US-Armee 1. Weltkrieg


Die amerikanische Armee im Ersten Weltkrieg.
Uniformen, Waffen, Artillerie, Luftstreitkräfte und Aufbau der US-Armee 1917 bis 1918.

Amerikanische Soldaten in Frankreich
Eine Gruppe amerikanischer Soldaten bei ihrer Ankunft in Frankreich.

Der eigentliche Kriegseintritt der USA im April 1917 in den 1. Weltkrieg war tatsächlich von geringerer strategischer Bedeutung, als sich das die jubelnden Massen in Großbritannien und Frankreich vorgestellt hatten. Weder gab es eine anhaltende, ständig positive Entwicklung des Kriegsverlaufs, noch wurde es zu einer massiven Rettungsaktion.
Allerdings hätten die Alliierten ohne die USA den Krieg wohl verloren. Die Erklärung dieses Paradox liegt in der Tatsache, dass die amerikanische Hilfe vor dem US-Kriegseintritt viel entscheidender war, als dieser selbst – zumindest bis auf die letzten drei Monate des Krieges.

Die US-Armee im 1. Weltkrieg


Großbritannien und Frankreich hatten vor 1914 veraltete Industrieanlagen und Arbeitsmethoden, welche noch auf das viktorianische Zeitalter zurückgingen. Dagegen hatte Deutschland eine moderne Industrie, vor allem durch die chemische Industrie, welche leicht auf die wichtige Munitionsproduktion umgestellt werden konnte.
Viele moderne Industriegüter und Maschinen, welche vor dem Krieg in Großbritannien verwendet wurden, stammten aus Deutschland. Mit Beginn des 1. Weltkrieg endete dieser Zustrom und nur die USA konnten hier einspringen und übertraf dazu noch Deutschland an Quantität und noch mehr bei der Qualität der Produktionsmethoden.
Es steht deshalb außer Frage, dass ohne die amerikanischen Ressourcen, Großbritannien und Frankreich kaum in der Lage gewesen wären, den Krieg zu führen und dabei ihre eigenen, modernen Rüstungsbetriebe aufzubauen.

Bis Mitte 1917 hatten Großbritannien und Frankreich mit amerikanischer Hilfe jedoch gut aufgestellte Kriegsindustrie, befanden sich aber wegen der schweren Verluste, die sie in den vergangenen Jahren erlitten hatten, in einer zunehmend problematischeren Lage, ausreichend Soldaten und Arbeitskräfte aufzubieten.

Auch wenn die Vereinigten Staaten nicht die 180 Millionen Russen ersetzen konnten, welche für die alliierte Sache in diesem Zeitraum wahrscheinlich verloren gehen würden, so hatten sie jedoch bei einer Bevölkerung von 93 Millionen Menschen eine große Reserve an mobilisierbaren Männern.
Jedoch fehlte weitgehend die militärische Rüstungsindustrie, um diese Truppen auszustatten, obwohl sich die Stahlproduktion auf 45 Millionen Tonnen im Jahr belief und damit etwa dreimal so groß war, wie von Deutschland und Österreich-Ungarn zusammen.

Anstatt darauf zu warten, dass die Amerikaner zu einem Zeitpunkt, bei dem Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung war, erst einmal nach und nach ihre eigenen Streitkräfte bewaffnen und ausrüsten konnten, war es für Großbritannien und Frankreich besser, der US-Armee und ihren Luftstreitkräften diese Mittel zur Verfügung zu stellen.
Nur die US-Marine, die stärkste amerikanische Waffengattung, war voll einsatzbereit und ausgebaut und benötigte keine zusätzliche Hilfe.

Diese Entscheidung über die Ausrüstung der US-Armee im 1. Weltkrieg brachte es auch mit sich, dass kein Schiffsraum benötigt wurde, um große Mengen an amerikanischen Waffen und Ausrüstung in Übersee zu transportieren. Dieser konnte stattdessen dafür genutzt werden, um eine größere Anzahl von US-Soldaten schneller nach Europa zu bringen. Diese kluge Strategie ermöglicht es, dass schon 1917/18 etwa zwei Millionen US-Soldaten den Nordatlantik überqueren konnten.

