Raketenpanzerbüchse Panzerschreck


88-mm-Raketenpanzerbüchse 43/54 (Panzerschreck, Ofenrohr) und Raketenwerfer ‚Püppchen‘
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Soldaten der Infanterie-Division Grossdeutschland mit Panzerschreck
Soldaten der Division Großdeutschland warten auf feindliche Panzer in den Überresten eines russischen Bauernhofes.

Die ersten Raketen-Panzerabwehrwaffen der deutschen Infanterie im Zweiten Weltkrieg.

88-mm-Raketenpanzerbüchse Panzerschreck


88-mm-Raketenpanzerbüchse 43/54 Panzerschreck, Ofenrohr.
Typ: leichte Panzerabwehrwaffe, Raketenwerfer.

Geschichte

Panzerschreck oder Ofenrohr waren ein von der Schulter abgefeuerter Raketenwerfer, der aus der in Nordafrika erbeuteten amerikanischen Bazooka entworfen wurde. Zu jener Zeit suchte die deutsche Infanterie eine geeignete Waffe, um die an der Ostfront in Massen auftretenden russischen Panzer vom Typ T-34 und KW-1 bekämpfen zu können.

Die zu Beginn des Jahres 1943 in Tunesien erbeuteten amerikanische 60-mm-M1-Bazookas wurden schnell von deutschen Technikern untersucht, die sofort erkannten, dass diese einfache und billig herzustellende Konstruktion eines Raketenwerfers, welcher von der Schulter eines Soldaten abgefeuert werden konnte, die bisherigen Schwierigkeiten bei der Panzerbekämpfung durch die Infanterie beheben konnte.

Nach erfolgreichen Versuchen wurde beschlossen von der Bazooka eine deutsche Version zu entwickeln. Dabei wurde gleich die Gelegenheit wahr genommen und ein paar Verbesserungen bei dem amerikanischen Originalentwurf vorgenommen und es ist interessant zu sehen, dass diese anschließend von den Amerikanern in späteren Modellen ihrer Waffe wiederum übernommen wurden.
Das Kaliber wurde auf 88 mm vergrößert, um die Wirkung der Waffe zu erhöhen. Ein Raketenschwanz wurde eingeführt und die Zündung erfolgte nun elektrisch über einen Impuls-Magneten.

Dieser deutsche Raketenwerfer verfeuerte eine Rakete, die der des ‚Püppchen‘ (siehe weiter unten) sehr ähnlich war, wurde aber elektrisch gezündet. Der erste deutsche Raketenwerfer war bekannt als 8,8-cm-Raketenpanzerbüchse 43 (RPzB) ‚Püppchen‘ und war kaum mehr als ein einfaches, an beiden Enden offenes Rohr auf einer leichten Lafette, aus dem die Rakete abgefeuert werden konnte.

Der Schütze des Panzerschrecks legte das Rohr nun auf seine Schulter und betätigte einen Hebel, der
einen kleinen elektrischen Generator antrieb. Durch Loslassen des Auslösers konnte die so erzeugte Energie über Drähte zu dem Raketenmotor zum Abfeuern weitergeleitet werden. Gezielt wurde mit der Waffe durch eine einfache Visiereinrichtung.

Wie bei allen Raketenwerfern der ersten Generation brannte der Raketenmotor noch, nachdem er den Werfer verlassen hatte, und so wurde später ein Schutzschild an der Kimme installiert. Die Waffe war berüchtigt dafür, dass aus dem hinteren Ende enorme Flammen und Rauch austraten, was ihr den Spitznamen Ofenrohr einbrachte.

Der Panzerschreck wurde weit verbreitet eingesetzt, erstmals Ende 1943 an der Ostfront und später an allen übrigen Fronten.
Die Raketenpanzerbüchse 43 (RPzB) war ein sofortiger Erfolg als Panzerabwehrwaffe. Da sie ja eine größere Rakete als die Bazooka abfeuert, hatte sie eine bessere Panzerabwehrfähigkeit, aber die Reichweite der Waffe war auf nur etwa 150 Metern begrenzt.


