MP Typ 100, MG Typ 11 und 96


Japanische Maschinenpistole Typ 100 und leichte Maschinengewehre Typ 11 und Typ 96.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Typ 100/44
Auch die Version Typ 100/44 war nicht zur einfachen Herstellung optimiert und es gab niemals genug, um die japanische Armee damit auszurüsten.

Japanische MP Typ 100 und leichte MG Typ 11 und Typ 96.

Maschinenpistole Typ 100

Japanischer Marinesoldat
Japanischer Marinesoldat mit kugelsicherer Weste und einer Typ 100 Maschinenpistole.

Ähnlich wie in Großbritannien wurde in Japan die Entwicklung einer Maschinenpistole verschlafen. Erst 1935 wurde ein experimentelles Modell hergestellt und getestet. Aber es scheint so, als hat es wenig Begeisterung für diese Waffe gegeben, was unter den Umständen, dass Japan heftig in einen Krieg in China verwickelt war und einen Feldzug in Ostasien und dem Pazifik erwog, eigentlich sehr verwunderlich ist.
Eigentlich wäre die Maschinenpistole die ideale Waffe für den japanischen Soldaten gewesen und der Gedanke das die japanische Armee mit einer billigen und einfachen MP – ähnlich der russischen PPSh – ausgerüstet worden wäre, dürfte für die Amerikaner ziemlich erschreckend gewesen sein. Der Krieg im Fernen Osten wäre eine wesentlich blutigere Angelegenheit geworden und die ein oder andere knapp entschiedene Schlacht hätte auch in die entgegengesetzte Richtung verlaufen können.
Die Maschinenpistole Typ 100 Modell 1940 wurde 1941/42 in begrenzter Zahl an die Truppe ausgegeben. Im Grunde war dies nur eine modifizierte Schweizer Solothurn S1-100 Maschinenpistole, welche auch von der Wehrmacht und anderen Achsen-Armeen während des 2. Weltkrieg verwendet wurde.

Die Maschinenpistole 100 war mäßig gut gemacht, hatte aber einige ziemlich seltsame Merkmale. Eines davon war die Verwendung einer komplexen Vorrichtung zur Munitionszufuhr, die sicherstellte, dass eine Patrone zuvor vollständig in der Kammer lag, bevor der Schlagbolzen funktionierte. Der genaue Zweck dieser Eigenschaft ist nicht klar, es kann aber eigentlich nur als eine Sicherheitsvorrichtung für den Schützen gedacht gewesen sein.
Die Patrone, welche von allen Varianten der Maschinenpistole Typ 100 verwendet wurde, war die etwas kraftlose japanische 8-mm-Pistolenpatrone. Dies war eine eher schwache und ineffektive Wahl, was nicht gerade dadurch begünstigt wurde, dass es sich um eine flaschenförmiges Geschoss handelte, was die Munitionszufuhr komplizierter machte.

Der Lauf der Maschinenpistole Typ 100 wurde verchromt um die Reinigung zu erleichtern und den Verschleiß zu reduzieren. Um den Entwurf um noch weitere Feinheiten zu ergänzen, hatte die Waffe ein komplexes Visier und ein gekrümmtes Magazin.
Weitere Kuriositäten waren die Verwendung einer komplizierten Mündungsbremse an einigen Modellen und die Verwendung einer großen Bajonettbefestigung unter dem Lauf. Einige Versionen hatten sogar auch ein Zweibein, wie für leichte Maschinengewehre.

MP Typ 100/40
Japanische MP Typ 100/40 mit Bajonett-Halterung.

Das Modell 40 erschien in zwei Mustern: eines für die Infanterie mit einem festen Schaft und eines für die Luftlandetruppe mit einem klappbaren Schaft. An beiden war eine Halterung für ein Bajonett unter dem Lauf montiert und der Lauf war innen verchromt. Einige der Waffen für die Infanterie wurden manchmal mit einem kleinen Zweibein ausgestattet. Mechanisch waren sie wenig bemerkenswert, sie waren einfache Rückstoß-Waffen, welche nach allgemein bekannten Prinzipien arbeiteten.

Der einzige nachweisbare, größere Kampfeinsatz dieser Waffen erfolgte 1942 während des Angriffs japanischer Fallschirmjäger auf die niederländischen Ölfelder auf Java, wo vermeldet wurde, dass sie äußerst wirksam waren. Es gibt weder Aufzeichnungen zu ihrer Verwendung gegen US-Streitkräfte im Pazifik noch gegen die britischen Truppen in Burma. Es wird daher vermutet, dass weniger als 10.000 von beiden Modellen produziert wurden.

