FT-17


Renault FT-17, erster Panzer mit einem beweglichen Turm und erfolgreichster Typ aus dem Ersten Weltkrieg.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Bilder und 3d-Modell.

FT-17 Berlier
FT-17 Berlier

Renault FT-17
Typ: leichter Infanteriepanzer.

Geschichte:


Der kleine Renault FT-17 war ohne Zweifel der erfolgreichste aller Panzer, welche im Ersten Weltkrieg zum Einsatz gekommen waren.
Der Panzer hatte seine Ursprünge in einem Vorschlag, welcher der voraussehende Oberst J. E. Estienne bereits seit 1915 vorantrieb. Estienne sah den Bedarf eines leichten, gepanzerten Fahrzeuges, welches die Infanteri-Einsätze direkt unterstützen konnte.
Der Oberst schlug Louis Renault 1915 schon zum ersten Mal vor, seinen Char d’Assaut (Angriffswagen) zu bauen. Doch hatte Renault zu dieser Zeit noch überhaupt keine Erfah­rungen im Bau von Kettenfahrzeugen und war außerdem voll mit Aufträgen eingedeckt.

So dauerte es bis Mitte 1916, bevor Renault einbezogen wurde. Trotz der fehlenden Erfahrung der Firma im Bau von Kettenfahrzeugen, wurden Aufträge zum Bau solcher – allerdings vornehmlich für die Artillerie – vergeben.
Mit der Aussicht eines potenziellen Auftrags über 1.000 Exemplare des leichten Infanteriepanzers, begann die Firma Renault mit den Arbeiten an einem Entwurf.

französische FT-17
Der französische FT-17 war der erste Panzer mit einem drehbaren Turm und wurde 1917 entwickelt.

Bis zum Endes des Jahres 1916 war der Entwurf fertig. Die ersten Prototypen waren im Februar und März 1917 bereit. Diese erschienen in der Form eines Zwei-Mann-Panzers, welcher mit einem Maschinengewehr bewaffnet war und daher nicht die allgemeinen Vorgaben aus einer Bewaffnung mit Kanonen zu dieser Zeit erfüllte. Die Verantwortlichen hielten den Entwurf für zu leicht bewaffnet und es gab in der französischen Armee größeren Streit darüber. Trotzdem wurden Aufträge zum Bau des Panzers für Renault durchgedrückt.

Dann dauerte es auch nicht lange, bis ein weiterer Auftrag über 2.500 weitere auf nun insgesamt 3.500 Fahrzeuge vergeben wurde. Es wurde bald klar, dass die Firma Renault diese Bestellung niemals allein abwickeln wird können. Deshalb wurden Produktionschargen an andere Firmen vergeben. Zu diesen gehörten Berliet, Delau­ney Belleville und SOMUA (Societe d’Outillage Mecani­que et d’Usinage d’ Artillerie). Dazu wurden auch viele Zuliefe­rer eingebunden. Einen Teil der Panzerplatten lieferten sogar einige Hersteller aus Großb­ritannien.
Selbst die Amerikaner wurden in den Bau des Panzers eingebunden, aber da diese ihre FT-17 nach amerikanischen Standards und Methoden fabrizieren wollten, erreichte keiner davon mehr Frankreich vor dem Waffenstillstand.

Der erste Serienpanzer des FT-17 war bei Renault im September 1917 produziert worden, doch gab es Probleme mit der Zulieferung einzelner Baugruppen, sodass sich die Großserie verzögerte. So wurden bis Ende 1917 lediglich 83 FT-17 produziert und bei der Mehrzahl fehlte noch die Bewaffnung.
Bis dahin wurde die Bewaffnung auf eine 37-mm-Kanone verstärkt, wenn auch viele FT-17 nur mit dem einzigen Maschinengewehr bewaffnet gebaut wurden.
Die anderen Firmen lieferten ihre ersten FT-17 sogar erst ab Mitte 1918 aus. Dabei trat ein Mangel an Türmen für den Panzer auf, sodass der gegossene, gepanzerte Original-Turm bei den anderen Herstellern oft gegen einen achteckigen Entwurf mit angebrachten flachen Panzerplatten ersetzt wurde. Praktisch entwickelte jeder Hersteller seine eigene Version des Turms.