Ein weiterer Nachteil bestand darin, dass der Raketenmotor noch brannte, als er die Mündung verließ, sodass der Schütze Schutzkleidung und eine Gasmaske tragen musste, um sich nicht zu verbrennen.
Die Abgase der Rakete waren bis zu einer Entfernung von 4 Metern hinter der Rückseite des Rohrs gefährlich und sie konnten auch Wolken aus Staub- und Fragmenten aufwirbeln, welche dem Gegner die Stellung des Schützen verrieten.
Vor allem dieser letztgenannte Umstand trug wenig dazu bei, die RPzB 43 bei einigen ihrer Nutzer übermäßig beliebt zu machen.

Die weitere Entwicklung führte zur RPzB 54, mit einem Schutzschild für den Schützen, sodass die Schutzkleidung nicht mehr nötig war. Die nachfolgende Version RPzB 54/1 verschoss eine weiterentwickelte Rakete, welche ein kürzeres Abschussrohr benötigte, aber trotzdem eine erhöhte Reichweite von etwa 180 Metern hatte.
Die RPzB 54 und RPzB 54/1 ersetzten die erste RPzB 43 in der Produktion, welche dann an Reserveverbände weitergegeben wurden.

All diese Waffen wurden bald sehr weit verbreitet eingesetzt, sodass sie praktisch an jeder Front
in großer Zahl anzutreffen waren.
Die späteren Raketen konnten bis zu 160 mm Panzerung durchschlagen, aber sie waren praktisch nur Nahkampfwaffen, welche eine sorgfältige und auch mutige Handhabung im Einsatz erforderten. Insbesondere war Vorsicht vor den gefährlichen Folgen des Rückstoßes für eigene Kameraden und auch wegen des Verrats der eigenen Position an den Gegner gegeben.

Die übliche Mannschaft für diese Waffen waren zwei Soldaten, von denen einer der Schütze war und der andere die Raketen nachlud und deren Zünddrähte mit den Kontakten der Abschussvorrichtung verband.
Oft musste sich die Mannschaft des Panzerschrecks an ihre Ziele ‚heranpirschen‘, damit diese innerhalb der Reichweite der Waffe waren. Wenn aber erst einmal ein Treffer gelang, war der Panzer in der Regel ausgeschaltet.
Das einzige Gegenmittel gegen die RPzB-Serie war zusätzlicher Schutz wie Sandsäcke, Kettenglieder oder Abstandshalter-Panzerplatten an den alliierten Panzern, zusammen mit der Einführung von speziellen Infanterietrupps zu ihrem Schutz, welche zusammen mit den Panzerfahrzeugen operierten.

Da die Brennstofflage zunehmend kritischer wurde, sollten andere Waffen entwickelt werden, um den Panzerschreck zu ersetzen. Von dieser erreichten aber nur noch wenige die Infanterie-Divisionen, sodass die Waffe bis zum Ende des Krieges im Einsatz blieb.
Der Panzerschreck war sehr wirksam gegen die Panzer seiner Zeit und offenbar wurde er von der deutschen Infanterie auch gerne verwendet. Die RPzB-Serie hatte mehrere Spitznamen, darunter Ofenrohr und Panzerschreck.


Bilder vom Panzerschreck


Animation 3d-Modell 88 mm Raketen-Panzerbüchse 54 (Ofenrohr, Panzerschreck)


 


Mehr über den Panzerschreck:


8,8-cm Raketenwerfer 43 Püppchen

8,8-cm-Raketenwerfer 43 'Püppchen'
Ein US-Soldat untersucht einen erbeuteten 8,8-cm-Raketenwerfer 43 ‚Püppchen‘.

