Ju 88 Bomber


Deutscher mittlerer Bomber Ju 88 von Junkers.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Ju 88 bei einem der ersten Einsätze
Eine Ju 88 startet ihre Motoren zu einem der ersten Einsätze dieses neuen Bombers.

Junkers Ju 88
Typ: mittlerer Bomber, Sturzkampfbomber, Erdkampfflugzeug, Nachtjäger, Zerstörer, Aufklärer, Torpedobomber und unbemannter Flugkörper.

Geschichte:


In Bezug auf die Anzahl der verschiedenen Rollen, welche ein Flugzeug effektiv durchführen konnte, war die Junkers Ju 88 das wohl vielseitigste Kampfflugzeug, welches jemals gebaut wurde. Der einzige andere Anwärter auf diesen Titel dürfte nur noch die De Havilland Mosquito sein.

Ursprünglich als spezialisierter Hochgeschwindigkeits-Bomber entwickelt, erwies sich die Zelle der Ju 88 als ideal, um für nahezu jede andere Art von Kampfeinsatz geeignet zu sein, welcher nichts mit dem herum Kurbeln von Jagdfliegern zu tun hat. Nicht nur deshalb wurden von der Ju 88 mehr Flugzeuge während des 2. Weltkrieg gebaut, als von irgend einem anderen zweimotorigen Kampfflugzeug.
Neben Horizontal- und Sturzflugangriffen wurde die Ju 88 auch als schwerer Langstreckenjäger, Nachtjäger, schnelles Störflugzeug, Panzerknacker, Schiffsbekämpfungsflugzeug, Fernjagd über den Ozeanen, U-Boot-Bekämpfung, Versorgungsabwürfen, Lastensegler-Schlepper, Trainingsflugzeug, taktischer und strategischer Aufklärer, Torpedobomber, Erdkampfflugzeug, Pfadfinder und sogar als unbemannter Flugkörper verwendet.

Im Gegensatz zu solchen Maschinen wie die Ju 87 und He 111, die nur wegen des Versagens einen Nachfolger zu finden, fast bis Kriegsende weiter gebaut wurden, war die Ju 88 noch ein erstklassiges Frontflugzeug beim Kriegsende in Europa. Ihre Leistungen wurden niemals so weit verringert, dass sie – wie die Bomber He 111 und Do 17ernsthaft verwundbar wurden. Tatsächlich waren die späteren Versionen mit BMW-Sternmotor und Jumo 213 fast so schnell wie die besten Jäger.

Eigentlich müsste die Ju 88 auch als kriegsentscheidendes Flugzeug eingestuft werden, was nur deshalb sinnlos ist, weil Deutschland trotzdem den Krieg verloren hat. Aber was bleibt ist, dass kein deutsches Flugzeug mehr dabei leistete, die Niederlage zu versuchen abzuwenden, als das die Ju 88 an allen Fronten und bei vielzähligen, unterschiedlichen Missionen tat.

Ju 88 A-4 während einer der Steinbock-Operationen Anfang 1944
Eine Ju 88 A-4 mit Flammendämpfer an den Auspuff-Öffnungen wird für einen Nachtangriff auf England während einer der Steinbock-Operationen Anfang 1944 mit einem AB-1000-Behälter beladen, welcher 610 B-1-Brandbomben beinhaltet.

1935 bezweifelte das RLM (Reichsluftfahrtministerium) die Praktikabilität eines ‚Kampfzerstörers‘, welcher in der Lage sein sollte, als Bomber, schwerer Jäger und Aufklärer eingesetzt werden sollte. Es erstellte daher eine Ersatzspezifikation für einen einfachen Schnellbomber, welcher 500 km/h schnell fliegen sollte und 800 kg Bomben tragen kann.
Junkers gewann die Ausschreibung auch mithilfe zweier eingestellter, brillanter amerikanischer Fachleute für selbsttragende Bauweise. Junkers Weitsicht zahlte sich aus, denn es war der exzellente Ausgangsentwurf der Ju 88, welcher eine solche außergewöhnliche Vielseitigkeit ermöglichte, und nicht irgendeine Weitsicht von offizieller Seite oder schlauer strategischer Planung.