Der FT-17 war das erste Fahrzeug, welches man heute als den klassischen Panzer-Entwurf ansehen würde. Der Panzer hatte seine Bewaffnung erstmals in einem kleinen Turm, welcher um 360° Grad gedreht werden konnte, und Kettenlaufwerke an der Seite von der schmalen Wanne.
Es gab kein Fahrgestell als solches, denn die Komponenten wurden direkt an die gepanzerte Hülle montiert. Der Motor und das Getriebe waren hinten untergebracht.
Die Kettenlaufwerke hatten beide ein großes, vorderes Leitrad aus Sperrholz mit einem Narbenkranz aus Stahl, welches sich als ideal geeignet dafür herausstellte, um Hindernisse zu überwinden. Neun kleinere Laufrollen waren in vier Radgestellen aufgehängt, die durch Schrau­ben- und Blattfedern gefedert waren und hinten war das Treibrad angebracht. Die Kette lief über sechs Stützrollen zurück.
Um die Grabenüberschreitfähigkeit zu verbessern, wurde oft ein Stützgestell am Heck montiert, welches für den Transport der Fahrzeuge abgenommen werden konnte.
Das ganze Fahrzeug war im Grunde also nichts anderes, als eine gepanzerte Blechkiste, worin der Fahrer vorne saß. Dieser erreichte seinen Platz durch darüber vorhandene Doppelluken. Der Kommandant war auch gleichzeitig Schütze und Ladeschütze für die Kanone oder das Maschinengewehr und hatte seine Position im Turm, die er durch eine Luke im Turmheck erreichte.
Die Panzerung der genieteten Wanne war bis 16 mm dick.

Schon in der Anfangszeit des Projektes wurde entschieden, dass der Panzer in vier Versionen gebaut werden soll. Da war zum einen das Basismodell, das Char Mitrailleuse 8mm FT-17 mit dem 8-mm-Maschinengewehr, welches einen Höhenrichtbereich von -20° bis +35° Grad und 4.800 Schuss Munition hatte.
Die 37-mm-Kanonen von Puteaux mit dem gleichen Höhenrichtbereich und 237 Schuss Munition (200 Spreng-, 25 Panzerbrechende und 12 Schrapnell-Granaten) wurde zum Standard als Char-canon FT-17.
Der Befehlspanzer Char Renault TSF hatte statt des Turmes einen Aufbau mit einem Funkgerät und eine Besatzung von drei Mann – Funker, Beobachter und Fahrer.
Die Selbstfahrlafette erschien bald danach und wurde als Char Canon 755 oder Char Canon Renault BS bezeichnet und trug eine 75-mm-Kanone.


 

Die ersten FT-17 wurden an die französische Armee im März 1917 ausgeliefert, aber es dauerte bis Mai 1918, bevor sie im Kampf erstmals eingesetzt wurden. Zu diesem Zeitpunkt bestand die französische Taktik eigentlich darin, sie in Massen einzusetzen.
Dies war aber nicht im Angesicht ständiger deutscher Angriffe zu diesem Zeitpunkt immer möglich. So mussten sie Anfangs in relativ kleinen Mengen eingesetzt werden.
Der erste Einsatz des Renault FT-17 erfolgte am 31. Mai 1918 während eines Angriffs der französischen Infanterie im Wald von Retz, als 21 dieser Panzer zur Unterstützung eingesetzt wurden. Der nachfolgende deutsche Gegenangriff gewann aber den größten Teil des Geländes zurück und bis zum Abend waren nur noch drei FT-17 einsatzfähig.


