Sowjetische Panzerabwehrbüchsen


Sowjetische Panzerbüchsen PTRD-1941 und PTRS-1941 zur Panzerabwehr.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und Modell.

 Panzerbüchse PTRD-1941
Russische Panzerbüchse PTRD-1941 in Stellung, gedeckt von einem Schützen mit einer PPSh-Maschinenpistole.

PTRD-1941
Typ: Panzerbüchse zur Panzerabwehr.

PTRD-1941

Entwicklung


Die Panzerabwehrbüchse entstand erstmals in Deutschland während des Ersten Weltkrieges, um die seit 1916 vermehrt auftretenden britischen Tanks zu bekämpfen. Es war nicht mehr als ein modifiziertes Gewehr Modell 98 für das Kaliber 13 mm, um Löcher in die ersten Panzer zu schießen.
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde zwar zuerst der Panzer als die ideale Waffe zum Ausschalten feindlicher Panzer angesehen. Das Problem dabei war aber, das durchgebrochene und im Hinterland wütende Panzer auch von irgend jemanden ausgeschaltet werden mussten. Und dieser ‚Irgendjemand‘ musste höchstwahrscheinlich die Infanterie sein. Deshalb hielten viele Streitkräfte daher die Panzerbüchse als die richtige Antwort zur Bewaffnung der Infanterie im Kampf gegen Panzer.

In dieser Zeit hatten die Russen ursprünglich ein 12,7-mm-Zylinderverschluss-Panzerabwehr-Gewehr von der deutschen Panzerbüchse Modell 1918 kopiert, wobei eine Patrone verwendet wurde, welche ursprünglich für ein schweres Maschinengewehr entwickelt worden war.

Die Leistung der Waffe war relativ schlecht und als eine Streitmacht, welche einen Schwerpunkt bei dem Panzer hatte, wurde 1932 mit einem neuen Entwurf begonnen. Dafür wurde eine völlig neue Patrone mit dem Kaliber 14,5 mm hergestellt, eine der schwersten jemals hergestellten Geschosse dieser Art.

Die Waffe, welche von Degtjarew entworfen wurde, sieht sehr einfach aus und fast wie ein landwirtschaftliches Gerät. Aber sie verbirgt ein oder zwei feine Details unter der rauen Schale.
Der Lauf gleitet beim Rückstoß auf einer Art Rutsche zurück, sodass der Rückstoß den Bolzengriff gegen einen Nocken trägt und ihn anhebt, um den Verschluss zu entriegeln. Der Bolzen wird dann gehalten, während sich der Lauf in seine Feuerposition zurückbewegt und die leere Patronenhülse herausgezogen und ausgeworfen wird.
Der Schütze setzt dann eine neue Patrone ein und schließt den Bolzen von Hand. Eine solche Operation ist ein wenig schwer zu klassifizieren, da die Öffnungsmechanik als ‚langer Rückstoß‘ bekannt ist, aber der Abschluss des Vorgangs von Hand gemacht wird, was einzigartig ist.

Die Kugel, die von der PTRD-1941 verfeuert wurde, war ursprünglich ein stromlinienförmiger Typ mit Stahlkern, der eine kleine Ladung eines Brandbeschleunigers an der Spitze hatte, welche einen Explosionsblitz beim Aufschlag an der getroffenen Stelle verursachte.
Aber stromlinienförmige Kugeln sind nur bei Langstreckenwaffen sinnvoll und 1941 wurde ein neuer Entwurf einer mehr quadratischen Kugel mit einem Wolframkarbid-Kern eingeführt.
Diese Patrone verbesserte Geschossgeschwindigkeit und Durchschlagskraft auf kurze Entfernungen.

PTRD-1941
PTRD-1941 und Patrone.

Einsatz

Die Panzerbüchse PTDR-1941 war bei der Roten Armee den ganzen 2. Weltkrieg über im Einsatz und wurde sogar noch von den kommunistischen Truppen während des Koreakrieg verwendet.

Die Einführung der Panzerbüchse in größeren Stückzahlen erfolgte erst etwa zeitgleich mit Beginn des Unternehmen Barbarossa, dem deutschen Angriff auf Russland. Das Erstaunliche daran ist, dass zu diesem Zeitpunkt andere Streitkräfte schon händeringend nach einem Ersatz für die eigentlich veralteten Panzerbüchsen suchten, da deren Durchschlagskraft für die neuste Generation von Panzern nicht mehr ausreichend war.