Der erste Prototyp Ju 88 V1 flog zum ersten Mal im Geheimen am 21. Dezember 1936 und wurde von 1.000-PS-Daimler-Benz DB 600A Motoren angetrieben. Es folgten zweieinhalb Jahre langwieriger und manchmal quälend langsamer und zudem meist geheimer Entwicklung, die viele Prototypen erforderte.
Dazu gehörten die mittlerweile von Junkers Jumo 211A-Motoren angetriebene Ju 88 V5, die am 9. März 1939 einen verblüffenden Streckenweltrekord über 1.000 km mit einer Zuladung von 2.000 kg bei 517 km/h aufstellte, wodurch das Flugzeug der Weltöffentlichkeit bekannt wurde.

Die V6 wurde der richtige ‚Bomber-Protoytp‘ und hatte einbeinige, mit Stahlfedern abgefederte Landegestelle, die um 90° in die Motorgondeln einschwenkten. Dadurch konnten größere Räder als normal verwendet werden, wodurch das Flugzeug in der Lage war, auch von unbefestigten Pisten zu operieren. In den frühen 1940er Jahren hatte die Ju 88 eines der am weitesten fortgeschrittenen Fahrwerke von allen in der Herstellung befindlichen Flugzeugen.

Der V6-Prototyp führte dann auch die unverwechselbare Kabine für alle vier Besatzungsmitglieder im Vorderteil des Flugzeuges ein. Der Grundsatz hierfür war, dass die Mannschaft eng zusammen saß, um die Kampfmoral zu stärken. Doch in der Luftschlacht um England stellte es sich heraus, dass gerade dadurch die Unterbringung von ausreichender Abwehrbewaffnung schwierig wurde. Deshalb wurde die spätere Ju 188 mit einer größeren Kabine ausgestattet.


Erst Anfang 1939 wurde eine Vorserie von 20 Ju 88A-0 gebaut, welche von zwei 1.200-PS-Jumo 211B-Motoren angetrieben wurden. Test zeigte, daß das Flugzeug in der Lage war, eine Bombenlast von bis zu 2.400 kg zu tragen, verteilt auf vier große Bomben-Aufhängevorrichtungen unter den inneren Flügeln. Diese Bombenzuladung überschritt die jedes anderen Flugzeuges der deutschen Luftwaffe.

Junkers Ju 88
Der neue mittlere Bomber Junkers Ju 88 ist eines der erfolgreichsten Flugzeuge der deutschen Luftwaffe. Rund 15.000 Stück werden davon im Laufe des Krieges gebaut.

Das ähnliche Ju 88A-1 Serienmodell wurde nicht vor September 1939 in Dienst gestellt, gerade rechtzeitig bei Ausbruch des 2. Weltkrieges. Die erste Kampfeinheit mit der Ju 88 war I./KG 30, welche im September/Oktober 1939 aus einer Mischung aus Vorserien-Flugzeugen A-0 und den ersten A-1 Serienmodellen bestand.

Bereits für Januar 1940 war geplant, die Ju 88 A-1 durch die Ju 88 A-4 zu ersetzen, welche über eine größere Spannweite sowie 1.340- bzw 1.400-PS Jumo 211B Motoren verfügte. Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Motors führten jedoch dazu, daß die Ju 88 A-5 vor der A-4 erschien, welche nur die größere Flügelspannweite und lediglich 1.200-PS Jumo 211G Motoren hatte.
Die Ju 88A-1 und A-5 stellten daher den überwiegenden Teil der Ju 88-Bomber während der Luftkämpfe des Jahres 1940 und sie erwiesen sich als der erfolgreichste Typ aller deutschen Kampfflugzeuge.
Dies lag vor allem an der überlegenen Geschwindigkeit und Wendigkeit. Letztere verdankte sie auch einer Entscheidung des RLM, dass die ersten Ju 88 auch Sturzflugangriffe durchführen sollten. Dadurch war ihre Struktur stark genug, um auch heftigsten Ausweichmanövern zu widerstehen, ebenso wie auch erhebliche Kampfschäden.

