Regiment General Göring


Aufstellung und Einsätze der Fallschirm-Panzer-Division HG der Luftwaffe.

Inspektion von Rekruten von 'HG'
Inspektion von Rekruten von ‚HG‘ in Berlin-Reinickendorf (Bundesarchiv 639/4292/29).

Teil I: Das Regiment General Göring 1935 bis 1941.

Regiment General Göring

Bezeichnungen


Polizei-Abteilung z.B.V. Wecke
Landespolizeigruppe Wecke
Landespolizeigruppe General Göring
Regiment ‚General Göring‘
Brigade ‚Hermann Göring‘
Hermann-Göring-Division (Kampfgruppe Schmid)
Panzer-Division Hermann Göring (HG)
Fallschirm-Panzer-Division Hermann Göring (HG)

Kommandeure

  • Major der Schutzpolizei Wecke,
  • Oberstleutnant der Landespolizei Friedrich Wilhelm Jakoby,
  • Generalmajor Conrath,
  • Oberst/Generalmajor Schmid (in Tunesien),
  • Generalmajor Conrath,
  • Generalmajor Schmalz,
  • Oberst v. Neckar,
  • Oberst Lemke

 

Aufstellung

Hermann Göring, Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe und hochdekoriertes Jagdflieger-Ass aus dem Ersten Weltkrieg, war berechtigterweise sehr stolz auf diese Einheit, welche seinen Namen trug.

Die führende Kampfeinheit der Bodentruppen der durch die Nazis geschaffenen deutschen Luftwaffe hatte zwar ohne Zweifel viele überzeugte Mitglieder der NSDAP in ihren Reihen, focht aber einen weitgehend ’sauberen‘ Krieg. Dies stand im Gegensatz zu vielen anderen Kampfeinheiten, welche starke politische Wurzeln hatten.
Tatsächlich war eine der bemerkenswertesten Leistungen der Hermann-Göring-Division während des Zweiten Weltkrieges nicht militärischer Art, sondern die Rettung der historischen Schätze des Benediktiner-Klosters auf dem Monte Cassino.

 

Reichsmarschall Hermann Göring
Reichsmarschall Hermann Göring, mutiger und erfolgreicher Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, war in der NSDAP zweiter Mann hinter Hitler. Unter seiner Führung entwickelte sich die deutsche Luftwaffe bis in die ersten Kriegsjahre hinein schnell und erfolgreich. Später litt er immer mehr unter Entschlusskraft und mangelndem Arbeitswillen, verursacht durch Drogenkonsum zur Betäubung der Schmerzen einer Schussverletzung, welche er beim Hitler-Putsch von 1923 erlitten hatte.
Im Februar 1933, sofort nach der Machtübernahme Hitlers, wurde Hauptmann Hermann Göring, ein langer Weggefährte des Führers, zum preußischen Innenminister ernannt. Dieser Posten gab Göring die Kontrolle über die preußische Landespolizei und brachte ihm den Rang eines Generals ein.
Er begann sofort eine neue Abteilung aufzustellen, welche aus Polizisten bestand, die dem Nazi-Regime zweifelsfrei loyal waren. Knapp über 400 Mann wurden für diese neue Einheit ausgewählt, welche vom Major der Schutzpolizei Wecke, befehligt wurde. Die Einheit, welche im berüchtigten linken Arbeiterbezirk Kreuzberg in Berlin stationiert wurde, erhielt nach ihrem Kommandanten die Bezeichnung ‚Polizei-Abteilung z.B.V. Wecke‘.
Innerhalb eines Monats wurde die Einheit schon gegen bewaffnete kommunistische Zellen in Berlin eingesetzt.