Wenn man auch zugeben muss, dass die PTRD-1941 wohl die beste und wirksamste jemals hergestellte Panzerbüchse war, so ist es doch erstaunlich, dass die Rote Armee es bis Kriegsende nicht für nötig befand, ihren Soldaten ein wirksameres Panzerbekämpfungsmittel zur Verfügung zu stellen.
Mit ihren 25 mm Durchschlagskraft auf 500 Metern hatte die PTRD-1941 schon gegen einen PzKpfw III oder PzKpfw IV ernsthafte Probleme, sofern der Schütze nicht genau Schwachstellen traf – gegen einen Panther oder gar Tiger-Panzer war das Unterfangen sogar ziemlich aussichtslos.



 

Die Panzerbüchsen waren jedoch immer noch nützlich gegen ‚weiche‘ Ziele, wie zum Beispiel Lastkraftwagen. Aber auch in Häuserkämpfen waren sie trotz ihrer unhandlichen Größe und Gewicht gefährliche Waffen, da sie ohne weiteres die Wände durchschlagen konnten.
Auch als Waffe von Partisanen waren sie sehr brauchbar, da sie leicht von zwei Mann überallhin getragen werden konnten. Wenn sich die Gelegenheit ergab, wurden sogar feindliche Tiefflieger damit beschossen.

Einige der leicht gepanzerten Fahrzeuge trugen diese Panzerbüchsen sogar als Hauptbewaffnung und auf einer Reihe von Lend-Lease-Fahrzeugen, wie zum Beispiel dem britischen Universal-Carrier, wurden sie auch oft montiert.

Auch war die Rote Armee nicht der einzige Nutzer dieser Waffen im Zweiten Weltkrieg. Die zahlreichen erbeutete Exemplare zu Beginn von Unternehmen Barbarossa wurden von der Wehrmacht sofort übernommen.
In deutschen Diensten wurde die PTRD-41 als die 14,5-mm Panzerabwehrbüchse 783(r) und die PTRS-41 als 14,5 mm Panzerabwehrbüchse 784(r) bezeichnet. Nach 1943 allerdings verblieben nur noch wenige davon bei deutschen Fronteinheiten.


PTRS-1941

Russische Soldaten mit einer PTRD-1941
Russische Soldaten mit einer PTRS-1941 im Straßenkampf in Stalingrad.
Die Panzerbüchse PTRS-1941 wurde zeitgleich mit dem PTRD-1941 vom bekannten Waffenentwickler Simonow entwickelt. Der Mechanismus der Waffe weist viele Ähnlichkeiten mit seinen bekannteren automatischen Gewehrentwürfen auf.
Es war eine sehr fortschrittliche Waffe, die einen oben montierte Gaszylinder und einen Kolben zum Betätigen des Bolzenträgers verwendete. Dadurch wurde der Bolzen nach unten gedrückt, um ihn zu entriegeln. Anschließend wurde er wieder zurückgeschoben, um die leere Kartusche zu entnehmen und im üblichen Ladevorgang auszuwerfen.

Das Magazin, welches wie bei anderen Simonow-Entwürfen für die Reinigung vorne angebracht war, konnte bis zu 5 Patronen in einer besonderen Klammer aufnehmen, welche nur in einer Richtung geladen werden konnten. Dies war nicht gerade ideal im Eifer des Gefechts.
Die größere Komplexität der Waffe machte sie anfälliger für alle Arten von Problemen und das der Lauf beim Transport abgenommen werden konnte, vereinfachte dies nicht. Dazu tendierte das 5-Schuss-Magazin zum Verklemmen.

Obwohl der Entwurf fortschrittlicher als beim PTRD war, war das PTRS weit weniger robust im Einsatz und zudem schwerer und größer. Obwohl beide bis Ende der 1940er Jahre bei der Rote Armee im Einsatz waren, wurden vom PTRS viel weniger Exemplare gebaut.
Die PTRD hatte aufgrund der identischen Munition die gleiche Leistung, war aber einfacher zu bedienen und zu bauen.

Vermutlich wurden zuerst beide Modelle für den Truppengebrauch angenommen, um eine Alternative beim Versagen einer der beiden Waffensysteme zu haben. Nachdem die einfachere PTRD sich im Einsatz als Zuverlässig genug herausgestellt hatte, wurde die Produktion der PTRS zugunsten Ersterer eingestellt. Trotzdem wurde die PTRS-1941 auch noch im Korea-Krieg angetroffen.