Obwohl der Typ 100/40 bei weitem nicht perfekt war, war seine Leistung gut genug um das Interesse an dieser Waffe zu wecken. Es begann die Entwicklung einer verbesserten Version, dem Modell 1944, als die Rufe von der Front nach seiner solchen Waffe immer lauter wurden. Aber die Arbeiten begannen zu spät und waren zu langsam, um größere Bestände der Waffe herzustellen.
Um die Herstellung der Waffe zu beschleunigen, wurde dafür der ursprüngliche Typ 100 stark vereinfacht, mit dem Ergebnis, dass die Konstruktion leicht verlängert wurde. Der Holzschaft war oft ziemlich unbearbeitet
und die Schussfrequenz wurde von den früheren 450 Schuss pro Minute auf 800 erhöht.
Das Visier wurden auf wenig mehr als ein Zielkorn reduziert und die große Befestigung für ein Bajonett an der Mündung wurde durch eine einfachere Halterung ersetzt. An der Mündung ragte der Lauf mehr aus der perforierten Ummantelung heraus und hatte eine einfache Mündungsbremse bestehend aus zwei Öffnungen, die in den Lauf gebohrt waren. Schweißen, oft grob, wurde wo immer möglich eingesetzt.
Das Ergebnis war eine viel gröbere Waffe im Vergleich zur früheren Version – aber eine, die solide genug für ihren Zweck war.

Das Hauptproblem für die Japaner im Jahr 1944 lag nicht so sehr in der Tatsache, dass die Maschinenpistole Type 100 nicht gut genug war, sondern dass es ihnen an der industriellen Kapazität für die Massenproduktion fehlte. Folglich mussten die japanischen Truppen ihren letzten, verzweifelten Abwehrkämpfe hauptsächlich immer noch mit dem Ariska-Gewehr austragen und waren daher ständig im Nachteil gegenüber den besser bewaffneten alliierten Soldaten.

Variante:

Typ 100/44: Mechanisch glich es dem Typ 100/40, hatte aber eine schwächere Schließfeder, welche die Feuerrate auf 800 Schuss in der Minute steigerte. Die Bajonett-Halterung wurde entfernt und das Bajonett konnte nun auf die Mündung aufgesetzt werden. Die Mündung wurde zu einem Kompensator durch das Anbohren zweier seitlicher Löcher gebildet. Es gab noch einige andere, kleinere Veränderungen, um die Waffe leichter herstellen zu können. Es wird berichtet, dass rund 7.000 Stück im letzten Kriegsjahr produziert wurden, aber es scheinen keine in die Hände der Fronttruppen gelangt zu sein.


Benutzer: Japan (für alle Varianten).


Animation 3D-Modell Japanische MP Typ 100


Spezifikationen Typ 100

Spezifikationen:

Typ 100 Spezifikation
TypMaschinenpistole
Kaliber8 mm
Länge89 cm
Gewicht 3,85 kg
Lauf23 cm mit 6 rechtsläufigen Zügen
Magazin30 Schuß Kasten-Magazin
Funktion Rückstoß, selektives Feuern
Geschoßgeschwindigkeit335 m/s
Feuergeschwindigkeit 450 Schuß/min (Modell 1944: 800 Schuß/min)

Einsatzstatistik:

Typ 100 Angaben
Hersteller Atsuta Waffenfabrik, Nagoya Arsenal
Serienproduktion1941
Endlieferung1945
Stückzahl (alle) etwa 17.000 (davon 7.000 vom Modell 1944 im Jahr 1945 gebaut)
Stückpreis unbekannt, aber nicht zur einfachen Produktion konzipiert


Leichte Maschinengewehre Taisho 11 und Typ 96

Ursprünglich war die japanische Armee recht schnell im Erkennen des Potenzials des Maschinengewehrs und erwarb schon 1902 die Rechte zur Lizenzproduktion des französischen Hotchkiss-Maschinengewehrs M1897 und führte dies bei der Truppe ein. Es wurde mit beträchtlichem Erfolg im Russisch-Japanischen Krieg eingesetzt und als Folge davon wurde der Hotchkiss-Entwurf zur Grundlage weiterer Entwürfe.

Die japanischen schweren Maschinengewehre, welche zwischen 1941 und 1945 verwendet wurden, waren daher beide Ableitungen des französischen Hotchkiss-Maschinengewehrs mit nur wenigen, lokalisierten Veränderungen. Bei den leichten Maschinengewehren entwickelten die Japaner jedoch ihrer eigenen Modelle, wobei das erste noch auf der Grundlage der gleichen Funktionsweise wie bei den Hotchkiss entstand, jedoch mit den üblichen lokalen Variationen.

Maschinengewehr Taisho 11
Japanisches leichtes Maschinengewehr Taisho 11.

Das erste davon war das 6,5-mm leichte Maschinengewehr Taisho 11 (Typ 11), welches 1922 eingeführt wurde und bis 1945 im Dienst blieb. Der Name Taisho 11 leitet sich vom elften Jahr der Taisho-Ära ab.
Seine Ursprünge aus dem Hotchkiss-Maschinengewehr sind deutlich am stark gerippten Lauf und weniger offensichtlich bei den internen Mechanismen zu erkennen. Der Entwurf wird General Kijiro Nambu zugeschrieben, dem bekannten japanischen Experten für Schusswaffen, welcher sich auch für die automatische Nambu-Pistole verantwortlich zeichnete. Bei den Alliierten war das leichte Maschinengewehr daher unter dem Namen ‚Nambu‘ bekannt.