Nachdem die Wehrmacht festgestellt hatte, dass das Artillerieprojektil nicht die effizienteste Art und Weise zur Erzielung von Treffern mit langsamen Hohlladungsgefechtsköpfe auf bewegliche Panzer war, besann man sich auf die Rakete als Trägersystem.

So wurde von Dr. Erich von Holt bei der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff AG (WASAG) in Reinsdorf eine kleine Rakete mit einem Kaliber von 8,8 cm mit einem Hohlladungsgefechtskopf entworfen, welche völlig ausreichend war, um jede bekannte Panzerung eines alliierten Panzers zu durchschlagen. Was jetzt noch fehlte, war ein geeignetes Abschussgerät für diese Rakete.

In diesem Stadium der Raketenentwicklung hatten die deutschen Konstrukteure noch wenig Erfahrung mit der Beschaffenheit eines Raketenwerfers und wie dieser am besten konstruiert sein sollte. So war das Ergebnis praktisch ein kleines Artilleriegeschütz, das die Rakete ‚abfeuern‘ sollte.


Dieses Gerät wurde als ‚Püppchen‚ bekannt und wurde offiziell als 8,8-cm Raketenwerfer 43 bezeichnet und hatte das Aussehen einer kleinen Kanone.
Es gab einen Schutzschild und der Werfer wurde auf Rädern bewegt, wobei die Lafette der ausgemusterten 2,8-cm schweren Panzerbüchse 41 verwendet wurde. Wenn sich die Waffe in ihrer Stellung befand, konnten die Räder abmontiert werden, um die Silhouette zu verringern, wonach sie auf Kipphebeln stand.

Die Rakete wurde sogar mit einem konventionellen Verschluss-Mechanismus geladen. Der Unterschied zwischen dem Püppchen und gewöhnlichen Artilleriegeschützen war, dass es keinen Rückstoßmechanismus gab. Die Rückstoßkräfte, die beim Abfeuern der Rakete entstanden, wurden von der Masse des Wagens absorbiert, und der Richtschütze konnte das Abschussrohr mithilfe eines Zweihandgriffs und dem Anvisieren entlang des Laufs ausrichten.
Das Ende des Werfers war mit einem einfachen Verschlusssystem verschlossen, sodass keine Rückstoß-Flammen wie bei den späteren, geschulterten Raketenwerfern auftraten. Dies verbesserte neben der Geschossgeschwindigkeit auch die Zielgenauigkeit und die Stellung der Waffe wurde nicht so leicht verraten.

Das Geschoss war die gleiche raketengetriebene Hohlladungsbombe, wie sie anschließend beim Panzerschreck verwendet wurde, jedoch mit einer zusätzlichen Verschlusseinheit auf dem Heckrohr, die einer kurzen Patronenhülse ähnelte. Diese bildete die notwendige Dichtung am hinteren Ende des Rohrs, wenn der Verschluss geschlossen wurde, und verhinderte das Austreten von Gasen nach hinten.
Die Zündung erfolgte nun durch eine Perkussionsvorrichtung, wobei ein Schlagbolzen im Verschlussblock auf einen Verlängerungsstift schlug, der von der Verschlusseinheit gehalten wurde, und dieser den Schlag auf ein Perkussionshütchen in der Mitte des Venturis des Raketenmotors übertrug. Durch die Explosion dieses Verschlusses wurde eine Pulverladung gezündet, welche die Treibladungsstangen des Raketenmotors entzündete.

8,8-cm-Rakete des 'Püppchen
Die 8,8-cm-Rakete des ‚Püppchen‘.

Das Püppchen wurde bereits Anfang 1943 in Dienst gestellt und die ersten Exemplare wurden von den Alliierten bereits beim Ende des Feldzuges in Tunesien erbeutet.
Die Waffe hatte im Einsatz eine maximale Reichweite von etwa 700 Metern, aber zur Panzerabwehr betrug die effektive Entfernung etwa 230 Metern, da das Visiersystem eher rudimentär war und die Flugzeit der Rakete zum Ziel in Sekunden gemessen werden konnte. Es war möglich, bis zu 10 Raketen pro Minute abzufeuern.

