Französische Streitkräfte 1940


Stärke und Organisation der Armee und Luftwaffe von Frankreich im Mai 1940.

schwerer französischer Kampfpanzer Char B1
Ein abgeschossener schwerer französischer Kampfpanzer Char B1.

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Die französischen Streitkräfte im Mai 1940


Die deutsche Offensive begann am 10. Mai 1940 durch das Überflügeln der Maginot-Linie durch einen für die Alliierten völlig unerwarteten Vorstoß durch die als ‚Panzer-sicher‘ geltenden Ardennen.
Nachdem die französische Armee dadurch erst einmal aus dem Gleichgewicht geraten war, konnte sie sich davon nicht mehr erholen – trotz tapferer und manchmal sogar erfolgreicher Gegenwehr. Es stellte sich heraus, dass die deutsche Taktik, Truppenausbildung, Moral und der größte Teil der militärischen Ausrüstung entscheidend überlegen waren. Nach einem Feldzug von weniger als zwei Monaten war Frankreich gezwungen, um Frieden zu bitten und ein Waffenstillstand wurde am 22. Juni 1940 unterzeichnet.

Gemäß den Bedingungen des Waffenstillstandes wurden in der unbesetzten Zone Frankreichs jene Streitkräfte, welche intakt geblieben waren, schnell demobilisiert, sodass nur noch eine Armee von 100.000 Mann (L’Armee de l‘ armistice) zur Aufrechterhaltung der Ordnung verblieb. Die französische Flotte und die Streitkräfte in den Kolonien blieben erst einmal erhalten, so wie sie waren.

Insgesamt beliefen sich die Verluste auf 290.000 Gefallene und Verwundete sowie etwa 1,9 Millionen Gefangene.
Einer großen Anzahl von Soldaten gelang jedoch die Flucht in die Übersee-Kolonien oder in das unbesetzte Frankreich und außerdem wurden viele nach England evakuiert.

Es gab nur einen erlösenden Lichtblick bei dieser katastrophalen Niederlage, nämlich die Leistung der französischen Streitkräfte an der italienischen Grenze. Dort konnten die 185.000 Mann (in drei Divisionen und verschiedenen Garnisonstruppen) unter General Olry den italienischen Angriff vom 20. – 25. Juni bei Gesamtverlusten von 37 Gefallenen, 42 Verwundeten und 150 Vermissten (italienische Verluste 4.000 Mann) vollständig zum Stehen bringen.

Französische Armee

Organisation:

Im Mai 1940 war das französische Heer an der Nord-Ost-Front, welche sich von der Schweiz bis zur Nordsee erstreckte, in die 1., 2. und 3. Armee-Gruppe sowie die 7. Armee unterteilt.

Diese Streitkräfte bestanden aus:

  • 63 Infanterie-Divisionen (von den 30 reguläre waren),
  • 7 motorisierte Infanterie-Divisionen,
  • 3 Panzer-Divisionen,
  • 3 leichte mechanisierte Divisionen,
  • 5 Kavallerie-Divisionen,
  • 13 Festungs-Divisionen.
  • die Hauptreserve bestand aus weiteren 17 Infanterie-Divisionen, 2 motorisierten Divisionen und 3 Panzer-Divisionen.

 

Westfront Mai 1940
Karte des Aufmarsches an der Westfront im Mai 1940.

Infanterie-Division

Französischer Soldat mit Hotchkiss M1914 MG
Ein französischer Soldat bereitet sich auf das Feuern mit einem Hotchkiss M1914 Maschinengewehr vor.
Das Rückgrat der französischen Armee war die Infanterie, welche abgesehen von einer größeren Feuerkraft, die gleiche Organisation und Ausbildung wie im Ersten Weltkrieg hatte und immer noch zum größten Teil von der Transportleistung durch Pferde abhängig war.

Die gewöhnliche französische Infanterie-Division wurde zum Modell für die Armeen vieler anderer Länder und bestand aus dem Divisionsstab, drei Infanterie-Regimentern, zwei Artillerie-Regimenter und einer Aufklärungs-Gruppe aus vier Einheiten: Hauptquartier, Kradschützen, Kavallerie und Unterstützungswaffen.