Jedoch war der Typ 11 bei dem Munitionszufuhr-System einzigartig, denn es wurde ein Trichtersystem wie sonst bei keinem anderen Maschinengewehr verwendet. Die Idee war, dass der kleine Einfülltrichter auf der linken Seite der Waffe mit den Patronen vom Rest des japanischen Infanterie-Trupps aufgefüllt werden konnte. Dabei konnten die Patronen in den Trichter auch in ihren 5-Schuss-Klammern eingelegt werden, was spezielle Magazine oder Munition überflüssig machte.

Aber in der Praxis zeigte sich dann, dass der interne Mechanismus der Waffe so empfindlich und komplex war, dass das Verschießen der Standard-Gewehrmunition zu endlosen Problemen führte.
Deshalb mussten spezielle Geschosse mit wenig Pulver verwendet werden und die Dinge wurden auch nicht durch die Verwendung eines Kartuschen-Schmiersystems besser gemacht, welches zu einem Anziehungspunkt für den üblichen Staub und Schmutzablagerung wurde und zu Verstopfungen führte.


Der Typ 11 war nur in der Lage automatisches Feuer abzugeben und dabei brachte der Munitionstrichter die
Waffe dazu, nur unausgewogen und unangenehm von dem Schützen bedient zu werden.
Eine besondere Version, das Panzer-Maschinengewehr Typ 91 wurde für den Einsatz in Panzern mit einem 50-Schuss-Einfülltrichter-Magazin gebaut.

Die Schwachstellen des Typs 11 wurden durch die frühen Kampferfahrungen in China während der 1930er Jahre offensichtlich und so erreichten 1936 die ersten Exemplare eines neuen leichten Maschinengewehres die japanischen Truppen, welches als Typ 96 bezeichnet wurde.

Maschinengewehr Typ 96
Japanisches leichtes Maschinengewehr Typ 96 mit angebrachten Bajonett.

Der Typ 96 war zwar eindeutig eine Verbesserung gegenüber dem Typ 11, ersetzte aber niemals das vorhergehende leichte Maschinengewehr bei der Truppe. Dies hatte seine Ursache vor allem darin, dass die japanische Rüstungsindustrie niemals in der Lage war, genügend Waffen jeglicher Art zu produzieren, um den Anforderungen der Streitkräfte gerecht zu werden.

Im Großen und Ganzen verwendete das leichte Maschinengewehr Typ 96 eine Mischung der alten Hotchkiss-Verfahren und einige Merkmale des tschechischen ZBvz.26, welchem die Japaner bei den chinesischen Truppen begegneten.
Einige dieser ehemaligen tschechischen Eigenschaften war das über der Waffe einsetzbare, leicht gekrümmte Kastenmagazin, welches das Trichtersystem des Typ 11 ersetzte. Aber im Inneren wurde das Kartuschen-Schmiersystem mit den daraus resultierenden Verschmutzungen und Verstopfungen beibehalten. So ist es nicht überraschend, dass das Waffenhandbuch des Typ 96 insgesamt 26 verschiedene Arten der Verklemmung oder Fehlfunktionen auflistet, welche ohne weiteres auftreten konnten.

Allerdings konnte beim Typ 96 der Lauf schnell gewechselt werden und es gab die Auswahl zwischen Trommel- und Zielfernrohren. Nachdem einmal die Produktion angelaufen war, wurden die Zielfernrohre allerdings zur Ausnahme, aber eine handliche Magazin-Füllvorrichtung wurde beibehalten.

Ein Zubehör, welches beim Typ 96 unter allen Maschinengewehr-Entwürfen einzigartig war, ist eine Vorrichtung an der Laufmündung, welche ein Bajonett aufnehmen konnte. Der Drill für den Schützen beinhaltete daher auch, die Waffe unter die Schulter zu hängen und aus der Hüfte beim Angriff zu feuern. Bei dieser Taktik wurde das Bajonett befestigt, obwohl ein leichtes Maschinengewehr als offensive Waffe im Angriff ziemlich nutzlos ist.


Spezifikationen Typ 11 und 96

Spezifikationen:

SpezifikationenTyp 11Typ 96
Typleichtes Maschinengewehr=
Kaliber 6,5 mm=
Länge 1.105 cm 1.054 cm
Gewicht 10,2 kg 9,07 kg
Lauf 48,3 cm mit 4 rechtsläufigen Zügen 52,2 cm mit4 rechtsläufigen Zügen
Magazin30 Schuss-Trichtersystem30-Schuss-Kastenmagazin
Funktion Gas (nur vollauto) Gas mit ansteigender Verriegelung
Geschoßgeschwindigkeit700 m/s730 m/s
Feuergeschwindigkeit 500 Schuss/min 550 Schuss/min

Einsatzstatistik:

AngabenTyp 11Typ 96
Hersteller Staatsarsenale=
Serienproduktion19221936
Endlieferungca. 19401945
Stückzahl??
Stückpreis??


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)


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