Rüstungsproduktion


Vergleich der Rüstungsausgaben, strategische Rohstoffe und Treibstoffproduktion im 2. Weltkrieg.

Bombenwald
Im ‚Bombenwald‘ einer deutschen Bombenfabrik. Eine Arbeiterin trägt die Typennummern auf.

Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs war die Produktion von Rüstungsgütern für alle beteiligten Großmächte ein entscheidender Aspekt der Kriegsanstrengungen. Vor allem die Vereinigten Staaten waren für ihre enormen Produktionskapazitäten bekannt. Präsident Franklin D. Roosevelt setzte ehrgeizige Produktionsziele, darunter die Herstellung von 185.000 Flugzeugen, 120.000 Panzern, 55.000 Flugabwehrkanonen und 18 Millionen Tonnen Handelsschiffen in nur zwei Jahren.


Der Übergang der US-Industrie von der Friedens- zur Kriegsproduktion war beträchtlich: 1941 wurden etwa 3 Millionen Automobile hergestellt, bevor sich der Schwerpunkt fast vollständig auf die Kriegsanstrengungen verlagerte.

Insgesamt waren die alliierten Mächte den Achsenmächten in den meisten Waffenkategorien überlegen. So war beispielsweise die Gesamtproduktion von Panzern und Selbstfahrlafetten bei den Alliierten deutlich höher als bei den Deutschen: Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten produzierten 227.235 bzw. 52.345 Stück.

Diese Produktionszahlen waren entscheidend für den Ausgang des Krieges, da sie den alliierten Streitkräften die materielle Überlegenheit verschafften, die sie brauchten, um lange Feldzüge durchzuhalten und die Achsenmächte schließlich zu besiegen.

Nachfolgend Übersichten zum relativen Vergleich der Rüstungsausgaben der Achsenmächte und Alliierten während des Zweiten Weltkrieges.

Relativer Vergleich der Rüstungsausgaben

Der ‚Totale Krieg‚, zu dem der Zweite Weltkrieg wurde, entwickelte seine eigenen Gesetzmäßigkeiten. So war ein Sieg auf dem Schlachtfeld in dem ideologisierten und radikalisierten Krieg alleine unmöglich, sondern es kam zudem auf die Rüstungsindustrie, Verfügbarkeit von Rohstoffen, Treibstoffproduktion, Ernährung, technischen Fortschritt, Verkehr und nicht zuletzt auf die Moral der Bevölkerung an.

Der Zweite Weltkrieg führte die Verschiebung der militärischen Faktoren vom Schlachtfeld zur Wehrwirtschaft deutlich vor Augen, wodurch eine extreme Abhängigkeit der Kriegführung von einer gut funktionierenden Rüstungsindustrie und einer schnellen technischen Weiterentwicklung und Forschung entstand.

Als Hitler 1939 den Krieg riskierte, genügten die deutschen Kapazitäten und Vorräte gerade für die einzelnen, getrennten ‚Blitzkriege‘, denen jeweils eine längere Atempause folgen musste. Und obwohl bis 1943/1944 die deutsche Rüstungsproduktion ihren Höhepunkt erreichte, büßte die Wehrmacht jedoch zeitgleich ihre operative Kriegführung ein, da der strategische Luftkrieg der Amerikaner mit ihren präzisen Tagesangriffen unter Luftschutz von Langstreckenjägern die Treibstoffversorgung lahmlegte.

Der ungeheure Bedarf an Rüstungsgütern und deren Abnutzung auf den Schlachtfeldern erforderte von den kriegführenden Nationen, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten zugunsten einer starken Rüstung vollständig auszunutzen. Dazu zögerten viele von ihnen auch nicht, unterworfene oder in Kolonialgebieten abhängige Völker gnadenlos auszunutzen.
Als die Rüstungsindustrie der Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend anwuchs, veränderte sich das Verhältnis der Rüstungsproduktion der drei wichtigsten Achsen-Staaten Deutschland, Italien, Japan zu den drei bedeutendsten Feinden Großbritannien, Sowjetunion und USA von 1 zu 1,24 im Jahr 1941 bereits auf 1 zu 3,4 bis Mitte 1943. Zu diesem Zeitpunkt erhielten die Gegner Deutschlands bereits 29,2-mal soviel Treibstoff.