Die USA erklärten Deutschland am 6. April 1917 den Krieg und die Friedensstärke der US-Armee belief sich auf 190.000 Offiziere und Mannschaften. Von diesen trafen die ersten Soldaten bereits am 26. Juni 1917 in Frankreich ein.


Uniformen

US-Infanterie im 1. Weltkrieg
US-Inafnterie im 1. Weltkrieg (v.l.n.r.): Infanterist in Marschausrüstung (Tours, Juni 1918); Leutnant des 305. MG-Bataillons (Watten, 19. Mai 1918); Rückansicht des US-Infanteristen in Marschausrüstung.

Die US-Truppen trafen mit ihren eigenen Uniformen und amerikanischen Handfeuer- und Infanteriewaffen in Europa ein. Die USA hatten 1903 eine khaki-farbene Uniform eingeführt. Bei ihrer Ankunft in Frankreich erhielten sie teilweise französische Uniform-Stücke sowie britische Stahlhelme und Gasmasken. Jedoch wurden die afroamerikanischen Einheiten den französischen Verbänden zugeteilt und erhielten stattdessen die französischen Adrian-Helme.

Offiziere trugen khakifarbene Dienst-Schirmmützen mit einem hell-khaki Mohairband und hell-brauner Spitze und Kinnriemen. Auf der Vorderseite war der amerikanische Adler in bronzierten Metall.
Alle Ränge hatten den khakifarbenen Feldzugs-Filzhut, welcher sich schnell als unpraktisch herausstellte und bald weggelassen wurde. Diese wurde durch die populären ‚Übersee‘-Mütze ersetzt, welche getragen wurde, wenn kein Stahlhelm notwendig war. Die Schnüre des Feldzug-Filzhutes und Kordeln der ‚Übersee‘-Mützen der Offiziere waren in den Farben der jeweiligen Waffengattung.


Die Tunika war einreihig mit Stehkragen, fünf bronzenen Knöpfen vorne, passenden zugespitzten Schultergurten, Brustflecken und Seitentaschen mit spitzer Klappe und Knöpfen. Dazu eine Reihe aus khakifarbenen Spitzen um die Manschetten für beauftragte Ränge.
Sie wurde mit passenden Pantaleons oder Hosen bei Offizieren getragen, entweder mit Segeltuch-Leggins, khakifarbenen Gamaschen, mit naturfarbenen Lederstiefeletten oder mit braunen Feldstiefeln mit Frontverschnürung, Reitstiefeln oder Stiefeletten.

Der Überzugsmantel für andere Ränge war bei der Fußtruppen kurz, während er für berittene Mannschaften der Artillerie und Kavallerie lang war. Er hatte einen Stehkragen, zwei Reihen zu je vier bronzenen Knöpfen, vertikale schräge Seitentaschen und Manschetten mit Klappe und Knopf.
Der Mantel für die Offiziere war lang, zweireihig mit zwei konvergierenden Reihen von fünf großen Hupenknöpfen, keine Schulterstreifen und einem rückseitigen Halbgürtel mit zwei Knöpfen. Der Rang wurde durch ungarische Knoten auf den Manschetten in braunen oder schwarzen Streifen angegeben.

Bei warmem Wetter trugen alle Ränge olivgrüne Flanellhemden mit beiger Krawatte, sowie entweder Woll- oder Drill-Hosen. Einige Offiziere trugen die Drill-Version der wollenen Dienstkleidung, welche im Schnitt identisch war, mit der Ausnahme von spitzen Manschetten und ohne Litze.

Zusätzlich zu dem zuvor beschriebenen Übergangsmantel, bestand die Winterkleidung aus einer Schlechtwetter-Kappe, hergestellt aus hellem ‚Senf‘-Khaki-Gabardine mit passender Tuchspitze und Ohrenklappen sowie khakifarbenem Futter. Es gab entweder einen langen, Gabardine-Grabenmantel in heller Khaki-Farbe, oder die kurze Mackinaw-Jacke mit zwei Reihen aus je fünf bronzenen Knöpfen, eingepassten Gürtel, khakifarbenen Tuch-Rollkragen, Aufhänger und Knöpfe an den Manschetten, einer Tasche an der rechten Brust und Seitentaschen mit entweder geraden oder spitzen Klappen.