Zu den Unterstützungseinheiten der Division gehörten zwei Pionier-Kompanien, eine Telegrafen- und eine Funkkompanie, zwei Nachschub-Transportzüge (einer zu Pferd, einer motorisiert), ein Artilleriepark und eine Sanitätsgruppe.
Die Panzerabwehreinheit der Division bestand aus einer Kompanie von zwölf 25-mm-Panzerabwehrkanonen und eine Batterie von 47-mm-Geschützen und war einem der Infanterieregimenter unterstellt. Die Gesamtstärke einer Division betrug 17.000 Mann und 500 Offiziere.

Jedes Regiment verfügte über eine Hauptquartier-Kompanie, eine Geschütz-Kompanie (sechs 25-mm-Geschütze, zwei 81-mm-Granatwerfer und drei Selbstfahrlafetten), eine Versorgungskompanie und drei Infanteriebataillone.
Dies waren insgesamt etwa 3.000 Mann und 80 Offiziere, die mit 7,65-mm-Pistolen vom Typ Ruby oder Starr und Lebel-Gewehren verschiedener Modelle bewaffnet waren.
Das Bataillon bestand aus einem Hauptquartier, drei Schützenkompanien (90 Mann, aufgeteilt in ein Hauptquartier und vier Schützenkompanien) und einer Maschinengewehrkompanie, sowie einer Geschütz-Gruppe mit zwei 25-mm-Kanonen und zwei 81-mm-Granatwerfern.
Die kleinste Einheit in der französischen Armee war die Gruppe aus 11 Mann, welche auch über ein leichtes Chatelleraut M24/29 Maschinengewehr verfügte. Drei Gruppen bildeten einen Schützen-Zug.

Die vollständige Liste der Unterstützungswaffen des Regimentes umfasste 112 leichte Maschinengewehre, 48 schwere Maschinengewehre, 9 leichte Granatwerfer, 8 schwere Granatwerfer und 9 Infanterie- oder Panzerabwehr-Geschütze.

Panzer-Einheiten

französische schwere Kampfpanzer Char B1
Der französische schwere Kampfpanzer Char B1 war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges einer der gefährlichsten und mächtigsten Panzer. Bis zum Waffenstillstand wurden 365 Char B1 gebaut.
Panzerverbände: Frankreich verfügte im Mai 1940 über mehr als 3.000 Panzer, welche in der Anzahl, der Qualität und der Kampfkraft in der Regel den deutschen Kampfpanzern überlegen waren. In der taktischen Verwendung waren die Franzosen jedoch eindeutig unterlegen. Mit Ausnahme von ein oder zwei Fällen wurden diese wertvollen Kampfverbände verschwenderisch und wenig inspiriert eingesetzt.
Die grundsätzliche Panzer-Einheit war das Panzer-Bataillon, bestehend aus Stab, drei Panzer-Kompanien und einer Reserve-Kompanie (insgesamt etwa 45 bis 60 Panzer). Es gab 39 dieser Panzer-Bataillone 1940 und zur taktischen Führung wurden jeweils zwei von ihnen zu Panzer-Bataillonsgruppen zusammengefasst.
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges gab es nur fünf Bataillone mit den neusten Panzermodellen (der mittlere Panzer Somua S-35 und der schwere Panzer Char B1), während der Rest aus einer Vielzahl von modernen und halb-veralteten Typen bestand. Zusätzlich zu den Bataillons-Gruppen gab es noch 11 unabhängige Panzer-Kompanien.
Zwischen Januar und Mai 1940 wurden vier Reserve-Panzer-Divisionen aufgestellt und zur Verfügung der Obersten Alliierten Heeresleitung gestellt. Diese Divisionen verwendeten einige der zuvor aufgeführten Panzer-Bataillone und Kompanien.
Panzerfahrzeuge gab es zudem noch in den Kavallerie-Divisionen, welche sich in der Umrüstung zu mechanisierten Divisionen befanden, sowie in fünf leichten Kavallerie-Divisionen, welche allerdings auch noch nicht vollständig mechanisiert waren, und außerdem in den Aufklärungseinheiten.
Alle diese Formationen kombinierten Kavallerie, bespannte Pferdewagen, Kradschützen, Panzerspähwagen, Kampfpanzer und motorisierte Infanterie in geländegängigen Fahrzeugen.

