Gewehr 43


Deutsches Selbstladegewehr 43, Vorgänger G-41 und erste vollautomatische Karabiner.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

Gewehr 43
Deutsches Selbstladegewehr 43 (Md.43, G-43)

Selbstladegewehr 43 (Md.43, G-43), Md. 41 M, Md. 41 W
Typ: halbautomatisches Infanteriegewehr und Scharfschützengewehr.

Gewehr 41


Schon um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland zahlreiche Entwürfe von automatischen Gewehren hervorgebracht und ein oder zwei Modelle wurden tatsächlich auch gebaut. Aber es dauerte bis 1937, als das deutsche Heer endlich mit Überlegungen begann, das Zylinderschlossgewehr Mauser 98 (Kar 98k) durch ein Selbstladegewehr abzulösen.
Vermutlich spielte dabei die Einführung des Selbstladers M1 Garand in der US Army ab dem Jahr 1936 eine Rolle und die deutsche Abteilung zur ‚Qualitätskontrolle‘ war immer auf einer Steigerung der Effizienz der Wehrmacht bedacht.

Die ersten Versuche waren jedoch nicht erfolgreich und so dauerte es bis 1940, bis die konkurrierenden Firmen Mauser und Walther nach Spezifikationen der Wehrmacht mit ihren Modellen um einen Fertigungsauftrag warben.
Das Ergebnis waren die Selbstladegewehre Md. 41 M (Mauser) und Md. 41 W (Walter) oder als Gewehr 41 (G-41 M bzw. G-41 W) bezeichnet.

Beide Waffen waren sich aufgrund der genauen Spezifikationen ziemlich ähnlich und verwendeten ein ungewöhnliches System zum Verfeuern der 7,92-mm-Standardpatrone. Es handelte sich dabei um das ‚Bang‘-System, nach seinem dänischen Erfinder bezeichnet. Dabei wurden die Pulvergase an der Laufmündung aufgenommen und mithilfe eines Rückstoßverstärkers sowie eines Gaskolbens am Lauf der Verschluss betätigt.

Beim Gewehr 41 (M) von Mauser befand sich dieses System unter dem Lauf und verwendete einen rotierenden Bolzen, der durch Nockenoberflächen geöffnet und geschlossen wurde. Von der Waffe wurden 5.000 Stück im Jahr 1941 bestellt und vorwiegend für Truppenversuche verwendet. Anschließend wurden bei Mauser weitere 12.000-15.000 Stück hergestellt, welcher aber immer noch als Versuchsmuster bezeichnet wurden.

G-41 (M)
Selbstladegewehr Md. 41 von Mauser, G-41 (M)

Obwohl die Waffe, wie man es von Mauser auch erwarten konnte, in der Theorie gut funktionierte, wurde nach Heeresversuchen das Modell von Walther als besser geeignet bestimmt.

Das konkurrierende Gewehr 41 (W) von Walter arbeitete ebenfalls mit der Entnahme von Pulvergasen an der Laufmündung, deren Impuls durch einen Rückstoßverstärker vergrößert und durch einen Hebel auf den Verschluss übertragen wurde. Bei der Waffe konnte im Falle des Versagens der Mechanik ein Spannhebel betätigt werden. Es wurde auch ein völlig anderes Bolzenverriegelungs-System verwendet, in dem zwei Klappen nach außen gedrückt wurden, um den Bolzen zu verriegeln, während der Zündstift nach vorne bewegt wurde. Diese Methode wurde von dem Fjjberg-Kjellman-Maschinengewehr des beginnenden 20. Jahrhunderts abgeleitet und war durch die russischen Degtyarev-Entwürfe von 1928 bekannt geworden.

G-41 (W)
Selbstladegewerh Md. 41 von Walter; G-41 (W)

Die Walther-Version war einfacher herzustellen, billiger und viel besser geeignet für den harten Dienst an der Front und so wurde das G-41 (W) bevorzugt.
Eine Serie von 3.400 Stück wurde Ende 1941 zur Truppenerprobung an die Ostfront geschickt.

Obwohl das Gewehr 41 (W) funktionierte, wurde es aber nicht besonders populär. Die Gestaltung der Mündung führte zu ständiger Verschmutzung und es war deshalb eine andauernde und sorgfältige Pflege der Waffe notwendig.
Dazu war das Gewehr schlecht ausbalanciert mit einem zu kräftigen Gewicht an der Mündung, was es schwierig machte es zu handhaben. Und wenn das nichts schon genug wäre, war es auch noch extrem schwer für ein Infanteriegewehr.
Um die Negativ-Liste zu komplettieren, hatten beide Modelle von Walther und Mauser ein fest eingebautes Magazin für 10 Patronen der 7,92-mm-Standardmunition, welches sich nur sehr langsam und umständlich nachladen ließ.


Trotzdem folgte vorwiegend 1943 der Bau von mehreren zehntausend Gewehren in der Berlin-Lübecker Maschinenfabrik von Walther. Die Waffe blieb zwar bis Kriegsende vorwiegend an der Ostfront im Truppengebrauch, war aber bei den Soldaten nicht beliebt und wurde oft gegen eine bessere Waffe ausgetauscht.