Produktion von russischen KW-1
Produktion von russischen KW-1 in einer Panzerfabrik in Leningrad.

Dadurch konnten es sich die westlichen Alliierten leisten, im Rahmen von Lend-Lease-Lieferungen alleine an die Rote Armee über 13.000 Panzerfahrzeuge, 2.300 Geschütze, 500.000 Lastkraftwagen und 15.000 Flugzeuge abzugeben. Dies alleine macht deutlich, wie wichtig der Faktor Wirtschaft in Kriegszeiten geworden war.

Rüstungspotential 1937:

Staat Anteil am gesamten, weltweiten Rüstungspotential in %
USA 41,7 %
Deutsches Reich (ohne Österreich und Tschechei) 14,4 %
Sowjetunion (Russland) 14,0 %
Großbritannien 10,2 %
Frankreich 4,2 %
Japan 3,5 %
Italien 2,5 %
Anteil der sieben stärksten Mächte 90,5 %

Gesamte Kriegsausgaben während des Zweiten Weltkrieges 1939-1945:

Staat Milliarden US Dollar (nach Preisen 1946: 1 $ = ca. 0,25 britische Pfund = ca. 2,22 Reichsmark)
USA 341,491 $
Deutsches Reich 270,000 $
Sowjetunion (Russland) 192,000 $
China ca. 190,000 $ (Schätzung für 1937-1945)
Großbritannien 120,000 $
Kanada 15,680 $
Italien 94,000 $
Japan 56,000 $
Frankreich 15,000 $
Belgien 3,250 $
Polen 1,550 $
Niederlande 0,925 $
Lateinamerikanische Staaten zusammen 1,000 $
Griechenland mehr als 0,220 $
Jugoslawien mehr als 0,200 $

Wert der Rüstungsproduktion 1940 und 1941 in Milliarden US-Dollar (nach Preisen 1944: 1 $ = ca. 0,21 britische Pfund = ca. 2,22 Reichsmark):

Staat19401941
Deutsches Reich 6,0 $ 6,0 $
Sowjetunion (Russland) 5,0 $ 8,5 $
Großbritannien 3,5 $ 4,5 $
USA 1,5 $ 4,5 $
Japan 1,0 $ 2,0 $

Rüstungsindex des Deutschen Reich:

ZeitpunktIndex
Januar/Februar 1942100
Ende 1942181
Oktober 1943242
Juli 1944322
Januar 1945227

Wert und Index der Rüstungsendfertigung im Deutschen Reich von Juli 1944 bis März 1945:

Zeitpunkt Wert in Milliarden Reichsmark (1 RM = ca. 0,45 US Dollar)Index (Jan/Feb 1942 = 100)
Juli 1944 2,99 RM 322
August 1944 2,76 RM 297
September 1944 2,80 RM 301
Oktober 1944 2,54 RM 273
November 1944 2,49 RM 268
Dezember 1944 2,45 RM 263
Januar 1945 2,11 RM 227
Februar 1945 1,52 RM 175
März 1945 1,34 RM 145


Strategische Rohstoffe

Übersichten über die weltweite Gewinnung der strategischen Rohstoffe, ohne deren mehr oder weniger vollständige Verfügbarkeit keine moderne Rüstungsindustrie – zumindest nur unter großen Nachteilen – denkbar wäre.
Auch der motorisierte Bewegungskrieg mit Luftunterstützung und Seemacht war ohne ausreichende Treibstoffversorgung nur unter erheblichen Nachteilen führbar. Dazu der Vergleich der Erdölgewinnung und Treibstoffproduktion der Alliierten und Achse (und hier insbesondere für das Deutsche Reich).

Weltweite Verteilung der Gewinnung strategischer Rohstoffe (in Prozent im Jahr 1937) Teil I(A):