Die Ju 88A-4 mit dem 1.340 bzw 1.400-PS Jumo 211F/J-Moroten begann dann in größerer Zahl Mitte 1940 zu erscheinen. Sie wurden zur hauptsächlichen Produktionsserie der A-Variante und wurden zum Ausgangspunkt für mehrere andere Versionen. Gegen Ende 1940 ermöglichten neue, in die Ju 88A-4 eingebaute strukturelle Verbesserungen, mehr Gewichtszuladung, eine weitere Erhöhung der Standard-Bombenlast auf 2.500 kg und eine verbesserte Abwehrbewaffnung. Letztere bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem 7,92-mm-MG im vorderen Cockpit und einem 13-mm oder zwei 7,92-MGs in einer Bauchgondel.
Die Produktion belief sich auf durchschnittlich rund 2.000 Flugzeuge pro Jahr von 1940 bis 1943.

Am 21. Juni 1941 gab es 536 Ju 88 in den 17 Kampfgruppen (Bomber-Gruppen) und Küsten-Flieger-Gruppen (KuFlGr), welche Unternehmen Barbarossa unterstützen sollten. Dies entspricht 56 Prozent der 949 zweimotorige Bomber aller vorhanden Typen der Luftwaffe in KG- und KuFlGr-Einheiten, welche an der Ostfront bereitstanden.
Zu diesem Zeitpunkt war die Ju 88 A-4 der vorherrschende Typ in den Frontverbänden und zum Leidwesen der Roten Armee und Marineluftwaffe waren nun diese Flugzeuge und ihre Besatzungen durch alle Erfahrungen aus den Luftkämpfen über Westeuropa optimiert worden. Im Juni 1941 war die Ju 88A-4 wohl der effektivste und tödlichste zweimotorige Bomber, welcher sich irgendwo im Einsatz befand.

23 Ju-88 A-4 wurden 1943 an Finnland geliefert, 52 A-4 und D an die Regia Aeronautica und weitere A-4 und D an die ungarische und rumänische Luftwaffe.

Ju 88 A-4 in der Überführung nach Italien
Ju 88 A-4 in der Überführung nach Italien.

Effektivität des Ju 88-Bombers

An dieser Stelle ist es sinnvoll, einmal die relative Leistung der deutschen und alliierten zweimotorigen Bomber während der ersten Jahre des 2. Weltkrieg zu betrachten.
Von 1939 bis 1942 führten die Ju 88, Heinkel He 111 und Dornier Do 17 Angriffsunternehmungen bei Tageslicht und über längere Zeiträume durch. Ursprünglich waren diese Einsätze vorwiegend taktischer Natur und konzentrierten sich auf die Unterstützung der angreifenden Bodentruppen der Wehrmacht.
Später kamen noch Einsätze als Störflugzeug, zur Schiffsbekämpfung und natürlich strategische Bombenangriffe während der Schlacht um England dazu.

Diese Missionen wurden bei unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt: einmal mit Jagdschutz, einmal ohne Jagdschutz, gegen schwere Jagdabwehr oder gegen nur schwache Abwehr, sowie jeder möglichen Kombination daraus. In jedem Fall war die deutsche Luftwaffe in der Regel in der Lage, ihre Ziele bei Tageslicht zu bombardieren. Und selbst wenn Jagdschutz nicht verfügbar war und nicht zu viele feindliche Jäger sich in der Luft befanden, konnten die deutschen zweimotorigen Bomber – allen voran die Ju 88 – ohne weiteres den Kampf aufnehmen.
Erst als während der Schlacht um England starke und moderne feindliche Jägerverbände, welche durch Radar geführt wurden, die deutschen Bomber über einen längeren Zeitraum und ohne ausreichenden Begleitschutz angriffen, wurden ihre Verluste so schwer, dass weitere Einsätze inakzeptabel waren und nicht fortgesetzt werden konnten.


Die wichtigsten zeitgenössischen britischen, französischen und russischen zweimotorigen Bomber, welche etwa zur gleichen Zeit vor dem Krieg entwickelt wurden, waren:

  • Armstrong Whitworth Whitley (Erstflug März 1936),
  • Bloch 210 (Erstflug November 1934),
  • Bristol Blenheim I (Erstflug Juni 1936) und Bristol Blenheim IV (Erstflug September 1937),
  • Handley Page Hampden (Erstflug Juni 1936),
  • Iljuschin DB-3 (Erstflug Mai 1936),
  • Potez 63 (Erstflug Ende 1937),
  • Tupolew SB-2 (Erstflug April 1934)  und
  • Vickers Wellington I-III (Erstflug Juni 1936).