Die Verluste des kleinen Panzers waren in den ersten Gefechten hoch. Aber nachdem sich die Besatzungen an ihre Fahrzeuge gewöhnt hatten und vernünftige Einsatztaktiken angewendet wurden, nahmen die Ausfälle jedoch ab.
Bis Juli 1918 hatte sich die Situation für die Alliierten entspannt, sodass es möglich war, 480 FT-17 für einen Gegenangriff bei Soissons zusammenzufassen. Dabei waren sie erfolgreich und anschließend wurde der Typ mit großen Erfolgen verwendet.

Jedoch war ein ständiges Problem die Wartung der Fahrzeuge. Der FT-17 war entworfen worden, ohne sich viel Gedanken über Reparaturen, die längere Haltbarkeit der Bauteile und genügend Ersatzteile zu machen. So befanden sich die ganze Zeit über immer mehrere hundert der kleinen Panzer mit verschiedenen Schäden außer Betrieb.
Aber trotzdem waren noch mehr von ihnen an der Front im Einsatz, da die verschiedenen Hersteller ordnungsgemäß ihre Aufträge über Tausende von Exemplaren erfüllten. Einige davon wurden auch an amerikanische Truppen abgegeben.
Ein großer Vorteil des Fahrzeuges war jedoch, dass es durch Lastkraftwagen zum Einsatzort gebracht werden konnte, während die schweren Panzer per Eisenbahn in die Nähe der Front transportiert werden mussten, und diese von dort zu ihren Ausgangsstellungen rollen mussten, wobei es oft schon die ersten mechanischen Ausfälle gab.

Bis Kriegsende im November 1918 waren etwa über 3.000 FT-17 produziert worden. Von diesen waren 1.991 Einsatzbereit, während weitere 369 repariert wurden und weitere 360 außer Gebrauch waren.
Die Herstellung des FT-17 lief noch einige Zeit nach dem Waffenstillstand weiter. Nach 1918 blieb der FT-17 für eine lange Zeit im Truppengebrauch. Sie wurden in den meisten Kolonialgebieten von Frankreich verwendet, darunter auch in Marokko, Tunesien und Syrien.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war der FT-17 auch ein recht erfolgreicher Exportschlager Frankreichs. In den meisten Fällen waren sie die ersten Panzerfahrzeuge der jeweiligen Staaten und ihre Nachfrage war so groß, dass die französische Armee alle ihre FT-17 hätte verkaufen können. Da dies aber nicht hinnehmbar war, musste der Export folglich gestoppt werden.

Die bis kurz nach Kriegsende gebauten Neufahrzeuge und auch ältere FT-17 wurden für zahlreiche andere Aufgaben umgebaut. Dazu gehörten mobile Brückenlegepanzer, weitere Selbstfahrlafetten mit Artilleriegeschützen und Befehlspanzer. Hinzu kamen Versionen als Schwimmpanzer, Räumpanzer, Transportfahrzeuge, Faschinenträger zum Überschreiten von Gräben (Char Fascine), Minenräumpanzer (Char Demineur), ein Schein­werfer-Panzer (mit einem Scheinwerfer auf einem hohen Turm, welcher nach dem Krieg von der französischen Polizei für Sicherungsaufgaben eingesetzt) sowie ein Nebelpanzer. Die meisten waren lediglich Versuchsfahrzeuge, doch einige davon wur­den auch eingesetzt.

In den 1920er Jahren wurden mehrere Versuche unter­nommen, den FT-17 auf einen zeitgemäßen technischen Standard zu halten. So wurden einige der Fahrzeuge auch mit Citroen-Kegresse-Gummiketten ausgerüstet.
Eine Weiterentwicklung führte zum NC1 (NC27), einem leichten Kampfpanzer mit verbesserter Panzerung und neuem Kettenlaufwerk. Er wurde von der französischen Armee getestet, jedoch nicht eingeführt. Doch wurden einige der Panzer an Japan und Jugoslawien verkauft.
Der NC2 (NC31) hatte einen stärkeren Motor und wog 9.653 kg. Er war mit einem 7,5-mm-Zwillings-Maschinengewehr im Turm bewaffnet. Von diesem Modell wur­de eine Anzahl nach Griechenland verkauft.

