Verluste im Ersten Weltkrieg


Anzahl der Verluste an Soldaten, Zivilisten, Schiffen, durch den Luftkrieg und Kriegskosten und Schäden im Ersten Weltkrieg.

Der gefallene Kamerad
Der gefallene Kamerad.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war die Größenordnung der Verwüstungen und Verluste an Menschenleben unvergleichbar zu allen vorausgegangenen Konflikten in der Menschheitsgeschichte.
Im Vergleich zu früheren Kriegen hielten die Kämpfe, mehr oder weniger heftig, praktisch andauernd an. Zwischen August 1914 und November 1918 verging praktisch kein Tag ohne irgendwelche militärische Operationen und Verlusten.
Gleichzeitig waren die Kämpfe sehr heftig, was hauptsächlich auf die Art des vorherrschenden Grabenkriegs und der dabei von den kriegführenden Nationen verwendeten, zerstörerischen Waffen zurückzuführen war, welche zuvor unbekannt waren.

Verluste


Die durchschnittlichen Tagesverluste in den vorausgegangenen neun größeren Kriegen betrugen in den Französischen Revolutionskriegen und den nachfolgenden Napoleonischen Kriegen von 1789 bis 1815 pro Tag 233 Soldaten. Im Krimkrieg von 1854 bis 1856 stieg die Zahl auf 1.075 gefallene Soldaten pro Tag. Im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 waren es 518 tote Soldaten pro Tag, während die Zahl der Opfer im Preußisch-Dänischen Krieg von 1864 nur 22 waren.
Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 schnellte diese Anzahl wieder auf 1.125 herauf, während es im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 mit 876 gefallenen Soldaten pro Tag etwas weniger waren.
Im Burenkrieg von 1899 bis 1902 gab es täglich lediglich 10 Gefallene und im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 überschritt diese Anzahl nicht 292, trotz des erstmaligen, umfassenden Einsatzes modernerer Waffen wie Maschinengewehre.
In den Balkankriegen von 1912 und 1913 stieg die Zahl aber dann auf 1.941 Gefallene pro Tag und im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 schnellte die Zahl der Verluste unter den Soldaten auf ungeheuerliche 5.509 pro Tag.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass alle Zahlenangaben zu den Verlusten an Menschenleben nur grobe Schätzungen sein können.
Von den 65 Millionen Soldaten, welche von allen kriegführenden Nationen mobilisiert wurden, wurden etwa 8 Millionen getötet und weitere 21 Millionen verwundet.

Für die Mittelmächte beliefen sich diese Verluste auf 1,8 Millionen Tote aus 11 Millionen, welche in Deutschland mobilisiert wurden. Österreich-Ungarn mobilisierte 7,8 Millionen Mann und erlitt 922.000 Tote, die Türkei hatte 325.000 Tote aus 2,8 Millionen mobilisierter Soldaten und Bulgarien 76.000 Tote aus 1,2 Millionen mobilisierter Männer.

Bei der Entente oder Alliierten lauten diese Zahlen für Frankreich 1,36 Millionen Tote aus 8,4 Millionen mobilisierter Männer, für das Britische Empire 908.000 Tote aus 8,9 Millionen Mobilisierter, für Russland 1,7 Millionen Tote aus 12 Millionen Mobilisierter, für Italien 462.000 Tote aus 5,6 Millionen Mobilisierter und für die U.S.A. 50.000 Tote aus 4,3 Millionen Mobilisierter.
Hinzu kommen für Belgien 14.000 Tote aus 267.000 Mann, für Serbien 45.000 aus 707.000 Mann, für Montenegro 3.000 aus 50.000 Mann, Rumänien 335.000 aus 750.000 Mann, Griechenland 5.000 aus 230.000 Mann, Portugal 7.000 aus 100.000 Mann und Japan 300 Tote aus 800.000 mobilisierten Männern.