Mit der womöglichen Ausnahme der russischen Iljuschin DB-3, konnte keiner dieser aufgeführten Bombertypen erfolgreich die Offensive bei Tageslicht über jeden längeren Zeitraum aufrecht erhalten, sogar noch nicht einmal gegen eine relativ schwache deutsche Jagdabwehr.

Junkers Ju-88 A-4 von I/KG 51 'Edelweiss'
Junkers Ju-88 A-4 von I/KG 51 ‚Edelweiss‘ an der Ostfront im Sommer 1941.

Wenn während der Jahre 1939 bis 1941 eine größere Formation dieser genannten Bomber (mit Ausnahme der Iljuschin DB-3) ohne Begleitschutz nur durch eine Handvoll von Messerschmitt Bf 109 Jägern abgefangen wurde, war das Ergebnis ein Massaker. Mit anderen Worten, keiner der alliierten Bomber aus den Jahren 1939 bis 1941 zeigte das gleiche Maß an Widerstandsfähigkeit gegenüber einer feindlichen Jagdabwehr wie die deutschen Bomber – und hier insbesondere die Ju 88.
Alle britischen zweimotorigen Bomber wurden schnell von Tageseinsätzen abgezogen, als klar wurde, dass sie nicht gegen die Bf 109 bei Tageslicht bestehen konnten. So wurde zum Beispiel die Vickers Wellington, welcher der beste britische Bomber im Jahr 1939 war, bereits im März 1940 von Tageseinsätzen zurückgezogen. Und da hatte die Schlacht um Frankreich noch nicht einmal begonnen !

Andere britische Bomber, wie die Blenheim und Hampden, erlitten sofort lähmende Verluste in der Schlacht um Frankreich im Mai 1940, sodass deren Reste sofort nach England abgezogen wurden und nur noch Nachteinsätze flogen. Auch die französischen Bomber hielten nicht länger als ein paar Wochen durch und das nur, weil sie keine andere Wahl hatten. Weder konnten sie zurückgezogen werden, noch konnten sie es sich leisten, Nachts zu fliegen.

Abgesehen von der deutschen Luftwaffe setzte nur die Rote Luftwaffe ihre zweimotorigen Bomber weiterhin bei Tageslicht über einen längeren Zeitraum ein. Das Ergebnis war der fast vollständige Verlust der größten Bomberstreitmacht, welche bis Juni 1941 existierte – tausende zweimotorige russische Bomber, hauptsächlich Tupolew SB-2 und SB-2bis gingen verloren.

Im Juni und Juli 1941 schickte die Rote Luftwaffe wiederholt eine Welle nach der anderen aus SB-2 und DB-3-Bomber in fast Selbstmordkommandos gleichkommende Aktionen gegen die deutschen Angriffsspitzen aus. Selbst kleine Gruppen aus Bf 109 Jägern verursachten katastrophale Verluste unter diesen russischen Bombern, in vielen Fällen wurden ganze Formationen vom Himmel gefegt.

Junkers Ju 88 der III. Gruppe von KG 51
Junkers Ju 88 der III. Gruppe von KG 51 mit dem gelben Band am hinteren Rumpfteil, welches anzeigt, dass das Flugzeug an der Ostfront eingesetzt ist.

Dagegen flogen zur selben Zeit die zahlenmäßig weit unterlegenen deutschen Bomberverbände aus Ju 88 und He 111 zwei bis vier Einsätze am Tag – und das in der Regel ohne Jagdschutz. Sie erlitten nur eine geringe Ausfallrate, während sie erhebliche Schäden hinter der Front der Roten Armee und auf den Flugplätzen der Roten Luftwaffe verursachten.
Im Jahr 1941 waren diese Bomberformationen – insbesondere die der Ju 88 – in der Regel in der Lage, Abfangversuche durch russische Jäger – und selbst durch die modernsten Typen wie MiG-3, LaGG-3 und Yak-1 – ohne weiteres zu überstehen.