GebietKohleEisenerzKupferBleiZinnZinkNickelBauxitMagnesiumWolfram
Gesamte Weltproduktion 1937 (in Millionen Tonnen) 1.247,4 98,0 2,3 1,7 0,2 1,9 1,1 4,0 3,0 0,2
USA 34,2 38,0 32,4 24,7- 30,6 0,2 10,7 0,7 8,8
UdSSR 9,3 14,3 4,0 3,3- 3,8 1,8 6,2 40,5?
Großbritannien 18,6 4,4- 1,6 1,3 0,4--- 0,4
Kanada-- 10,2 10,9- 9,1 89,5---
Australien--- 14,7- 11,1----
Indien-------- 17,9-
Malaya---- 27,8-----
Burma--------- 15,3
Südafrika-------- 9,0-
Rhodesien-- 10,6-------
Britisch-Guinea------- 9,1--
Zypern----------
Südpazifik----------
Iran und Irak (brit. besetzt)----------
restliches Britisches Empire 5,0 5,9 4,0 7,9 11,3 7,7 1,1 0,9 9,7 7,1
Gesamtes Britisches Empire 23,6 10,3 24,8 35,1 40,4 28,3 90,6 10,0 36,6 22,8


Weltweite Verteilung der Gewinnung strategischer Rohstoffe (in Prozent im Jahr 1937) Teil I(B):

GebietKohleEisenerzKupferBleiZinnZinkNickelBauxitMagnesiumWolfram
Frankreich 3,4 11,7- 0,3--- 17,2 0,1-
Marokko, Tunesien----------
Indochina----------
Neu-Kaledonien------ 4,3---
andere franz. Überseegebiete 0,2 1,8- 2,0 1,1 0,9 0,1 0,2 0,3 1,8
gesamte franz. Gebiete 3,6 13,5- 2,3 1,1 0,9 4,4 17,4 0,4 1,8
Niederlande 1,1---------
Niederländisch-Ostindien 0,1--- 17,5-- 14,8 0,2-
Italien 0,1 0,5- 2,0- 4,3- 9,6 0,4-
Großdeutschland (mit Österreich und Tschechei) 15,3 4,1 1,3 5,4 0,1 9,4- 2,3 8,4-
Norwegen 0,1 0,7 0,9-- 0,5 0,8---
Schweden- 9,3 0,3 0,5- 1,9-- 0,1 0,4
Ungarn 0,1 0,1----- 13,3 0,3-
Jugoslawien- 0,3 1,7 4,2- 2,6- 8,9 0,1-
Rumänien- 0,1- 0,5- 0,4- 0,3 0,6-
Griechenland- 0,1- 0,4- 0,5 0,9 3,4 0,2-
Türkei 0,2-- 0,4- 0,6----
Japan (incl. Korea, Kwangtung, Madschuko und Pazifik-Inseln) 4,9 2,2 4,0 0,9 1,4 1,1-- 1,1 5,3
China 1,1 0,2- 0,2 5,7 0,2-- 0,8 0,6
Latein-Amerika 0,3 1,4 21,8 16,4 17,8 10,2 0,1 0,2 6,0 7,6

Weltweite Verteilung der Gewinnung strategischer Rohstoffe (in Prozent im Jahr 1937) Teil II(A):

GebietChromeMolybdänSchwefelSchwefel- kiesPhosphateKaliumMagnesitNatur-Kautschuk (Gummi)Erdöl
Gesamte Welt- produktion 1937 (in Millionen Tonnen) 0,6 0,016 3,4 10,6 14,5 3,2 1,8 0,92 272,0
USA 0,2 92,5 81,9 5,6 29,8 8,1 10,6 0,1 60,4
UdSSR 15,3-- 5,8 24,5 7,3 27,2- 10,6
Großbritannien---------
Kanada---------
Australien------ 3,1--
Indien---------
Malaya------- 41,2-
Burma---------
Südafrika 12,8--------
Rhodesien 22,9--------
Britisch-Guinea---------
Zypern--- 7,3-----
Südpazifik---- 8,7----
Iran und Irak (brit. besetzt)-------- 5,4
restliches Britisches Empire 5,5 0,2- 1,9- 0,6 2,9 11,0 2,0
gesamtes Britisches Empire 41,2 0,2- 9,2 8,7 0,6 6,0 52,2 7,4

Weltweite Verteilung der Gewinnung strategischer Rohstoffe (in Prozent im Jahr 1937) Teil II(B):