Deutsche Soldaten bei einer Beerdigung
Deutsche Soldaten bei einer Beerdigung für Gefallene bei Verdun.

Ebenso wie die militärischen Verluste beliefen sich auch die der Zivilbevölkerung in bisher unbekannten Ausmaß. Insgesamt kamen etwa 6,6 Millionen Zivilisten ums Leben, davon etwa Zwei-Dritteln hauptsächlich in Russland und der Türkei. Mit den Opfern der alliierten ‚Hunger-Blockade‘ gegen die Mittelmächte und den mindestens 6 Millionen Opfern der Spanischen Grippe kommen andere Berechnungen sogar auf über 13 Millionen.
Im Fall der Türkei waren der Großteil der mindestens 2,1 Millionen getöteten Zivilisten Opfer ethnischer Säuberungen an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten. Andere Quellen geben bis zu 4 Millionen Opfern an Armeniern, Syriern, Juden und Griechen bis zum Ende des türkischen Befreiungskrieges an.

Auch die Überlebenden der Kämpfe waren von den Erfahrungen gezeichnet. Viele einfache Soldaten litten weiterhin unter tiefen, psychischen Traumata, was im Englischen als ‚Shell-Shock‘ bekannt wurde, während sie in Deutschland als ‚Kriegszitterer‚ bezeichnet wurden.
Zwar waren die Soldaten des Ersten Weltkrieges der Todesgefahr wie in allen vorausgegangen Zeiten ausgesetzt gewesen, aber im Gegensatz zu ihren Vorgängern aus früheren Kriegen standen sie nicht nur ein paar Stunden während einer Reihe von zeitlich getrennten und relativ kurzen Gefechten unter diesem psychischen Druck, sondern nun für 24 Stunden am Tag und das über Wochen, wenn nicht sogar Monaten.

Kriegsinvaliden
Zu den Kriegsopfern gehörten nicht nur die Gefallenen, sondern auch die Hunderttausenden von Kriegsinvaliden. Diese Personen gründeten oft die Frontkämpfer-Verbände.

Mobilisation und Verluste 1914-1918

Alliierte:

MobilisiertGesamtverlusteTote aus allen UrsachenVerwundeteKriegsgefangene oder Vermisste
Belgien380.000200.13045.50078.62473.976
Britisches Empire (insg.)8.904.4673.428.535947.0232.289.860191.652
Australien416.809215.51459.330152.1004.084
Großbritannien5.704.4162.555.799722.7851.662.625170.389
Kanada628.964236.23359.544172.9503.735 (davon 6 Vermisste)
Britische Kolonien134.83751.78145.9674.826988
Indien1.679.998140.01562.05666.88911.070
Neufundland11.9223.6611.0822.314170 (davon 18 Vermisste)
Neuseeland128.52558.49216.64541.317530
Südafrika136.07018.9137.121 oder 9.05011.4441.538
Französische Territorien (insg.)8.660.0006.220.8001.397.8004.266.000557.000
Frankreich8.091.0001.322.000531.300
Frz.-Nordafrika und Kolonien569.000 75.700
Griechenland230.00038.31023.09814.1451.067
Italien5.903.1402.197.000680.000947.000600.000
Japan800.00013.2451.34411.901?
Montenegro50.00020.0003.00010.0007.000
Portugalüber 200.00035.2478.14514.78412.318
Rumänien1.234.000535.706335.706120.00080.000
Russland12.000.0009.300.0001.600.000 bis 1.850.0004.950.0002.500.000
Serbien707.343413.641127.535133.148152.967 (davon 82.535 Vermisste)
USA4.743.826325.236116.708204.0024.526 (davon 46 Vermisste)

Mittelmächte:

MobilisiertGesamtverlusteTote aus allen UrsachenVerwundeteKriegsgefangene oder Vermisste
Österreich-Ungarn8.000.0004.650.2001.496.200 (davon 480.000 in Kriegsgefangenschaft umgekommen)1.943.0001.211.000
Bulgarien1.200.000346.869101.224155.026über 90.619
Deutsches Reich13.250.0007.209.4131.808.555 (davon 55.006 in Kriegsgefangenschaft umgekommen)4.248.1581.152.800
Türkei2.998.3211.965.000 bis 2.415.000550.000 bis 600.0001.565.000ca. 250.000


Zivilisten (1914-1918, einschließlich Hungersnot und Krankheiten):

1914-1923Tote
Belgien30.000
Großbritannien30.633 (davon 15.313 als Handelsmatrosen und Fischer)
Frankreich40.000 (davon 3.000 bei der Handelsmarine)
Russlandmind. 2.000.000 (davon 500.000 Polen und Litauer)
Griechenland132.000
Rumänien275.000
Serbien 650.000
Deutschland812.296 (davon 760.000 Hunger-Opfer der Blockade)
Österreich-Ungarn300.000 (über 2/3 Polen)
Bulgarien275.000
Türkei (Massaker an Armeniern, Syriern, Juden, Griechen)bis zu 4.000.000 bis 1923 (davon 2.150.000 bis 1918, davon die Hälfte Armenier)
Auf See und durch Luftangriffe (insgesamt, alle Nationen)mind. 100.000
Spanische Grippemind. 6.000.000


Schiffs-Verluste 1914-1918

Alliierte Kriegsschiffe:

GroßbritannienFrankreichItalienJapanRusslandU.S.A.
Tonnage651.907172.26192.10448.453126.52841.365
Personal41.05811.4003.0651.039+5.000 (nur Tote)8.106
Schlachtschiffe2-1-2-
Schlachtkreuzer3-----
Alte Schlachtschiffe (Vor-Dreadnoughts)104211-
Kreuzer1352121
Leichte Kreuzer12-13--
Monitore4-2---
Küsten-Verteidigungs-Schiffe1-----
Träger3-----
Zerstörer661182222
Torpedoboote118511-
Kanonenboote52--21
Schaluppen181----
Patrouillen-Boote2-----
Minenleger221-3-
Minenräumer18-2-25-
Bewaffnete Handels-Kreuzer171314-1-
Bewaffnete Enter-Dampfer13-----
Küsten-Motor-Boote13-17 (MAS-Boote)---
Fluss-Kanonen-Boote2-----
U-Boote54128-202

Zusätzlich verlor Portugal ein Hilfs-Kanonenboot und ein Fluss-Kanonenboot mit zusammen 142 Mann. Griechenland verlor einen von Frankreich beschlagnahmten Zerstörer. Rumänien verlor ein Torpedo-Boot und 1 Fluss-Torpedoboot.

 

Kriegsschiffe der Mittelmächte:

Österreich-UngarnDeutsches ReichTürkeiBulgarien
Tonnage58.416362.37130.640195
Personal?24.955??
Schlachtschiffe2---
Schlachtkreuzer-1 (gr. Panzerkreuzer)--
Alte Schlachtschiffe (Vor-Dreadnought)-11-
Küsten-Verteidigungs-Schiffe1-1 (veraltet)-
Kreuzer-6--
Leichte Kreuzer220--
Zerstörer4533-
Torpedoboote26352
Kanonenboote-56-
Fluss-Kanonen-Boote-31-
Fluss-Monitore3---
Minenleger-13-
Minenräumer-283-
Motor-Torpedo-Boote (S-Boote)-2--
Bewaffnete Handels-Zerstörer-11--
U-Boote7192--

Handelsschiffe:

NationTonnage (t)Schiffe
Belgien105.000?
Brasilien31.000?
Großbritannien7.759.0902.479
Dänemark245.000?
Frankreich819.000500 nur an U-Boote
Griechenland415.000?
Niederlandeca. 230.000?
Italien872.341633
Japan128.000?
Norwegen1.177.001?
Portugal28.637?
Rumänien??
Russland183.000?
Spanien260.000?
Schweden264.000?
USA531.000?
Österreich-Ungarn15.116?
Bulgarien??
Deutsches Reich4.900.000643
Türkei61.470?


