Rolls-Royce-Panzerwagen


Rolls-Royce-Panzerwagen aus dem Ersten Weltkrieg.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Bilder und 3d-Modell.

Rolls-Royce-Panzerwagen
Rolls-Royce-Panzerwagen, bewaffnet mit einem wassergekühlten Maxim-MG und ein leichtes Lewis-MG zusätzlich hinten am Turm montiert.

Rolls-Royce-Panzerwagen
Typ: Panzerkraftwagen.

Geschichte:

Als der Royal Naval Air Service 1914 in den Krieg zog, schickte er eine bunt gemischte Schwadron aus Fahrzeugen und Flugzeugen nach Frankreich und Belgien. Dort angekommen, fiel einigen der britischen Marineoffiziere die Art und Weise auf, wie die Belgier Panzerwagen einsetzten, um die vorrückenden deutschen Truppen zu bedrängen, Überfälle durchzuführen und andere Aufgaben durchzuführen.

Innerhalb weniger Tage wurden sofort einige der Rolls-Royce Silver Ghost Tourenwagen, welche vom RNAS verwendet wurden, in Dünkirchen umgebaut und mit Panzerplatten an den Seiten ausgerüstet und ein einzelnes Maschinengewehr wurde hinter dem Fahrer mitgeführt.
Die britische Admiralität erfuhr von dem Erfolg des Umbaus und genehmigte den offiziellen Entwurf eines richtigen Panzerwagens auf der Grundlage des Fahrgestells des Rolls-Royce Silver Ghost und die ersten dieser Modelle befanden sich Ende 1914 in Frankreich.

Der offizielle Rolls-Royce-Panzerwagen, manchmal unter der Bezeichnung ‚Armoured Car (Panzerwagen) Rolls-Royce 1914 Admirality Turreted Pattern‘ war eine fortschrittliche Konversion des zivilen Silver Ghost-Tourenwagens mit einem zusätzlichen Turm und Panzerung.
Die Federn wurden verstärkt, um das zusätzliche Gewicht zu tragen und waren die einzigen, notwendigen Modifikationen für das Fahrgestell. Die Panzerung umzog das gesamte Fahrzeug und den Turm, welcher mit einem Vickers- oder Maxim-Maschinengewehr bestückt war. Die Panzerung hatte eigenartig schräge Seiten, eher wie die Form einer Bischofs-Mitra. Der Kühler verfügte über eine gepanzerte Tür und die Dachpanzerung auf dem Turm konnte bei Bedarf entfernt werden. Ein kleiner Bereich hinter dem Turm wurde offengelassen, um Güter oder ein auf den Boden montiertes Maschinengewehr zu transportieren.

Einmal in Dienst gestellt, erwiesen sich die Rolls-Royce-Panzerwagen als sehr erfolgreich und blieben bis 1922 im Truppengebrauch. Die maximale Panzerung war 9 mm stark.

Im März 1915 befanden sich die ersten RNAS-Panzerwagen-Schwadronen in Frankreich in der Formierung und die meisten davon waren mit dem Rolls-Royce ausgerüstet. Davor führten einige Panzerwagen des Royal Naval Air Service schon einige Patrouillen und Aufklärungseinsätze entlang der französischen und belgischen Küstenregion durch, bis der ‚Wettlauf zum Meer‘ die Kanalküste erreichte und der Stellungskrieg zur Regel wurde.

Als die Front erst einmal statisch und von Schützengräben durchzogen war, gab es nur noch wenig für die Panzerwagen zu tun. Da trotzdem immer weitere Schwadronen aufgestellt wurden, wurden sie zur Patrouille der Küstengebiete gegen womöglich feindliche Landungen an der Südostküste von England eingesetzt.
Als die ersten regulären Panzerwagen-Schwadronen nach Frankreich geschickt wurden, gab es für sie nur noch wenige Einsatzverwendungen und viele der RNAS-Panzerwagen-Schwadronen wurden wieder aufgelöst und deren Fahrzeuge an die generell daran uninteressierte britische Armee abgegeben.


 

Anschließend wurden Rolls-Royce-Panzerwagen an anderen Fronten verwendet und in den Übersee-Kriegsgebieten, wie an der wilden Nordwest-Grenze von Indien, auf Gallipoli – wo sie wieder nichts ausrichten konnten -, in Deutsch-Südwest-Afrika – wo sie eine hervorragende und weitestgehend unbekannte Arbeit leisteten – und in Uganda.
Aber es war in der nordafrikanischen Wüste, der arabischen Halbinsel und Mesopotamien, wo die Rolls-Royce-Panzerwagen und eine Anzahl von ähnlichen gepanzerten Transportwagen (wie die Panzerwagen, aber ohne Turm um Güter und Personal zu transportieren) den größten Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatten. Dort erwiesen sie sich als außergewöhnlich zuverlässig, schnell und waren auch in der Lage, sehr holprigen Gelände zu durchqueren.

Die Rolls-Royce-Panzerwagen waren bis 1922 im Einsatz, als sie durch eine modernisierte Version, dem ‚Armoured Car Rolls-Royce 1920 Pattern‘ (Modell 1920) ersetzt wurden.
Selbst im Zweiten Weltkrieg wurden sie jedoch noch eingesetzt. 1940 standen noch etwa 75 der Rolls-Royce-Panzerwagen beim britischen Heer im Dienst und noch etwa ebenso soviel in den Kolonien, darunter auch das erste Modell. Die Fahrzeuge in Großbritannien wurden zwar niemals eingesetzt, aber 1941 wurden die anderen noch im Irak und in den ersten Wüstenkämpfen 1940/41 in Ägypten und Libyen (Modell 1924 mit besonderer Ausrüstung für den Wüstenkrieg) verwendet. Einige der ersten Modelle 1914 waren sogar noch in Indien im Einsatz.

Benutzer: Großbritannien.


Animation 3d-Modell Rolls-Royce-Panzerwagen


Spezifikationen Rolls-Royce-Panzerwagen

Spezifikationen:

Rolls-Royce-Panzerwagen Spezifikation
TypPanzerwagen
Besatzung3-4 Mann
Bewaffnung zumeist 1 x 7,7-mm-Vickers-Maschinengewehr
Länge 5,03 m
Breite 1,91 m
Höhe 2,55 m
Panzerung 8-9 mm
Kampfgewicht 3.556 kg (Modell 1914), 3.861 kg (Modell 1920 Mk I), 4.217 kg (Modell 1924 Mk I)
Antrieb Rolls-Royce wassergekühlter 6-Zylinder-Benzin-Reihenmotor mit 40-50 PS
Höchstgeschwindigkeit 73-95 km/h
Fahrbereich (Strasse) 240-288 km
ErstlieferungEnde 1914
TruppenlieferungAnfang 1915
Stückzahl ? (ca. 150 1940 noch im Dienst)


Quellenangaben und Literatur

An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute (Christopher F. Foss, John F. Milsom, Colonel John Stafford Weeks, Captain Georffrey Tillotson, Richard M. Ogorkiewicz)
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)


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