PTRS-1941 Panzerabwehrbüchse
Sowjetische 14,5-mm-PTRS-1941 Panzerabwehrbüchse

Spezifikationen sowjetische Panzerabwehrbüchsen

Spezifikationen:

SpezifikationenPTRD-1941PTRS-41
TypPanzerbüchse=
Kaliber 14,5 mm =
Länge202 cm210,8 cm
Gewicht 17,3 kg 20,9 kg
Lauflänge 135 cm, 8 rechtsläufige Züge121,6 cm, 8 rechtsläufige Züge
Magazin1 Schuss im Lauf5-Schuss-Kastenmagazin
FunktionZylinderschlossGas, halb-automatischer Kippbolzen
Geschoßgeschwindigkeit1.010 m/s=
Durchschlagskraft25 mm auf 500 m bei 0° Aufschlagswinkel=



Sowjetische Hundeminen

Wie viele andere europäische Armeen auch, unterhielt die Rote Armee eine Anzahl von ‚Kriegshunden‚ für verschiedene militärische Aufgaben. Dazu gehörte die Sprengstoffsuche, das Zustellen von Nachrichten und den Transport von medizinischen Versorgungsgütern an vorderster Front.

Sowjetischer Minenhund
Sowjetischer Minenhund.

Allerdings kamen die Sowjets auch auf einige bizarre Ideen, wofür Hunde im Krieg geeignet sein konnten. Während eines kurzen Zeitraumes im Zweiten Weltkrieg wurden Hunde von der Roten Armee als mobile Panzerabwehrminen eingesetzt. Der Ursprung der Idee ist nicht mehr nachzuvollziehen, aber sie war einfach und schien auch zu funktionieren, was für die hart bedrängten sowjetischen Truppen 1942 eine großartige Möglichkeit darstellte.

Die Grundidee der Hundemine erforderte, dass die Hunde dazu ausgebildet wurden, unter feindliche Panzer zu kriechen, wann immer diese auftauchten. Jeder Hund trug dabei entweder auf seinem Rücken eine hölzerne Kiste oder ein Geschirr mit Sprengstoffpaketen, aus deren Rückseite ein vertikaler Holzpfosten hervorragte. Wenn der Hund versuchte unter einen Panzer zu kriechen, wurde der Pfosten nach hinten gedrückt und der in der Kiste oder Paketen befindliche Sprengstoff detonierte; zum Nachteil des Panzers und natürlich auch des unglücklichen Hundes.
Einige Berichte melden auch die von Verwendung von Drahtsensoren anstatt Holzpfosten.

Trotz der Einfachheit der Idee, war die Hundemine nicht sehr lange im Einsatz. Die Rotarmisten fanden bald heraus, dass es zwei erhebliche Probleme damit gab.
Das erste Problem war der Umstand, dass den Hunden zur Ausbildung unter Panzern immer ihr Futter gegeben wurde. Dafür wurden aber sowjetische Panzer verwendet. Deshalb waren für die meisten Minenhunde die bekannten Gerüche, Geräusche und das Erscheinungsbild der sowjetischen Panzer willkommener als die von deutschen Panzern.
Wenn die Hunde mit ihren Sprengstoffladungen auf dem Schlachtfeld nun freigelassen wurden, bevorzugten sie es oft, zu sowjetischen Panzern zu rennen, anstatt zu den deutschen Fahrzeugen. Dies hatte natürlich nicht vorhergesehene Folgen.

Der Lärm und das überall vorhandene Chaos auf den Schlachtfeldern sorgt wahrscheinlich sowieso dafür, dass sich kein Hund normal verhält. Die Hunde drehen durch und laufen wild in alle Richtungen, ohne sich noch für irgendeinen Panzer mit womöglich Futter darunter zu interessieren. Dadurch stellten sie mit ihrer Sprengstoffladung eine Bedrohung für alle in ihrer Umgebung dar.

Der zweite Haken an der Geschichte war, dass die deutschen Soldaten bald auf die sowjetischen Hundeminen aufmerksam wurden. Die effiziente Nachrichtenübermittlung der Wehrmacht entlang der gesamten Ostfront sorgte dann dafür, dass alle deutsche Soldaten dies erfuhren. Alle russischen Hunde, denen die Truppe begegnete, galten von nun an als tollwütig und sollten sofort erschossen werden, wenn sie entdeckt wurden.
Alleine diese Maßnahme sorgte praktisch innerhalb kurzer Zeit für das Aussterben aller Hunde entlang der gesamten Ostfront. Damit war der Einsatz weiterer Hundeminen durch die Rote Armee ziemlich schwierig und unwahrscheinlich geworden.

Nach 1942 wurden daher keine Hundeminen mehr eingesetzt. Allerdings gibt es Berichte, dass der Vietminh in den späten 1940er Jahren Hundeminen während der Kämpfe in Indochina eingesetzt haben sollen.
Einige Handbücher der Rote Armee nach 1945 enthielt auch noch Verweise auf die Hundemine, zweifellos nur für den Fall, dass sie jemals irgendwo wieder verwendet werden sollten.


Quellenangaben und Literatur

Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)


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