Luftkrieg-Verluste 1914-1918

Flugzeuge und Flugpersonal:

NationFlugzeugeLuftschiffePersonal
Großbritannienca. 4.000 (plus 15.000 beim Training)99 (zerstört)16.623
Frankreichca. 3.00045.333 (Tote und Vermisste)
Russland358 (nur deutsche Abschüsse an der Ostfront)-?
Italien267 (nur von der Marine)7?
USA357-?
Deutschland3.128 (einschl. 460, welche für die Türken flogen)67 (17 über England, 17 sonst wo abgeschossen)15.906 (davon 389 mit Zeppelinen)
Österreich-Ungarnüber 423 (plus 231 der Marine bei Unfällen oder Ausmusterung)-?

Verluste bei Luftangriffen:

OpferSchaden (Brit. Pfund)BombenEinsätze über Ziel
England (insg.)4.8302.962.1118.575?
nur London2.6302.043.1991.824?
nur Zeppeline auf England557 Tote + 1.358 Verletzte1.527.5855.751 (196,4 t)202 (von 277) in 54 Angriffen, 17 verloren
nur Gotha und Gigant-Bomber auf England835 Tote + 1.973 Verletzte1.418.2742.471 (73,6-113 t)330 (von 446) in 27 Angriffen, 28 verloren
nur andere Flugzeuge auf England22 Tote + 85 Verletzte16.25230161 in 37 Angriffen, 6 verloren
Frankreich (nur Paris)914 (plus 880 durch Paris-Kanone)???
Deutschland2.5891.200.000 (24.000.000 Reichsmark)14.208?


Kriegskosten

Die finanziellen und ökonomischen Kosten des Krieges 1914-1918:

Nationin Millionen Britischen Pfundin Millionen US-Dollar
ALLIIERTE
Belgien2.03910.195
Großbritannien7.85239.260
Britisches Empire insgesamt10.39551.975
Frankreich9.975,449.877
Griechenland111,2556
Italien3.628,618.143
Japan??
Portugal60-80300-400
Rumänien520,22.601
Russland5.12121.600
Serbien4802.400
USA6.46432.320
MITTELMÄCHTE
Österreich-Ungarn4.92123.706
Bulgarien2031.015
Deutsches Reich11.614,458.072
Türkei6893.445
NEUTRALE
Dänemark1890
Niederlande134,4672
Norwegen26130
Schweden859,64.298
Schweiz50250

Diese Zahlen beinhalteten die Kriegsaufwendungen der Regierungen, Kriegsanleihen und Darlehen sowie die Materialschäden. Es sind nur Schätzungen möglich und die Zahlen gelten nur als relative Richtlinien. 1914 betrug der Wechselkurs 5 US-Dollar für ein Britisches Pfund.



Erinnerung an die Gefallenen

An die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die oft als ganz junge Männer auf den Schlachtfeldern zurückgeblieben waren, wird auch heute noch in vielen Ländern gedacht.
Dafür gibt es verschiedene Gedenktage, darunter der Waffenstillstands-Tag in Frankreich, der ANZAC-Tag in Australien, der Jahrestag des Sieges (4. November) in Italien, Remembrance Sunday in Großbritannien, der Memorial Day in den U.S.A. und der Volkstrauertag in Deutschland.

An diesen Tagen wurden vor allem von den Veteranen-Verbänden Kränze an den Denkmälern des Unbekannten Soldaten niedergelegt, um die Erinnerung an die Toten und Kameraden aufrechtzuerhalten. Heute dürfte aber wohl kaum noch ein Zeitzeuge des ‚Großen Krieges‘ von 1914 bis 1918 am Leben sein.