Die allgemeine Überlegenheit der deutschen zweimotorigen Bomber im Zeitraum von 1939 bis 1942 kann nicht unterschätzt werden. Viele der üblichen Kommentare über den 2. Weltkrieg schreiben bewusst oder auch unbewusst der He 111, sowie zu einem geringeren Teil auch der Ju 88, die gleichen Nachteile wie den alliierten zweimotorigen Bombern aus diesem Zeitraum zu: extrem anfällig gegen feindliche Jäger und nicht in der Lage, Tagesangriffe ohne Jagdschutz durchzuführen.
Es scheint, dass diese falsche Wahrnehmung in erster Linie aus der Nachkriegsbetrachtung der Luftschlacht um England herrührt, während alle anderen großen Luftkämpfe über West- und Osteuropa 1939 bis 1942 ignoriert wurden.

Während der eigentlichen Schlacht um England vom 10. Juli bis 31. Oktober 1940 verlor die deutsche Luftwaffe 1.922 Flugzeuge als Totalverlust, darunter 636 Jagdflugzeuge Bf 109. Im gleichen Zeitraum verlor die RAF 1.065 Flugzeuge als Totalverlust, darunter 1.004 Jagdflugzeuge. Dies ergibt ein Abschuss-zu-Verlust-Verhältnis von 1,8 : 1 für die RAF.

Wenn jedoch die RAF, die französische oder russische Luftwaffe 1939 bis 1942 versuchten, ihre zweimotorigen Bomber bei Tageslicht über einen längeren Zeitraum gegen die deutschen Jäger einzusetzen, so lag das deutsche Abschuss-zu-Verlustverhältnis zwischen 3 und 5 zu Eins.
Selbst bei den Tageseinsätzen über Westeuropa im Jahr 1941 und 1942 verlor die RAF im Schnitt fast fünf Flugzeuge (und zwar etwa 4 Jäger und einen Bomber) für jeden abgeschossenen deutschen Abfangjäger !
Und an der Ostfront sahen die Verhältnisse noch schlechter zu Ungunsten der Roten Luftwaffe aus.

Die Gründe für den relativen Erfolg der deutschen Bomber von 1939 bis 1941 sind vielfältig. Dazu gehören Faktoren wie die Ausbildung der Flugzeugbesatzung (vor allem Piloten-Training der Luftwaffe), die Qualität der Jagdflugzeuge und deren Technologie, Luftangriffs- und Verteidigungsdoktrin sowie deren taktischer Einsatz, dazu fortschrittliche Bodenkontrolle und Einrichtungen wie das Radar. Es ist jedoch sehr deutlich, dass insgesamt die technologische Überlegenheit der Ju 88 (und in geringerem Maße auch der He 111) ein wichtiger Faktor war.

ju88a
Eine Ju 88A, der schnelle deutsche Bomber für mittlere Strecken mit Bombenzuladung von 2500 kg und Sturzflugbremsen, die ihn auch einen Sturzangriff ermöglichen.

Ju 88 Zerstörer

Untersuchungen zur Nutzung der Ju 88 als Zerstörer und schweren Jäger begann schon, bevor die ursprüngliche Bomberversion in Dienst gestellt wurde und der V7-Prototyp war der Auftakt zur B- und C-Serie. Die Ju 88B mit einer vergrößerten und bereinigten Besatzungskabine flog erstmals 1939 und resultierte schließlich in die Entwicklung des Junkers Ju 188 Bombers.
Die Ju 88 C-0 Vorserienflugzeuge flogen auch zum ersten Mal 1939 und verwendeten die A-1 als Ausgangspunkt. Diese schweren Jäger hatten nur eine Besatzung von 3 Mann (gegenüber 4 beim Bomber) und mit einer verkleideten Nase, in welche Waffen eingebaut wurden. Auch wurde die Waffenbucht der Bomber am Bauch für eine Waffengondel verwendet. Die Entwicklung des Flugzeugrumpfes der Ju 88C erfolgte im allgemeinen parallel zum Bomber der A-Serie: die C-4 entstand daher auf der Basis der A-4 mit verstärkter Struktur und den leistungsfähigeren Jumo 211F/J-Motoren.