Schließlich gab es die drei leichten mechanisierten Divisionen, von denen jede über zwei Panzer-Regimenter, eine Schwadron aus Panzerwagen und Motorrädern, sowie ein Regiment motorisierter Infanterie (Dragons portes) verfügte.
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass nicht alle diese Verbände bis Mai 1940 ihre gesamte Ausrüstung erhalten hatten und viele sich noch im Aufbau befanden.

Die französische Kavallerie war zwar motorisiert, stellte aber immer noch eine große berittene Truppe. Neben der Kavallerie in den mechanisierten Brigaden und den leichten mechanisierten Divisionen gab es auch Regimenter aus Kürassieren, Dragonern, Dragons portes, Chasseurs a Cheval und Husaren. Im Mai 1940 wurden die drei verbliebenen Kavallerie-Divisionen teilweise motorisiert und in leichte mechanisierte Divisionen und leichte Kavallerie-Divisionen umgewandelt.

Kolonialtruppen

marokkanischer Tirailleur
Ein marokkanischer Tirailleur mit einer beachtlichen Anzahl von Auszeichnungen in Frankreich.
Die Kolonialtruppen aus Algerien, Marokko und Tunesien galten als Teil der national-französischen Streitkräfte und Nordafrikaner stellten einen großen Anteil in der Armee Frankreichs. Die 12 nordafrikanischen Infanterie-Divisionen bestanden ebenfalls aus drei Infanterie-Regimentern, aber nur einem Artillerie-Regiment. Sie beinhalteten Regimenter der französischen Fremdenlegion, Zuaven und marokkanische, algerische und tunesische Tirailleure (Leichte Infanterie).
Drei Kavallerie-Brigaden der Sphais aus Algerien und Marokko kämpften während des Westfeldzug ausgezeichnet, bevor sie sich in die unbesetzte Zone Frankreichs zurückziehen mussten. Eine Spahi-Brigade hatte eine Stärke von etwa 80 Offizieren, 2.200 Mannschaften (davon 930 Franzosen), 2.000 Pferden und 150 Kraftfahrzeugen.

Französische Kolonialtruppen waren unter der Kontrolle eines besonderen Direktoriums des Kriegsministeriums und wurden teilweise in Übersee, aber auch teilweise in Frankreich selbst stationiert. Ihr Kommandant hatte den Status eines Regionalbefehlshabers und war Oberbefehlshaber der Kolonialtruppen in Frankreich. Die Bezeichnung von Formationen mit ‚Kolonial‘ bedeutete entweder, dass die Einheit in Frankreich zum Einsatz in den Kolonien aufgestellt worden war, oder dass sie aus Eingeborenen-Truppen aus dem französischen Kolonialreich bestand.


Im Mai 1940 existierten neun Divisionen von Kolonial-Infanterie und zudem gab es in der 102. Festungs-Division in der Maginot-Linie jeweils eine Halb-Brigade von Maschinengewehrschützen aus Indochina und Madagaskar. Dazu wurden noch eine Reihe von französischen Divisionen durch die Hinzunahme von Regimentern aus den Kolonien auf vollständige Stärke gebracht.


Divisionen der französischen Armee 1940 (A)