In Frankreich wurden nach Kriegsende über 35.000 Denkmäler für den unbekannten Soldaten errichtet. Davon steht das wohl eindrucksvollste an der Stelle, wo die blutigste Schlacht des Krieges geschlagen wurde, in Verdun.
Auf den französischen Denkmälern sind die patriotischen Einlassungen weniger stark als bei anderen Nationen ausgeprägt. Das nicht sonderlich autoritäre Frankreich erlaubte hier auch pazifistische Auslassungen, wie sie zum Beispiel im Faschismus undenkbar waren.
Dadurch, dass die Gefallenen nicht als Helden verehrt werden sollen, sind die dortigen Denkmäler zumeist viel berührender und lösen selbst noch heute beim Besucher eine tiefe Trauer aus. Deshalb gibt es unter diesen Denkmälern einige, die den Krieg auf das heftigste verdammen und als Geißel der Menschheit anprangern, welche nur Tod und Elend über die Menschheit bringt.

Paris am Grab des unbekannten Soldaten
In Paris am Grab des unbekannten Soldaten in den 1920er Jahren.

In Italien wurden ebenfalls viele Denkmäler in Städten und selbst Dörfern errichtet, vor allem unter der Herrschaft Mussolinis und seiner Faschisten. Der Faschismus versuchte die Erinnerung an den Krieg aufrechtzuerhalten, sodass die Inschriften auf diesen Denkmälern oft von typisch faschistischer Rhetorik geprägt waren.
Insbesondere von 1925 bis 1928 wurden einige sehr bedeutende Denkmäler davon erbaut. Dazu gehören das Monument von Redipuglia, wo der 1923 angelegte Friedhof der Gefallenen der ‚Unbesiegbaren 3. Armee‘ ausgebaut und die imposante ‚Treppe der Hunderttausend‘ errichtet wurde, welche 1938 eingeweiht wurde.

Gemein ist diesen, während der Herrschaft der Faschisten errichteten Denkmäler an den Ersten Weltkrieg in Italien, dass die Namen der Gefallenen zumeist in der hierarchischen Reihenfolge ihrer militärischen Ränge eingraviert sind. Selbst im Tod gibt es somit keine Gleichen, sondern die Rangfolge gilt vom höchsten Offizier bis zum unbedeutendsten Soldaten weiterhin.
Auf den Inschriften wird hauptsächlich der Patriotismus und das Heldentum der Gefallenen hervorgehoben, während ihre Leiden kaum einer Erwähnung wert sind. Die hoch errichteten Statuen dieser Denkmäler drücken Stolz über ihre Taten aus und bedauern kaum den Tod der zumeist in jungen Jahren Gefallenen und die Trauer ihrer Angehörigen darüber.


Die Kämpfe gehen weiter

Trotz der bisher schon sehr großen Opferzahlen und des Waffenstillstandes vom 11. November 1918 gingen die Kämpfe trotzdem immer noch in Europa und Teilen der Welt weiter.
In den ehemaligen Provinzen von Österreich-Ungarn und Russland kam es sofort zu bewaffneten Zusammenstößen, wobei einige dieser Konflikte aufgrund der territorialen Ansprüche der gerade in Osteuropa neu errichteten Staaten entstanden.

So forderten die Polen russische Gebiete am Fluss Bug, wo damals viele Polen lebten. Deshalb begannen sie 1920 einen Präventivschlag gegen das bolschewistische Russland und siegten schlussendlich unter Mühen.
Das noch innerlich zerrissene bolschewistische Russland gab erst einmal nach, sah die Angelegenheit aber nur auf die Zukunft vertagt. Gleichzeitig wollten die Bolschewisten die Russische Revolution auf ganz Europa ausdehnen und hatten immer die Rückgewinnung der im Vertrag von Brest-Litowsk verlorenen Gebiete auf der Agenda.

Amerikanische Soldaten an Bprd eines Kreuzers nach Archangelsk
Amerikanische Soldaten an Bord eines Kreuzers nach Archangelsk. 8.500 Mann schicken die Alliierten zum Kampf gegen die Bolschewisten.