Es waren schwer bewaffnete Flugzeuge. Die Bewaffnung umfasste in der Regel drei 20mm-Kanonen und drei 7,92-mm-MGs in der Nase, ein 13-mm MG im hinteren Cockpit, zwei 20-mm Kanonen in der unteren Gondel und (spätere C-Modelle) zwei nach oben feuernde 20-mm-Kanonen im oberen Rumpf (sogenannte ‚Schräge Musik‘).
Die Ju 88C-4 bildete die vorherrschende Art der Ju 88 Nachtjäger und Nachstörflugzeuge bis zum Aufkommen des verbesserten C-6 im Jahr 1942. Bis Sommer 1941 waren nur relativ wenige Ju 88C Flugzeuge produziert worden und sie wurden nur selten an der Ostfront gesehen. Die große Mehrheit befand sich in Nachtjagdgeschwadern im Westen, um vor allem Deutschland gegen die Nachtangriffe der RAF-Bomber zu verteidigen. Einige scheinen jedoch auch in den Fernaufklärungsgruppen an der Ostfront ab 1941 verwendet worden zu sein.

Ju 88 Fernaufklärer

Die Vielseitigkeit der Ju 88A-4 Bomber eignete sich auch für die Entwicklung eines schnellen Fernaufklärers. Dies wurde die Ju 88D-Serie, mit einer Besatzung von vier Mann, einer leichten Abwehrbewaffnung, verschiedenen Kameragehäuse und zusätzliche, interne Kraftstoffbehälter für eine größere Reichweite.
Die Ju 88D-0 Vorserienflugzeuge verwendet 1.200-PS-Jumo 211B Motoren, während das erste Einsatzmodell die ähnliche Ju 88D-2 ab Mitte 1940 war.
Die Ju 88D-1 wurde zum Hauptmodell und verwendete die leistungsfähigeren 1.400-PS Jumo 211 Motoren mit einer Defensivbewaffnung ähnlich der A-4. Dies ermöglichte eine Marschgeschwindigkeit von 484 km/h in einer Höhe von 4.000 m bei einer Reichweite von 4.795 km. Spätere Modelle konnten auch noch externe Zusatztanks oder Bomben transportieren.
Am 21. Juni 1941 war die Ju 88D-1 das vorherrschende Flugzeugmodell in den mit Ju 88 ausgerüsteten Aufklärungsgruppen. Zu dieser Zeit stellte sie etwa die Hälfte der 317 in den Fernaufklärungsgruppen oder Wetter-Erkundungs-Staffeln zugeordneten Flugzeuge, welche am Unternehmen Barbarossa teilnahmen.

Ju 88 S-Serie

Nachdem die Entwicklung zur Ju 188 und Ju 388 aus dem Programm herausgenommen war, konzentrierte man sich auf die leistungsfähigere S-Serie. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass die traditionellen Luftwaffen-Bomber, ganz gleich wie viel zusätzliche Abwehrwaffen und Besatzung man ihnen gab, mit Sicherheit abgefangen werden konnten. Um die Leistung zu erhöhen, verzichtete man sogar auf einen Teil der Bomben- und Treibstoffzuladung. Die S-2 hatte ab Ende 1943 Treibstofftanks in den Rumpfschächten und große Ausbuchtungen für die Bomben.

Unter den letzten Bomberversionen war auch die P-Serie als Erdkampfunterstützungsflugzeuge mit großkalibrigen Panzerabwehrkanonen und die Nbwe mit Flammenwerfern und rückstoßfreien Raketenstartern. Hierzu gehörten auch die Mistel-Kombinationen, bei denen die Ju 88 als ferngelenkter Flugkörper von einem Bf 109 Jäger aus gesteuert wurde.

An Bombern, Aufklärern und verwandten Ju 88 wurden insgesamt 10.774 hergestellt, während die Entwicklung der starken Nachtjäger-Versionen 1944-45 die Gesamtzahl auf 14.980 brachte. Die Ju 88-Nachtjäger und hier besonders die hervorragende G-Serie, starrten vor Radar und Kanonen und zerstörten mehr alliierte Nachtbomber als alle anderen Jäger zusammen.

Benutzer: Bulgarien, Finnland, deutsche Luftwaffe, Ungarn, Italien, Rumänien.