GebietChromeMolybdänSchwefelSchwefel- kiesPhosphateKaliumMagnesitNatur-Kautschuk (Gummi)Erdöl
Frankreich--- 1,4 0,7 15,5---
Marokko, Tunesien---- 22,5----
Indochina------- 6,4-
Neu-Kaledonien 4,1--------
andere franz. Übersee- gebiete- 0,6- 0,4 5,8-- 0,3-
gesamte franz. Gebiete 4,1 0,6- 1,8 29,0 15,5- 6,7-
Niederlande---------
Niederländisch-Ostindien-- 0,4- 0,9-- 33,0 2,7
Italien--- 8,6-- 0,2--
Groß- Deutschland (mit Österreich und Tschechei)--- 4,2- 61,5 27,9- 0,2
Norwegen--- 9,9-- 0,2--
Schweden--- 1,6-----
Ungarn---------
Jugoslawien 4,8-- 1,3-- 3,9--
Rumänien--- 0,1---- 2,4
Griechenland 3,4-- 1,9-- 6,6--
Türkei 16,3- 0,1--- 0,1--
Japan (incl. Korea, Kwangtung, Madschuko und Pazifik-Inseln) 2,6 0,2 5,8 17,2 1,4 0,1 13,5- 0,1
China- 0,2 0,7------
Latein-Amerika 5,3 3,6 0,7-----15,3


Treibstoffproduktion

Treibstoffgewinnung der Alliierten und der Achse (in Millionen Tonnen):

Nation/Jahr1939194019411942194319441945insg.
USA??? 183,9 199,6 222,5 227,2 833,2
UdSSR?? 33,0 22,0 18,0 18,2 19,4 110,6
Großbritannien? 11,9 13,9 11,2 15,8 21,4 16,6 90,8
Kanada 1,0 1,1 1,3 1,3 1,3 1,3 1,1 8,4
Deutsches Reich (ohne Importe, aber mit synthetischer Gewinnung) 3,1 4,8 5,7 6,6 7,6 5,6? 33,4
Italien? 0,01 0,12 0,01 0,01?? 0,17
Ungarn? 0,3 0,4 0,7 0,8 1,0? 3,2
Rumänien? 5,0 5,5 5,7 5,3 3,5? 25,0
Japan??? 1,8 2,3 1,0 0,1 5,2


Treibstoffversorgung des Deutschen Reiches

Jährliche Erdölgewinnung des Deutschen Reiches nach Herkunft und Verbrauch in 1.000 t:

JahrErdölförderung in DeutschlandTreibstofferzeugung der Hydrier- und SynthesewerkeImporteInsgesamtVerbrauch
19398882.2005.1658.353?
19401.4653.3482.0756.8885.856
19411.5624.1162.8078.4857.305
19421.6864.9202.3598.9656.483
19431.8835.7482.76610.4976.971
19441.6813.9629616.504?

Deutsche Produktion und Verbrauch an Flugbenzin (in 1.000 t):

Jahr1939194019411942194319441945
Förderung oder Herstellung?6438891.3701.788998?
Importe?78 + 275 erbeutet21102129107?
Insgesamt?9669101.4721.9171.10512
Verbrauch?8631.2741.4261.8251.403114
Lagerbestand am Jahresende511613254324440146-

Deutsche Produktion und Verbrauch an Vergaser-Kraftstoff (in 1.000 t):

Jahr1939194019411942194319441945
Förderung oder Herstellung?1.1381.1601.0021.133935?
Importe?683 + 309 erbeutet1.1241.021804542?
Insgesamt?2.1302.2842.0231.9371.477139
Verbrauch?1.8112.5042.0892.1011.805?
Lagerbestand am Jahresende280599379313436118-

Deutsche Produktion an Diesel-Kraftstoff (in 1.000 t):

Jahr1939194019411942194319441945
Förderung oder Herstellung?7811.1141.2851.358889?
Importe?501 + 200 erbeutet612208435371?
Insgesamt?1.4821.7261.4931.7931.260180
Verbrauch?1.3351.8561.5191.7441.435?
Lagerbestand am Jahresende150296164138244121-

Ölfelder von Ploesti
Die wichtigste deutsche Rohöl-Versorgungsquelle waren die rumänischen Ölfelder von Ploesti.

Die deutsche Treibstoffproduktion

Nachdem der erste Vierjahresplan nach der Machtübernahme Adolf Hitlers noch die Wirtschaftskrise überwinden sollte, verkündete er zum zweiten Vierjahresplan am 9. September 1936, dass die deutsche Wirtschaft (und Armee) 1940 kriegsbereit sein muss.
Dazu gehörte die Unabhängigkeit Deutschlands von allen Stoffen, welche im Ausland produziert werden und importiert werden müssen. Alles sollte durch die deutsche chemische Industrie, Maschinenindustrie und den Bergbau hergestellt werden können und damit eine vollständige Selbstversorgung sichergestellt werden.
Es entstand auf diese Weise und unter den ökonomischen Zwängen daher schon bis zum Kriegsausbruch im September 1939 in Deutschland eine ‚Kriegswirtschaft in Friedenszeiten‘ und es war ebenfalls die Geburtsstunde der Entwicklung der synthetischen Treibstoffproduktion aus Kohle.