In den 1930er Jahren wurden die noch vorhandenen FT-17 mit den neuen 7,5-mm-Hotchkiss-Maschinengewehre ausgerüstet und wurden als FT-31 bezeichnet. Ihr Munitionsvorrat bestand aus 3.600 Schuss Normalmunition und 450 Schuss panzerbrechender Munition.

Als die deutschen Truppen im Mai 1940 Frankreich angriffen, gab es immer noch rund 1.600 FT-17 beim französischen Heer. Viele davon wurden von den deutschen Truppen erbeutet und auch übernommen. Der Panzer wurde nun als PzKpfw 18R 730(f) oder Panzerkampfwagen FT-17/18 730(f) bezeichnet und hauptsächlich für Sicherungs- und Polizeiaufgaben eingesetzt, wie für die Bewachung von Flugplätzen und anderen strategisch wichtigen Orten. Der FT-17 kam dann sogar noch 1944 bei den Kämpfen in Paris zum Einsatz.
Von einigen FT-17 wurde auch nur der Turm abgenommen und fest in Küstenverteidigungs­anlagen eingebaut. Einige davon überleben bis heute auf den britischen Kanalinseln.


Zu erwähnen ist außerdem, dass später sowohl Italien als Fiat 3000, als auch die Sowjetunion als KS-Panzer ihre eigenen Versionen des FT-17 entwickelten, bauten und bis noch in die Zeit des Zweiten Weltkrieges einsetzten.

Benutzer: Frankreich, Deutschland (1940 erbeutet), USA (als 6-t-Panzer M1917 nachgebaut), Belgien, Brasilien, Kanada (1940 aus den USA erhalten), China, Tschechoslowakei, Finnland, Griechenland, Großbritannien (Befehlspanzer 1918 eingesetzt), Niederlande, Italien (zum Fiat 3000 weiterentwickelt), Japan (als Typ 79 bis 1940 eingesetzt), Mandschuko, Polen, Rumänien, Russland (auch als KS-Panzer gebaut und zum MS-1 und MS-2 weiterentwickelt), Spanien, Jugoslawien.


Animation 3d-Modell Renault FT-17 Char Mitraileur 8 mm


Spezifikationen Renault FT-17 Char Mitraileur 8 mm

Spezifikationen:

FT-17 Spezifikation
TypLeichter Infanteriepanzer
Besatzung2 Mann
Bewaffnung 1 x Hotchkiss 8-mm-MG im drehbaren Turm
Sekundär-Bewaffnung -
Länge 4,88 m (mit Heckgestell)
Breite 1,74 m
Höhe 2,14 m
Panzerung 6-22 mm
Kampfgewicht 7.000 kg
Bodendruck 0,59 kg/cm²
Leistungsgewicht ?
Antrieb Renault wassergekühlter 4-Zylinder-Benzinmotor mit 35 PS bei 1.500 U/min.
Strassengeschwindigkeit 7,7 km/h
Fahrbereich (Strasse)35 km
Kletterfähigkeit 0,60 m
Grabenüberschreitfähigkeit 1,80 m (mit Stützgestell, sonst 1,35 m)
Steigfähigkeit 50°
Indienststellung1918
Bauzahl ca. 3.000 bis Anfang 1919 (davon 83 bis Ende 1917)


Quellenangaben und Literatur

Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute (Christopher F. Foss, John F. Milsom, Colonel John Stafford Weeks, Captain Georffrey Tillotson, Richard M. Ogorkiewicz)
Panzerkampfwagen des 1. und 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)


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