen als bewährt und wurde als vollwertiger Frontverband angesehen.

LT vz38 Panzer der slowakischen Armee
Ehemalige tschechoslowakische LT vz38 Panzer (entspricht PzKpfw 38(t) der Wehrmacht) der slowakischen Armee, mit Markierungen welche nach 1942 verwendet wurden. Die Mannschaften tragen ebenfalls Panzeruniformen der ehemals tschechoslowakischen Streitkräfte.

Uniform eines Unterfeldwebel der slowakischen Schnellen Division
Uniform eines Unterfeldwebels der slowakischen Schnellen Division, 1942. Er trägt ein VZ 24 Gewehr, die tschechische Version des Mauser-Karabiners.
Die slowakischen Infanterie-Divisionen waren übliche, dreigliedrige Formationen mit teilweise motorisierten Aufklärungseinheiten und bespannter, durch Pferde gezogener, Artillerie.
Die Schnelle Division hatte zwei kleinere Infanterie-Regimenter, ein Artillerie-Regiment mit drei Bataillonen zu je neun Geschützen, sowie ein Aufklärungs-Bataillon, welche alle motorisiert waren. Dazu kam eine Panzer-Kompanie aus 12 ex-tschechischen LTvz 35, 38 oder 40 Panzerkampfwagen.
Die Sicherungs-Division hatten ebenfalls zwei Regimenter mit Pferde-bespannten Geschützen, ein teilweise motorisiertes Aufklärungs-Bataillon und ein Panzerspähwagen-Zug, welcher aber später zur Schnellen Division abgegeben wurden.
Die Schnelle Division, welche 1943 bis Anfang 1944 nach dem Verlust fast ihrer gesamten motorisierten Ausrüstung als 1. slowakische Infanterie-Division geführt wurde, bestand aus dem 20. und 21. Infanterie-Regiment, dem 11. Artillerie-Regiment, dem 5. Aufklärungs-Bataillon und der 11. Panzer-Kompanie. Letzter wurde 1943 aufgelöst.
Die Sicherungs-Division bestand aus dem 101. und 102. Infanterie-Regiment, dem 31. Artillerie-Regiment und dem 12. Aufklärungs-Bataillon.
Die ursprüngliche 1. slowakische Infanterie-Division aus dem Jahr 1941 und wieder ab dem Jahr 1944 neu aufgestellt, bestand aus dem 1., 2. und 3. Infanterie-Regiment, dem 1. Artillerie-Regiment und dem 1. Aufklärungs-Bataillon.
Die 2. slowakische Infanterie-Division bestand 1941 und 1944 aus dem 4., 5. und 6. Infanterie-Regiment, dem 2. Artillerie-Regiment und dem 2. Aufklärungs-Bataillon.

Uniformen der slowakischen Armee:
Die slowakische Armee verwendete weiterhin die Khakifarbene Uniform der vorhergehenden tschechoslowakischen Armee, aber mit den Rangabzeichen auf den Kragenstücken anstatt auf den Schulterstücken. Die Kragenstücke waren in der Farbe der Waffengattung.


Divisions-Typen:

GliederungSchnelle DivisionSicherungsdivisionInfanterie-Division
Anzahl Verbände112
Infanterie-Regimenter 2 (bewaffnet mit VZ24 Gewehren = tschechoslowakisches Modell des Mauser Kar98k) 2 + teilweise motorisiertes Aufklärungs-Bataillon 3 + teilweise motorisiertes Aufklärungs-Bataillon
Gesamtstärke10.0006.000ca. 15.000
Artillerie2727 (Pferde-bespannt)27 (Pferde-bespannt)
Panzer 12 LTvz 35/38/40 = PzKpfw 38(t) Zug von Panzerspähwagen (später an Schnelle Division abgegeben)-

Fahrzeuge: zusammen 2.011 Kraftwagen und 695 LKWs im Juli 1941 vorhanden.


Slowakische Luftwaffe

Avia B-534 Jagd-Doppeldecker der slowakischen 12.Staffel
Avia B-534 Jagd-Doppeldecker der slowakischen 12.Staffel stehen zwischen zerstörten Tupolew SB-2bis und SB-3 Bombern, welche die sich zurückziehenden Sowjets auf einem Flugfeld in der Ukraine im Sommer 1941 zurückgelassen haben.

Im Herbst 1939 kam eine deutsche Luftwaffen-Mission in die Slowakei um bei der Modernisierung und Reorganisation der slowakischen Luftstreitkräfte mitzuhelfen. Die Schnelle Division in Russland wurde dann von einer kleinen Luftstreitmacht aus zwei Jagdstaffeln Avia B-534 Doppeldecker und einer Aufklärungsgruppe mit Letov S328 Aufklärungsbombern begleitet.

Im Sommer 1942 erhielten die slowakische Luftstreitkräfte ihre ersten modernen Militärflugzeuge mit 20 gebrauchten Bf 109E, welche zuvor von der deutschen Luftwaffe intensiv über Westeuropa und Nordafrika verwendet worden waren. Ab März 1943 lieferte Deutschland dann auch neue Bf 109G an die slowakische Luftwaffe.

Uniformen der slowakischen Luftwaffe:
Die Uniform, welche von Offizieren der slowakischen Luftwaffe getragen wurde, war in grau-blauer Farbe und mit offenen Kragen mit einem grauen Hemd und schwarzer Krawatte. Die Rangabzeichen wurden auf himmelblauen Kragenabzeichen geführt, während ein Flieger-Abzeichen sich auf der rechten Brusttasche befand.
Die anderen Ränge innerhalb der slowakischen Luftwaffe trugen Armee-Uniformen.



Quellenangaben und Literatur

Germany’s Eastern Front Allies 1941-45 (Peter Abbott, Nigel Thomas)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)


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