Im Juli 1933 wurde die Abteilung in ‚Landespolizeigruppe Wecke‘ umbenannt und kurz danach in ‚Landespolizeigruppe General Göring‘.
Die Einheit vergrößerte sich stark unter Görings Schirmherrschaft und wurde im April 1395 formell zum Regiment ‚General Göring‘ unter dem Kommando von Oberstleutnant der Landespolizei, Friedrich Wilhelm Jakoby.
Nur sechs Monate nach der Aufstellung transferierte Göring das Regiment von der Polizei, deren Kontrolle letztendlich von seinem erbitterten Rivalen Reichsführer-SS Heinrich Himmler übernommen wurde, zur neu gebildeten Luftwaffe, deren Oberbefehlshaber Göring wurde.

Zu diesem Zeitpunkt bestand die Gliederung des Regiments aus folgenden Einheiten:
Regimentsstab,
Musikkorps,
I. und II. Jäger-Bataillon,
13. Kradschützen-Kompanie,
15. Pionier-Kompanie,
Reiterzug,
Nachrichtenzug.

Kradschützen-Kompanie von HG
Teile der Kradschützen-Kompanie von HG im Manöver.

Zum Zeitpunkt, als das Regiment ‚General Göring‘ zur Luftwaffe überstellt war, wurden auch Befehle zur Aufstellung eines Fallschirmjäger-Bataillons ausgegeben. Alle Freiwilligen für diese Einheit, welche Überlaufen von ungeduldigen Bewerbern war, wurden im I. Jäger-Bataillon versammelt. Ende 1937 wurden dann die Verschleierungsmaßnahmen zur vorgesehenen Verwendung dieser Truppe fallengelassen und die Freiwilligen, zusammen mit der 15. Pionier-Kompanie, als IV. Fallschirmschützen-Bataillon bezeichnet. Diese Einheit blieb bis März 1938 Bestandteil des Regiment ‚General Göring‘, bevor sie zum Truppenübungsplatz Stendal verlegt wurde, um den Kader der ersten Fallschirmjäger-Einheit der Luftwaffe zu bilden, das I./Fallschirmjäger-Regiment 1.

Das Regiment ‚Hermann Göring‘, ebenso wie die Elite-Formationen Regiment Grossdeutschland des Heeres und das erste Regiment der Waffen-SS, Leibstandarte-SS-Adolf Hitler, rekrutierten ihr Personal aus ganz Deutschland und nahmen nur Kandidaten des höchsten Kalibers und in physischer Höchstform auf.
Die Angehörigen des Regiment ‚Hermann Göring‘ bezogen einen brandneuen Baracken-Komplex in Berlin-Reinickendorf, welcher nach höchsten Standards und mit den modernsten Einrichtungen gebaut worden war. Dieser Komplex zeichnete sich durch über 120 Gebäude aus, einschließlich Sporthalle, Schwimmbäder und Freischwimmbädern und Sportplätzen und hatte sogar sein eigenes Postamt.
Soldaten des Regiments in ihren unverwechselbaren Uniformen mit weißen Kragenspiegeln und dem Manschetten-Band der Sonderverbände wurden bald zu einem üblichen Straßenbild in Berlin.


HG-Wachkompanie in Karinhall
HG-Wachkompanie in Carinhall, dem Landsitz Görings.

Die Truppen des Regimentes waren Bestandteil vieler großen Militärparaden der Vorkriegszeit in Berlin. Sie stellten auch die Wachen für Reichsmarschall Görings persönliches Hauptquartier in Berlin und die Ablösung der Wachtruppen wurde oft in vollem Zeremoniell unter Anwesenheit des Musikkorps des Regiments vollzogen.
Soldaten des Regiments übten auch den Wachdienst bei Görings privaten Anwesen Carinhall nördlich von Berlin aus, welches nach seiner verstorbenen ersten Frau benannt war.