Infanterie DivisionLeichte Mechanisierte DivisionPanzer Division
Verbände insgesamt 123 (30 reguläre, 9 motorisierte, 13 Festungs-, 12 nordafrikanische, 9 Kolonial-Divisionen) 3 + 5 Kavallerie-Divisionen in Umrüstung auf Fahrzeuge4 - 6
Infanterie-Regimenter3 mit je 3.000 Mann und 80 Offizieren1 mit 3.000 Mann und 80 Offizieren1 motorisiertes Schützen-Bataillon (ca. 1.000 Mann)
Offiziere500??
Unteroffiziere, Mannschaften17.000??
Gesamtstärke17.500??
Maschinengewehre 514 (168 schwere, 346 leichte) 160 (48 schwere, 112 leichte)?
Granatwerfer 51 (27 leichte, 24 schwere) 7 (9 leichte, 8 schwere)?
Haubitzen und Feldgeschütze 60 (36 x 75mm M1897/17, 12 x 105mm, 12 x 155mm)? 24 (105mm mit Zug-Traktoren)
Panzerabwehrkanonen 49 (43 x 25mm, 6 x 47mm) 9 (25mm)?
Pferde???
Fahrzeuge???
Panzer-90 - 120 plus Panzerspähwagen 180 - 240 (90-120 schwere Char B1, 90-120 leichte Hotchkiss H-39)

Divisionen der französischen Armee 1940 (B):

Panzer-Batallions-GruppeSpahi-Brigade
Verbände insgesamtca. 8 - 123+
Infanterie-Regimenter?-
Offiziere?80
Unteroffiziere, Mannschaften?2.200 (Kavallerie)
Gesamtstärke?2.280
Maschinengewehre??
Granatwerfer??
Haubitzen und Feldgeschütze??
Panzerabwehrkanonen??
Pferde?2.000
Fahrzeuge?150
Panzer90 - 120-

Französische Luftwaffe

Dewoitine D520
Eine Dewoitine D520, der beste französische Jäger des 2. Weltkrieges. Bis Mai 1940 waren 101 ausgeliefert und im Juni hatte der tägliche Ausstoß schon zehn Stück erreicht. Diese Jagdflugzeuge erzielten 147 Abschüsse bei einem Verlust von 85 Maschinen und 44 Piloten.

Die Luftverteidigung Frankreichs und der Überseegebiete war in fünf Luftraum-Regionen eingeteilt. Diese bestanden aus den Regionen Dijon, Paris, Tours, Aix-en-Provence und Nordafrika.
Der größte Verband der französischen Luftwaffe war die Luft-Division , welche jeweils aus zwei oder drei Brigaden mit je zwei bis drei Staffeln bestand. Dazu gab es noch unabhängige Luft-Brigaden.

Die französische l’Armee de l’Air hatte unter einer erheblichen Vernachlässigung zwischen den beiden Weltkriegen gelitten und ihre Kampfleistung im Jahr 1940, mit Maschinen die zumeist ihren deutschen Gegnern unterlegen waren, war nicht sehr beeindruckend. Nach französischen Quellen waren im Mai 1940, zum Zeitpunkt des deutschen Angriffes, nur etwa 420 moderne Jagdflugzeuge und 31 schwere Bomber einsatzbereit.

Zu Beginn des deutschen Angriffs am 10. Mai 1940 verfügt die französische Luftwaffe an der Front über 1.604 Flugzeuge (764 Jäger, 260 Bomber, 180 Aufklärer und 400 Armee-Verbindungsflugzeuge).

Die Flugabwehr-Artillerie, mit Ausnahme der beim Feldheer eingesetzten Teile, stand unter dem Kommando der Flugabwehr-Artillerie im Luftfahrtministerium. Zum Zeitpunkt der Mobilisation im September 1939 fand eine Reorganisation statt, welche die Flugabwehr-Verteidigung von Frankreich in eine ‚Innere Zone‘ und Küstenregionen aufteilte. Letztere kamen unter die Kontrolle des Marine-Ministeriums, während die der ‚Inneren Zone‘ in fünf Bataillonen zu je drei Batterien mit 75-mm-Flak-Geschützen und ein sechstes Bataillon aus Suchscheinwerfern eingeteilt wurde.
Während des Kriegszustandes war die Flugabwehr-Artillerie auch verantwortlich für den Einsatz von Sperrballons.

Die Gesamtstärke der französischen Luftwaffe, zusammen mit der Aviation Colonaile: 1.200 Jagdflugzeuge, 800 Aufklärungsflugzeuge, 1.300 Bomber.


Quellenangaben und Literatur

The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Der Grosse Atlas zum II. Weltkrieg (Peter Young)


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