Gewehr 43

Nach Beginn des Unternehmen Barbarossa trafen die deutschen Soldaten auf das russische halb-automatische Tokarew-Gewehr. Dieses war zwar auch weit weg davon, perfekt zu sein, aber immer noch eindeutig dem Gewehr 41 überlegen. Dazu zeigten die Truppenversuche mit den Gewehren Md. 41 (M) und (W) schnell die Schwachstellen auf, welche verbessert werden mussten.

Das Verschlusssystem des Gewehr 41 war zufriedenstellend, aber das Gewicht war zu groß und der Mündungsbereich galt als ‚eingebautes automatisches Blockiersystem‘.
So wurde von Walther im Jahr 1942 ein weiteres Gewehr zur Truppenerprobung ausgeliefert, welches später als Gewehr 43 bezeichnet wurde. Bei dieser Waffe wurde das Gas bereits im ersten Drittel des Laufs entnommen und in einen Gaskanal nach oben geleitet. Um diesen Kanal herum war ein tellerartiger Rohrkolben, der eine Stange bewegte, welche über der Kammer einen Bolzenträger aktivierte; ein nahezu identisches System wie beim russischen Tokarew-Gewehr.

Das Verschlußverriegelungs-System war das gleiche wie die beim G41 (W) verwendete Schwenkklappen, welche durch die Bewegung der Zündstiftanordnung gesteuert wurden, die wiederum durch den Bolzen ausgelöst wurde.
Die ganze Waffe war viel leichter und besser ausgewogen als der Vorgänger. Hinzu kam, dass das fest eingebaute Patronenmagazin durch ein einsetzbares Wechselmagazin ersetzt wurde, was Feuergeschwindigkeit und Nachladezeiten verbesserte. Dazu war das Gewehr 43 von Anfang an für die einfache und schnelle Herstellung entworfen worden.

Zwar wurde das Gewehr 43 nicht als offizielle Standardwaffe in die Wehrmacht übernommen, aber aufgrund der einfachen und schnellen Herstellung war es nach einer Anweisung von Hitler ein leichtes, die Waffe von 1943 bis zum Kriegsende 1945 in Großserie bei der Firma Walther und verschiedenen anderen Herstellern zu bauen.
So wurden insgesamt etwa 450.000 Stück vom Gewehr 1943 an das deutsche Heer ausgeliefert.

Ein ungewöhnliches Merkmal für ein Militärgewehr war die Einbeziehung in die Gestaltung eines bearbeiteten Schwalbenschwanz-Abschnitts auf dem Auslöser, um als Halterung für ein Zielfernrohr zu dienen. Etwa 10% der Gewehre wurden mit einem Zielfernrohr Rundblickfernrohr 4 ausgestattet und an Scharfschützen ausgegeben.
Das G43 wurde weitverbreitet an der Ostfront ab 1943 verwendet und in wesentlich kleineren Mengen an den anderen Fronten.

Gewehr 43 war mit Zielfernrohr
Das Gewehr 43 war mit Zielfernrohr eine hervorragende Scharfschützen-Waffe.

Ab 1944 wurde die Herstellung weiter vereinfacht, indem auf das hochqualitative, massive Holz verzichtet wurde und was die Waffe äußerlich schlechter aussehen ließ. Die letzten Versionen hatten verschiedene Werkzeugmarkierungen und verwendeten Sperrholz-Laminate oder phonologische Kunststoffverbindungen.
So erschien 1944 ein weiterer, noch mehr vereinfachter Entwurf, welcher als Karabiner 43 eingeführt wurde. Obwohl als Karabiner bezeichnet, war diese Waffe nur etwa 50 mm kürzer.

Trotzdem hatte die Qualität der mechanischen Bauteile immer einen guten Standard und die Waffe hatte einen hervorragenden Ruf für Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Sie blieb bis zum Ende des Krieges in der Produktion und wurde später von der tschechischen Armee als ihr Standard-Scharfschützengewehr übernommen, was ein Kompliment ist, wenn man die beträchtliche Schusswaffen-Expertise der Tschechen betrachtet.


Das Gewehr 43 und das Vorgängermodell G 41 verwendeten die deutsche 7,92-mm-Standardpatrone und waren nicht von der Einführung der kurzen Patrone für das Sturmgewehr 44 betroffen.

Benutzer: Deutsche Wehrmacht.