Weitere Konstruktionsmerkmale des Püppchens waren, dass es für den Lastentransport in sieben Teile zerlegt werden konnte und dass es Skier für die Handhabung im Schnee gab.
Es wurde sogar eine Anleitung der Waffe auf der Innenseite des Schildes gedruckt, damit auch ungeschultes Personal die Waffe im Notfall auf dem Schlachtfeld verwenden konnte.

Das Püppchen befand sich aber nicht sehr lange in Produktion. Kaum waren die ersten Exemplare an die Truppe ausgegeben worden, wurden die ersten amerikanischen Bazookas in Tunesien erbeutet und von deutschen Technikern untersucht. Diese stellten, wie oben bereits erwähnt, schnell fest, dass ein einfaches Abschussrohr alles war, was man für die eigenen 8,8-cm-Raketen benötigte und dass von daher die Komplexität des Püppchens unnötig war.

So wurde die Produktion fast so schnell eingestellt wie sie begonnen hatte und man konzentrierte sich stattdessen auf die bereits zuvor beschriebenen einfachen Raketen-Panzerbüchsen der RPzB-Reihe.
Aber die bereits gebauten Püppchen sollten nicht verschwendet werden und waren von daher bis zum Ende des Krieges im Einsatz.
Insbesondere in Italien wurde eine beträchtliche Anzahl von den Alliierten erbeutet und einer genauen Untersuchung durch die Geheimdienste und technisches Personal unterzogen.

Ursprünglich gab es in Deutschland offenbar Absichten, modifizierte Püppchen-Systeme auf leichte gepanzerte Fahrzeuge zu montieren, aber keiner dieser Pläne wurde dann noch verwirklicht.


Spezifikationen 88-mm Raketen-Panzerbüchse und Raketenwerfer 43

Spezifikationen:

SpezifikationRPzB 43RPzB 54Raketenwerfer 43 Püppchen
TypPanzerabwehr-RaketenwerferPanzerabwehr-RaketenwerferPanzerabwehr-Raketenwerfer auf Fahrgestell
Kaliber88 mm 88 mm 88 mm
Länge164 cm164 cm (RPzB 54/1 kürzer)2,87 m
Gewicht9,2 kg (+ Rakete 3,27 kg + Sprengkopf 0,65 kg) 11,0 kg mit Schutzschild (+ Rakete 3,25 kg)146 kg (Transport); 100 kg (in Stellung)
Lauflänge? 158,75 cm, glatt ?
Geschoss und GewichtHohlladung 3,92 kg Hohlladung 3,25 kg Hohlladung 2,66 kg
Funktion Einschüssiger Raketenwerfer Einschüssiger Raketenwerfer Einschüssiger Raketenwerfer
Effektive Reichweite150 m150 m (PRzB 54/1 180 m)230 m (maximum 700 m)
Durchschlagskraft102 mm / 0°bis 160 mm / 0° 100 mm / 0°
Mündungsgeschwindigkeit??140 m/sek
Höhenrichtbereich---14° bis +23° Grad

Einsatzstatistik:

88 mm Raketen Panzerbüchse 54 PanzerschreckAngaben
SerienproduktionAugust 1943
EndlieferungFebruar 1945
Stückzahl 194350.835
Stückzahl 1944209.000
Stückzahl 1945 (Januar-Februar)21.000
Stückpreis70 Reichsmark

Im Nahkampf zerstörte russische Panzer an der Ostfront vom Januar bis April 1944:

WaffeJanuarFebruarMärzApril
Panzerfaust584551110
Panzerschreck9242926
Hafthohlladung21131419
Handgranaten6556
T-Minen2044311
Sturmpistole--1-


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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