Ohne die Produktion von Treibstoff durch die deutsche chemische Industrie wäre keine moderne Kriegführung und auch die Kriegsindustrie möglich gewesen. Die Verfügbarkeit von Treibstoff war letztendlich sogar ausschlaggebend für den Kriegsausgang.

Die angebliche ‚Woge von Öl‘, auf der die deutschen Streitkräfte die Blitzkriege bis Ende 1941 bestreiten konnten, beruhte nur auf der Vorkriegsbevorratung und der Beute im Westen. Solange die Wehrmacht und die deutsche Industrie nur gedrosselt motorisiert wurde, konnte der Bedarf noch gedeckt werden.
Die erbeuteten Vorräte, die Lieferungen aus den rumänischen Erdölfeldern und vor allem die Hoffnung der Jahre 1941/1942 die Erdölfelder im Kaukasus zu erobern, wiegten die deutsche Führung lange Zeit in Sicherheit.

Eine der wichtigsten Ziele des letzten Vierjahresplanes war es gewesen, die Mineralölförderung in Deutschland und den zwischenzeitlich besetzten Gebieten und die synthetische Ersatzproduktion so weit zu steigern, dass dies ausreichend sein würde. Die Erdölförderung auf dem Gebiet des Deutschen Reiches war bei weitem nicht ausreichend und die durchschnittliche Förderung pro Tag lag bei unter 6.000 Tonnen. Durch die Kriegslage und dem Mangel an Arbeitskräften sank sie bis 1942 sogar.
Allerdings wurden in Österreich weitere Erdölquellen gefunden, sodass sich die Förderung ab Juli 1943 wieder steigerte. Der Abfall im Sommer und vor allem Oktober 1944 hing mit der Wirkung durch Luftangriffe zusammen. Nach dem Prinzip Hoffnung vertraute man jedoch darauf, die gegen Ende des Jahres 1944 auf 5.000 Tonnen abgefallen Fördermenge zu halten.

Nachdem die Pläne zur Eroberung des Kaukasus nach der Schlacht von Stalingrad zu den Akten gelegt werden mussten, sollte der Treibstoffbedarf für Wirtschaft und Streitkräfte langfristig durch die Errichtung von Hydrier- und Synthesewerken gesichert werden.
Bereits seit Mitte der 1930er Jahre wurden große Anstrengungen in diesem Bereich unternommen, welche aber seit der zweiten Jahreshälfte 1940 durch die erwarteten Eroberungen in Russland vernachlässigt wurden. Im Jahr 1943 konnte dann jedoch soviel Treibstoff synthetisch hergestellt werden, wie es für ganz Vorkriegsdeutschland ausreichend gewesen wäre. Dies war ein beachtlicher Wert und somit zahlten sich die frühen Investitionen in diesem Bereich aus, aber die Menge war trotzdem nicht ausreichend, um den ständig zunehmenden Kriegsbedarf zu decken.

Bei Kriegsausbruch 1939 produzierten sieben Werke synthetischen Treibstoff aus Kohle und bis zum Frühjahr 1944 gab es bereits fünfzehn davon. Ohne die Zerstörung der Werke durch alliierte Luftangriffe hätten diese Werke den Gesamtbedarf Deutschlands im Krieg gedeckt, ohne dass überhaupt Rohöl hätte verwendet werden müssen.

Die Treibstoffproduktion konnte dann aber niemals über den Wert von zehn Millionen Tonnen gesteigert werden. Die synthetische Produktion vergrößerte sich zwar ab 1943 erheblich, die alliierten Luftangriffe auf die Hydrieranlagen ließen im Laufe des Jahres 1944 die Produktion wieder auf den Wert von 1941 schrumpfen.