Infanterie war ausgestattet mit der Modell 1910 Woll-Ausrüstung (gewoben), welche zusammen mit dem Gewehr über 31 kg wog. Kavallerie erhielt die Modell-1910-Ausrüstung. Offiziere trugen zuerst einen Leder-Hüftgurt mit quadratischer Messingschnalle, später aber Leder-Ausrüstung, wie einen Pistolenhalfter, Munitionsbeutel usw. An der Front in Frankreich begannen sie aber gewobene Ausrüstung zu verwenden und die britische ‚Sam-Browne‘-Ausrüstung zusammen mit dem Dienstanzug beim und außerhalb vom Dienst zu verwenden.

Der Rang der Offiziere wurde durch die Farbe der ‚Feldzugs‘-Hütschnüre und ‚Übersee‘-Mützenschnur, durch Metallabzeichen auf den Schultergurten, an der rechten Seite des Hemdkragens, an der ‚Übersee‘-Mütze und durch die Streifen an den Manschetten der Überzugs- oder Regenmäntel angezeigt.
Mannschaftsränge trugen olivfarbene, eintönige Chevrons mit entweder Bögen oder Bändern auf beiden Ärmeln des Hemdes, Tunika und Mantel.


Infanterie-Waffen

US-Truppen mit Springfield-Gewehren
US-Truppen 1917 in England mit Springfield-Gewehren davor, wahrscheinlich von der ‚Rainbow‘-Division.

Die US-Truppen waren mit dem ausgezeichneten amerikanischen Infanterie-Gewehr M1903 Springfield Rifle und dem Browning Automatic Rifle BAR ausgerüstet. Es wurden aber auch französische und britische Waffen geführt, darunter die vom britischen Infanterie-Gewehr abgeleitete Rifle M1917 Enfield und das französische leichte Chauchat-Maschinengewehr.
Die afroamerikanischen Truppen, welche bei den Franzosen eingesetzt wurden, waren mit französischen Lebel- und Berthier-Gewehren bewaffnet.
Das hauptsächlich verwendete schwere Maschinengewehr der US-Army war das gerade neu eingeführte US M1917 Browning MG.


US-Artillerie

Wenn es allerdings um die schwere Ausrüstung und Bewaffnung ging, waren die amerikanischen Expeditionsstreitkräfte (AEF) überwiegen von französischen und britischen Waffen abhängig.
Bei der Artillerie stützte sich das AEF vorwiegend auf das hervorragende französische 7,5-cm M1897 Feldgeschütz und die 155-mm-Haubitze. Die Briten lieferten dazu noch eine Anzahl von 8-inch (203-mm) Haubitzen.

Supremacy 1914

Die Panzertruppe des AEF bestand hauptsächlich aus französischen leichten Panzern Renault FT-17 und einigen wenigen schweren britischen Typen. Zwar gab es Pläne, den Mark VIIILiberty‘-Tank zu produzieren, welcher auf dem britischen Entwurf basierte und erst in Frankreich mit einem dort gebauten amerikanischen Aero-Motor ausgerüstet werden sollte, jedoch endete der Krieg, bevor dies realisiert werden konnte.


US-Luftstreitkräfte

Curtiss JN-4 'Jenny'
Die Curtiss JN-4 ‚Jenny‘ war das erfolgreichste US-Flugzeug des Ersten Weltkriegs – allerdings als Trainingsflugzeug. Mehr als 5.500 wurden bis Ende 1918 gebaut.

Die Piloten des United States Army Air Service erlernten das Fliegen weitgehend auf amerikanischen Flugzeugen wie den Curtiss-Modellen, aber in den Kampf zogen sie mit britischen und französischen Typen, von denen viele unter Lizenz in den Vereinigten Staaten hergestellt und mit US-Aero-Motoren ausgestattet wurden. Weitere Flugzeuge wurden einfach in Großbritannien oder Frankreich eingekauft.
Bis Kriegsende hatten Großbritannien 4.881 und Frankreich 259 Flugzeuge an die US-Luftstreitkräfte geliefert.