Zu den Kriterien für die Übernahme in das Regiment gehörte ein Eintrittsalter von 18 bis 25 Jahren, eine Mindestgröße von 1,68 Meter, die deutsche Staatsbürgerschaft, Eignung zum Militärdienst, körperliche Leistungsfähigkeit für den aktiven Dienst, arische Abstammung, Unverheiratet, ein sauberer Polizeibericht und keine laufenden oder bestätigten strafrechtlichen Vergehen, sowie eine bestätigte Unterstützung des nationalsozialistischen Staates.
Während der ersten Kriegsjahre wurde als weitere Anforderung hinzugefügt, dass der Freiwillige sich für eine Dienstzeit von mindestens 12 Jahren verpflichtete.
Diese Voraussetzungen waren im Großen und Ganzen auch für die anderen Elite-Formationen, Grossdeutschland und Leibstandarte, Voraussetzung.

Als dann im weiteren Kriegsverlauf die Verluste immer größer wurden, konnten solche strengen Voraussetzungen für keinen der Elite-Verbände mehr aufrechterhalten werden. Bei der ‚Hermann Göring‘ Division wurden später daher auch Wehrpflichtige der Luftwaffe als Ersatz für die Verluste übernommen.

Vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs nahmen Angehörige des Regiment ‚General Göring‘ bei den sogenannten ‚Blumenkriegen‘ teil. Das Regiment war am Anschluss Österreichs beteiligt, wo es mehrere Wochen in Wiener Neustadt blieb. Auch bei der Besetzung des Sudetenlandes und beim Einmarsch in Prag war es dabei, wo es die Sicherung der strategisch wichtigen Skoda-Werke übernahm.

Am Vorabend des Krieges bestand das Regiment aus folgenden Teileinheiten:
Regimentsstab,
Musikkorps,
Stabsartillerie,
I.(schwere) Flak-Abteilung,
II. (leichte) Flak-Abteilung,
III. Scheinwerfer-Abteilung,
IV. (leichte) Flak-Abteilung,
Wachbataillon (Reiterschwadron, 9. Infanterie-Wachkompanie, 10. und 11. Wachkompanie),
Reserve-Scheinwerfer-Abteilung,
Ersatz-Abteilung,
(schwere) Eisenbahn-Flak-Batterie,
(leichte) Flak-Batterie.

SdKfz 15 HG
Angehörige von ‚HG‘ in SdKfz 15.

Blitzkriege 1940

Während des Polenfeldzug im September 1939 verblieb der Großteil des Regiments in Berlin, um Luftschutz für die Reichshauptstadt zu geben und Görings Hauptquartiere zu bewachen.
Teile des Regiments nahmen jedoch am Unternehmen Weserübung teil, der Invasion von Dänemark und Norwegen im April 1940. Die Masse des Regiments war jedoch an der holländischen Grenze versammelt und wartete auf den Befehl zum Losschlagen im Westen.

Schwerer Achtrad-Spähpanzerwagen SdKfz 231
Schwerer Achtrad-Spähpanzerwagen SdKfz 231 von ‚HG‘.

Die in Dänemark eingesetzten Teile von ‚Hermann Göring‘ standen unter dem Kommando von Hauptmann Kluge und bestanden aus einer Kompanie des Wachbataillons, zusammen mit einer 2-cm-Flak-Batterie auf Selbstfahrlafetten und einer Kradschützen-Kompanie. Sie nahmen an der Besetzung des Flugfeldes und der Funkstation von Esbjerg und der Sicherung der Küstenlinie von Jütland teil.
Anschließend wurden sie über See nach Oslo transportiert, wo sie zusammen mit Heeres-Truppen beim Vormarsch auf Trondheim und dann anschließend bis zum Polarkreis teilnahmen. Sie erreichten den Hafen von Bodo und verringerten den Druck auf die Gebirgsjäger beim weiter nördlich belagerten Narvik. Nach diesem erfolgreichen Einsatz wurde Hauptmann Kluges Abteilung wieder zurück nach Berlin verlegt.

Acht-Acht-Flak von HG
Acht-Acht-Flak von HG im Kampfeinsatz während des Westfeldzuges. Die Soldaten tragen Zeltbahn-Tarnüberzüge.
Für den Westfeldzug im Mai und Juni 1940 wurde das Regiment ‚Hermann Göring‘ in mehrere, unabhängigen Kampfgruppen aufgeteilt, welche in enger Zusammenarbeit mit den schnell vorstoßenden Panzerspitzen operierten.
Vor allem seine Flak-Einheiten mit der hervorragenden 88-mm-Flak waren besonderes geschätzt. Diese Geschütze forderten einen hohen Blutzoll unter den gegnerischen Panzern, welche zumeist eine bessere Panzerung als die der Deutschen hatten.