Rohölförderung in den besetzten Gebieten und der sich dauern verringernde Import durch Transportprobleme wegen alliierter Angriffe waren nicht ausreichend, um die deutschen Treibstoffreserven zu vergrößern, vielmehr wurden sie ständig weniger.
Um Probleme für die Wehrmacht zu minimieren, musste die Treibstoffabgabe an den zivilen Sektor reduziert werden. Ab 1942 begann sich trotzdem der Treibstoffmangel auch bei den deutschen Streitkräften auszuwirken.

Auto mit Treibgas
Treibgas ersetzt Benzin in Autos in Berlin. Schärfster Rationierung unterliegt der Treibstoffverbrauch, da die Mineralölversorgung einer der neuralgischen Punkte der deutschen Kriegführung ist.

Die unvermeidlichen Einschränkungen und die Einführung von Behelfsmaßnahmen, wie die Verwendung von Holzvergaser-Fahrzeugen, konnten trotzdem ernste Probleme für die kämpfende Truppe nicht vermeiden, wobei insbesondere die Luftwaffe betroffen war. Der Mangel an Flugbenzin führte zu einer Verringerung der Flugstunden beim Piloten-Training, was natürlich zu spürbare Einbußen bei der Kampfkraft der fliegenden Verbände führte.

Praktisch lebten die deutschen Streitkräfte beim Treibstoff ‚von der Hand in den Mund‘ und konnten keine Reserven für kommende Großoperationen bilden. Erst durch die synthetische Produktion nahm der deutsche Generalstab Ende 1943 an, die Betriebstofflage unter Kontrolle zu haben, sofern sich keine weiteren Ausfälle ergeben und mehr Rohöl aus Rumänien herantransportiert werden könnte.
Trotzdem waren sich die führenden Stellen über die Risiken bewusst, da ein Drittel des Treibstoffs oder Rohöls importiert wurde und etwa die Hälfte durch Luftangriffe gefährdet war.

Deshalb wandte sich Keitel vom OKW an Rüstungsminister Speer, um genügend Treibstoff und Reserven für die Wehrmacht für das als entscheidend erwartete Jahr 1944 sicherzustellen. Diese Forderungen aus Steigerung der synthetischen Produktion, höheren Importen und weiteren Kürzungen bei der Wirtschaft waren aber unmöglich zu erfüllen.

Liberator in Schornsteinhöhe über Ploesti
Ein Bomber B-24 Liberator in Schornsteinhöhe über den rumänischen Ölraffinerieanlagen von Ploesti.

Die einzige Möglichkeit, welche Speer sah, war die optimierte Nutzung des Kraftfahrzeugbestandes. Im deutschen Machtbereich gab es 4,8 Millionen Kraftfahrzeuge, von denen aber tatsächlich nur 1,1 Millionen von der Wehrmacht verwendet wurden. Dazu kamen 203.000 Kfz von Behörden und Dienststellen, während die Masse von 3,5 Millionen immer noch zivil genutzt wurde. Und auch innerhalb der Wehrmacht wurden fast die Hälfte aller Fahrzeuge in Deutschland und den besetzten Gebieten verwendet, anstatt an der Ostfront und Italien oder zur Unterstützung im Westen zur Abwehr der erwarteten alliierten Invasion. Offensichtlich war die Kfz-Nutzung und die Treibstoffverteilung nicht nach den Prioritäten der kämpfenden Fronten organisiert worden.

Doch dies half alles nichts, denn ab 1944 zerschlugen die alliierten Bomber gnadenlos die deutschen Hydrierwerke und legten die synthetische Treibstoffproduktion praktisch lahm.


Quellenangaben und Literatur

World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Chronology of World War II (Christopher Argyle)
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg (10 Bände, Zentrum für Militärgeschichte)
Der 2. Weltkrieg (C. Bertelsmann Verlag)
Illustrierte Geschichte des Dritte Reiches (Kurt Zentner)


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1 Kommentar zu „Rüstungsproduktion“

  1. Eine Anmerkung zum Verbrauch von Flugbenzin 1943 (1.825)
    Versorgungsbericht der Luftflotte (6.) im Bereich der Heresgruppe Mitte
    B4 (ROZ 87 (Oktan)); Lieferung/Zuteilung ca. 60%
    C3 (ROZ 100) ; Lieferung/Zuteilung ca. 40% (FW190 A,F,G)
    Demzufolge ist der Verbrauch nur so hoch, um eine Reserve bzw. Lagerbestand zu erhöhen.

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