Spezifikationen Gewehr 43 und 41

Spezifikationen:

SpezifikationG-41 (M)G-41 (W)G-43
TypSelbstladegewehr
Kaliber7,92 mm (Standard-Patrone)
Länge117,40 cm 113,80 cm111,50 cm
Gewicht4,7 kg4,87 kg (5,03 kg geladen)4,27 kg (4,4 kg geladen)
Lauf?54,60 cm, 4 rechtsläufige Züge54,90 cm, 4 rechtsläufige Züge
Magazineingebautes 10-Schuss-Kastenmagazin,eingebautes 10-Schuss-Kastenmagazin10-Schuss austauschbares Kastenmagazin
FunktionGasGas, Verschluss-klappenGas, Verschluss-klappen
Geschoßgeschwindigkeit,?776 m/s776 m/s

Einsatzstatistik:

AngabenG-41 (M)G-41 (W)G-43
HerstellerMauser Carl Walther Waffenfabrik in Zella-Mehlis (Thüringen) Carl Walther Waffenfabrik, Berlin-Lübecker Maschinenfabrik AG, Lübeck Gustloffwerke in Suhl
Produktionsbeginn194119411942
Truppenerprobung1941Ende 1941
Truppenlieferung- hauptsächlich 19431943
Endlieferung 1941/4219431945
Gesamtproduktion17.000-20.000 3.400 für Erprobung, mehrere Zehntausend hauptsächlich 1943ca. 450.000
Stückpreisunbekannt


Karabiner Modell 42W

MKb-42W
vollautomatischer Karabiner Md.42W (MKb-42W)

Seit den Jahren zwischen den Weltkriegen untersuchte das deutsche Heer auch die Möglichkeit, die klassischen Langwaffen zu ersetzen. Denn die Munition der bisherigen Infanteriegewehre war zu kräftig, wodurch die Waffe aufwendiger und stabiler gebaut werden musste und auch mehr Materialien benötigte. Neben dem Kostenfaktor kam noch der Umstand hinzu, dass der Soldat deswegen auch mehr zu tragen hatte.

Im üblichen Infanteriegefecht konnte man sowieso nur über eine Entfernung von bis zu 300 bis 400 Metern gezielt schießen, sodass eigentlich die gesamte Leistungsfähigkeit der bisherigen Standard-Munition Verschwendung war.
So wurde nach mehren Jahren der Versuche von der Firma Polte eine neue Patrone für das Kaliber 7,92 mm entwickelt, welche aus einer 33 mm langen Patronenhülse in der Form einer Flasche bestand.
Um diese Patrone herum entstand ein neuer Waffentyp für die Infanterie, welcher heute allgemein als Sturmgewehr bezeichnet wird.

Die Firma Walther in Zella-Mehlis sollte für diese Patrone einen vollautomatischen Karabiner entwickeln, welcher als MKb-42(W) bezeichnet wurde.
Bei dieser Waffe wurden die Gase an der Oberfläche des Laufs abgeführt, über welchem sich ein ringförmiger Kolben bewegte, welcher den Verschluss betätigte. Das MKb-42(W) wurde vor allem aus Blechprägeteilen hergestellt.
Die Testwaffen des MKb-42(W) scheiterten jedoch im Juli 1942 an den Anforderungen des Heeres. Obwohl noch 4.000 Stück gebaut wurden, kam die Waffe nicht über das Versuchsstadium hinaus.

Der vollautomatische Karabiner Md.42W hatte das Kaliber 8×57 IS, war 93,5 cm lang, wog 5,04 kg und hatte eine Magazinkapazität von 30 Patronen.

Karabiner Modell 42H

MKb-42H
vollautomatischer Karabiner Md.42H (MKb-42H)

Erfolgreicher als das MKb-42(W) von Walther wurde der Karabiner MKb-42(H) der Firma Haenel. Diese Waffe war ebenfalls ein vollautomatischer Karabiner und von Hugo Schmeisser ähnlich konstruiert worden.
Es wurden weitgehend gepresste Blechteile verwendet, um die Waffe billiger und schneller produzieren zu können. Dies gelang durch Kooperation mit der Metallmöbelfabrik Merz in Frankfurt/Main, welche viele Einzelteile für das MKb-42(H) herstellte.

Bei diesem Karabiner wurde das Gas an der oberen Laufmündung abgeführt und ein zylindrischer Kolben bewegte den verriegelbaren Verschlussmechanismus.
Der Karabiner MKb-42(H) hatte ein sogenanntes gekrümmtes ‚Bananen-Magazin‘ mit 30 Patronen. Das gleiche Magazin wurde auch beim Modell von Walther und dem späteren Sturmgewehr 44 verwendet.

Im Gegensatz zum Walther-Modell bestanden die 50 Prototypen des MKB-42(H) die im Juli 1942 abgehaltenen Tests des Beschaffungsamtes. Allerdings hatte Hitler unbegründete Bedenken an der Waffe und genehmigte nicht die weiteren Arbeiten.

Den verantwortlichen Militärs waren die Möglichkeiten der neuen Waffe jedoch klar und so wurde im Geheimen mit der Produktion des MKb-42(H) unter dem Decknamen MP-43A (Maschinenpistole) begonnen.
So wurden zwischen November 1942 und September 1943 insgesamt 11.853 Stück der Waffe hergestellt, welche vor allem an Fronttruppen ausgegeben wurden. Die Truppe war von der neuen Waffe begeistert, die eine hervorragende Leistung und Zuverlässigkeit hatte und so kam der Führer nicht darum herum, die offizielle Weiterentwicklung zum StG-44 zu genehmigen.

Der vollautomatische Karabiner Md.42H hatte das Kaliber 8×57 IS, war 94 cm lang, hatte ein Gewicht von 4,96 kg und eine Magazinkapazität von 30 Patronen.

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Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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