In Holland nahm das Regiment an der Überschreitung der Maas und den Vorstoß in die östlichen Teile Belgiens teil. Dort überquerte es gegen heftigen Widerstand den Albert-Kanal und nahm an der Eroberung von Brüssel teil, bevor es Frankreich erreichte.
Einmal auf französischen Boden, kämpfte es in Flandern und in einem bemerkenswerten Gefecht beim Mormal-Wald, wo ‚General Görings‘ 8,8-cm-Kanonen französische Panzer im Nahkampf bis auf wenige Metern bekämpften.
Für seinen hervorragenden Einsatz wurde das Regiment ausgezeichnet und diente als Teil der Ehrengarde der Führer-Begleit-Kompanie bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands in Compiegne am 21. Juni 1940.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Westfeldzuges wurden Truppen des Regimentes zum Flak-Schutz entlang der Kanalküste sowie beim Flak-Ring um Paris eingesetzt. Ende 1940 kehrte das Regiment ‚Hermann Göring‘ schließlich wieder nach Berlin zurück.

Unternehmen Barbarossa

Während des Balkanfeldzug im April 1941 befand sich das Regiment in Rumänien und war als Teil der dortigen deutschen 12. Armee vorgesehen. Es befand sich zu diesem Zeitpunkt nur in Reserve und sah keine Kampfeinsätze, wenn auch seine Flak-Geschütze die strategisch wichtigen Erdölfelder von Ploesti schützten.

Oberleutnant Karl Rossmann von HG
Oberleutnant Karl Rossmann von HG in einem SdKfz 250 oder SdKfz 251 Befehls-SPW erhält in Russland 1941 das Ritterkreuz.

Noch vor Unternehmen Barbarossa im Juni 1941 wurde das Regiment aber in neue Stellungen entlang der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie am Fluss Bug verlegt. Hier war es Teil des II. Flak-Korps, das seinerseits der Panzergruppe von Kleist angegliedert war.
Das Regiment ‚General Göring‘ kämpfte zusammen mit der 11. Panzer-Division und nahm am frühen Durchbruch durch die sowjetischen Grenzstellungen und dem Vorstoß über Radziechow teil. Hier zeigten die Flak-Kanoniere des Regiments wieder hervorragende Leistungen in Gefechten gegen die zahlreichen sowjetischen Panzer.

Anschließend folgte der Vormarsch auf Dubno und die Teilnahme an den Kesselschlachten von Kiew und Brjansk in der Ukraine. Dies waren heftige Schlachten und das Regiment erlitt erhebliche Verluste, konnte aber sein Ansehen durch seine Standhaftigkeit im Gefecht weiter steigern.

Ende 1941 wurde das Regiment zurück nach Deutschland zur Auffrischung und Neuausrüstung verlegt. Gleichzeitig wurde aber das neu gebildete II. Schützen-Bataillon von ‚Hermann Göring‘ zur Ostfront geschickt, wo es anschließend in den schweren Kämpfen um Jucknow und Anissowo-Goroditsche erheblich dezimiert wurde.

In der Zwischenzeit wurden in Deutschland die Flak-Einheiten des Regiments in Stellungen um München verlegt, wo sie die dortige Flugabwehr für kurze Zeit verstärkten, bevor sie wieder an Orte um Paris verteilt wurden, wo sie bis Frühjahr 1942 verblieben.

button goHier zu Teil II: Division Hermann Göring.


Quellenangaben und Literatur

Fallschirmpanzerdivision ‚Hermann Göring‘ (Bruce Quarrie)
The ‚Hermann Göring‘ Division (Gordon Williamson)


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