Zwar versuchten die Alliierten die Russische Revolution zu zerschlagen und intervenierten in den dortigen Bürgerkrieg zwischen Roten und Weißen, doch ging die Rote Armee in den von 1918 bis 1921 andauernden Kämpfen als Sieger hervor. Damit war die bolschewistische Herrschaft und die daraus folgende Dominanz der Sowjetunion über Osteuropa ein Faktum geworden.

Weitere interne Dispute entstanden in mittel- und osteuropäischen Ländern zwischen den linken und rechten Flügeln der Volksgruppen. Die Linken wurden dabei oft von den russischen Bolschewisten und die Rechten von den Alliierten unterstützt.
Viele dieser neuen Republiken litten auch unter ethnischen Konflikten, obwohl bei den Ziehungen der neuen Grenzen versucht wurde, die einzelnen Volksgruppen zu berücksichtigen. Dies gelang allerdings oft nicht und legte die Grundlage für spätere Konflikte. Vor allem die deutschen Volksgruppen in Österreich, Polen und der Tschechoslowakei bildeten den Nährboden für den nächsten Weltkrieg.

Auch Hochexplosiv war immer noch die Lage auf dem Balkan, vor allem zwischen Rumänien und Ungarn. Das dortige Völkergemisch stellte einen politischen Brandherd dar. So wurden die dortigen Staaten im Grunde nur nach den Grenzen der ehemaligen österreich-ungarischen Provinzen gebildet, die aber keinesfalls mit den einzelnen Volksgruppen übereinstimmten, was eigentlich die Vision der ‚Vierzehn Punkte‘ von US-Präsident Wilson gewesen war.

Das von den Alliierten zerstückelte und von den Griechen besetzte Osmanische Reich setzte sich als einziges Mitglied der ehemaligen Mittelmächte gegen die Sieger zu Wehr und Kemal Pascha, genannt Atatürk, gelang es im Befreiungskrieg von 1920 bis 1923, die moderne Türkei zu gründen.
Und auch die Araber, die zugunsten der Alliierten einen Befreiungskrieg gegen die Osmanen begonnen hatten, wurden tief enttäuscht. Anstatt Unabhängigkeit zu erhalten, wurden sie nun praktisch Kolonien der Alliierten und der Aufstand von 1920 unter Emir Feisal gegen die neuen Unterdrücker endete in der Niederlage von Maysalun gegen britisch-französische Truppen.

Frieden von Lausanne
Die griechischen Besetzung des Gebietes von Smyrna führen bald zum griechisch-türkischen Krieg, welcher erst nach zwei Jahren im Frieden von Lausanne 1923 (Bild) beendet wird.

Die Alliierten, vor allem Wilson, hatten den Ersten Weltkrieg oft als Kreuzzug zur Befreiung der unterdrückten Völker dargestellt – in Wirklichkeit vertieften sie diese Probleme mit ihren Friedensverträgen, welche die Grundlagen für zukünftige Konflikte bildeten.

Noch während nicht alle Konflikte, welche direkt aus dem Ersten Weltkrieg entstanden waren, beendet oder alle Friedensverträge unter Dach und Fach waren, folgte bereits am 28. Oktober 1922 im ebenfalls tief enttäuschten Italien, das sich um seine Kriegsziele von seinen Verbündeten betrogen sah, der ‚Marsch auf Rom‘ durch die Faschisten unter Benito Mussolini. Damit hatte die Welt schon eine Ahnung von der zukünftigen Entwicklung.


Quellenangaben und Literatur

History of World War I (AJP Taylos, S.L. Mayer)
Der Erste Weltkrieg – Storia illustrata della Prima Guerra Mondiale (Hans Kaiser)
Der I. Weltkrieg – Eine Chronik (Ian Westwell)
Chronicle of the First World War, 2 Bände (Randal Gray)


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