Mehr über die Ju 88:


Animation 3D-Modell Junkers Ju 88


Spezifikationen für Junkers Ju 88 A-4

Spezifikationen:

Ju 88 A-4Spezifikation
Typmittlerer Bomber
Antrieb zwei flüssigkeitsgekühlte 1.340 PS Junkers Jumo 211J-1 12-Zylinder-V-Motoren
Besatzung4
Spannweite 20,00 m
Länge über alles 14,40 m
Höhe über alles 4,85 m
Flügelfläche 54,50 m²
Leer-Gewicht9.860 kg
Startgewicht (maximal)14.000 kg
max.Flügelbelastung 256,88 kg/m²
max.Leistung 5,18 kg/PS
Höchstgeschwindigkeit470 km/h in 5.300 m
Marschgeschwindigkeit400 km/h in 5.000 m
Anfangssteigleistung400 m/min.
Steigleistung 5.400 m in 23,0 min.
max. Flügelbelastung 256,88 kg/m²
max. Leistung 5,18 kg/PS
Dienstgipfelhöhe 8.200 m
Reichweite 1.790 km

Bewaffnung:

Ju 88 A-4Spezifikation
nach vorn 1 x 7,92-mm MG 81 (1.200 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 765 m/s) und 1 x 13-mm MG 131 (930 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 760 m/s) nach vorn
nach oben hinten 13-mm MG 131 (930 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 750 m/s) oder 2 x 7,92-mm MG 81 (1.200 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 765 m/s)
in der Bodenwanne hinten 2 x 7,92-mm MG 81 (1.200 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 765 m/s)
in der Bodenwanne vorne (nur spätere Flugzeuge) 2 x 7,92-mm MG 81 (1.200 Schuss/min, Mündungsgeschwindigkeit 765 m/s)
MGs insgesamt5-7
Bombenzuladung 500 kg im Rumpfschacht, je zwei Aufhängungen mit 1000 kg innen und 500 kg außen. Höchstlast von 3.000 kg Bomben

Einsatzstatistik:

Junkers Ju 88 A-4Angaben
Erstflug (Ju 88 V1)21. Dezember 1936
Truppenlieferung Ju 88 A-17. September 1939
Truppenlieferung Ju 88 A-4Mitte 1940
Endlieferung (Nachtjäger)Mai 1945
Stückpreis?
Stückzahl (alle) 10.774 Bomber und Aufklärer (alle Varianten zusammen mindestens 14.980)
Übernommen von Luftwaffe 1/39-12/44 (Bomber, Erdkampfflugzeuge, Nachtjäger, Aufklärer)14.321
Produziert (nur Bomber) 193969
Produziert 1940 1.816 (+62 Jäger, +330 Aufklärer)
Produziert 1941 2.146 (+66 Jäger, +568 Aufklärer)
Produziert 1942 2.270 (+257 Jäger, +567 Aufklärer)
Produziert 1943 2.160 (+706 Jäger, +394 Aufklärer)
Produziert 1944 661 (+2.513 Jäger, +3 Erdkampf, +52 Aufklärer)
Produziert 1945 - (+355 Jäger)
Bestand Ju 88 am 1.9.193920
Bestand Ju 88 (alle) am 20.9.1942917
Bestand Ju 88 (alle) am 21.12.1942 845 (520 Bomber, 260 Aufklärer, 65 Jäger)
Bestand Ju 88 (alle) am 10.1.1945 935 (179 Bomber)


Quellenangaben und Literatur

Combat Aircraft of World War II (Bill Gunston)
Technik und Einsatz der Kampfflugzeuge vom 1. Weltkrieg bis heute (Ian Parsons)
Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Flugzeuge des 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
German Aircraft of World War 2 in Colour (Kenneth Munson)
Warplanes of the Luftwaffe (David Donald)
The Luftwaffe Album, Bomber and Fighter Aircraft of the German Air Force 1933-1945 (Joachim Dressel, Manfred Griehl)
Luftwaffe Handbook (Dr Alfred Price)
Operation Barbarossa: the Complete Organisational and Statistical Analysis, and Military Simulation, Volume I – IIIB (Nigel Askey)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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