Der hauptsächliche Jägertyp, welcher von US-Staffeln geflogen wurde, war die Nieuport 28 und verschiedene Spad-Modelle, während im späteren Verlauf des Jahres 1918 die Bomberstaffeln vorwiegend mit französischen Breguet XIV und Salmson 2 ausgerüstet waren, welche von einigen in den USA in Lizenz gebauten britischen Airco D.H.4 ergänzt wurden.


Aufbau der US-Armee

General Pershing
General Pershing bei seiner Ankunft in Frankreich.
Die amerikanischen Expeditionsstreitkräfte sollten unter dem Kommando von General Pershing in Frankreich ausgerüstet, ausgebildet und formiert werden, bevor sie als eigenständige Armee an der Front zum Einsatz kommen sollten.
Haig und Petain hatten Anfang 1918 einen schweren Mangel an Soldaten und keine Aussicht mehr, diesen auszugleichen. Daher wollten sie die US-Soldaten für ihre eigenen Verbände verwenden, um schnell Hilfe zu erhalten.
Der amerikanische Befehlshaber General J.Pershing und auch die US-Regierung bestanden jedoch darauf, eine unabhängige und vollständige Streitmacht aus eigenen Armeen, Korps und Divisionen zu bilden. Dafür waren sie bereit, solange mit dem Einsatz der amerikanischen Soldaten zu warten, bis Nachschubdienste, Artillerie-Einheiten, Hauptquartiere und alle notwendigen Stäbe aufgestellt sein würden.

Die deutsche Offensive ab dem 21. März 1918 mache die amerikanischen Pläne jedoch hinfällig, als es nur eine einsatzbereite US-Division mit drei weiteren, noch nicht vollständig ausgebildeten auf Truppenübungsplätzen, gab.
So mussten die ersten US-Einheiten bereits am 28. März 1918 im Abschnitt von Amiens an der Somme zur Verteidigung eingesetzt werden. Die 1. US-Infanteriedivision trat als erster geschlossener Divisions-Verband am 28. Mai bei Cantigny in der Nähe von Montdidier zu einem Gegenangriff an.

Nach langen Diskussionen zwischen den Alliierten wurde dann ab Juni vereinbart, anstatt vollständige US-Divisionen nach Europa zu bringen, so viele amerikanische Infanteristen wie möglich zu verschiffen. So trafen 170.000 Mann Kampftruppen im Juni und 140.000 im Juli ein.

Insgesamt wurden 84.000 amerikanische Soldaten im März 1918, 118.500 im April, 246.000 im Mai, 278.800 im Juni und 306.703 im Juli nach Europa verschifft, davon nahezu die Hälfte auf britischen Schiffen.

Dies waren größere Zahlen, als das deutsche Oberkommando vorausgesehen hatte. Bis Mitte 1918 hatte die gesamte US-Armee eine Stärke von etwa 4 Millionen Mann erreicht. Davon befanden sich etwa 1,5 Millionen Mann in Frankreich, während es nur noch 300.000 neue Rekruten – welche im Juni eingezogen wurden – für das deutsche Heer gab. Damit war der Krieg entschieden.


U.S.A. (6.4.1917-11.11.1918)

  • Bevölkerung 1917: 93,4 Millionen
  • Friedensstärke US-Armee = 190.000
  • Genaue Stärke im April 1917 = 127.588 reguläre Truppen, 504 Feldgeschütze und Küstenartillerie (21.000 Mann), 1.110 MG, 80.436 Mann National-Garde, 55 Flugzeuge (ca. 75 ausgebildete Piloten), 14 Schlachtschiffe
  • Heeresstärke im Verlauf des Krieges = 4.743.826
  • Tote Militär = 116.708
  • Verwundete Militär = 204.002
  • Ziviltote = nicht bekannt.

Quellenangaben und Literatur

Army Uniforms of World War I (Andrew Mollo, Pierre Turner)
World War I Infantry in Colour Photographs (Laurent Mirouze)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)


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