Französische Jäger 1. Weltkrieg


Die französischen Jagdflugzeuge im 1. Weltkrieg (1915-1918) von der Morane-Saulnier L und N über die Nieuport-Jäger bis zur Spad XIII.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

Garros mit seiner Morane-Saulnier L mit Abweisblechen
Roland Garros (mit Baskenmütze) mit seiner Morane-Saulnier L mit Abweisblechen am Propeller, welches den Einbau eines Bug-Maschinengewehrs erlaubte.

Französischer zweisitziger Eindecker Morane-Saulnier L aus dem 1. Weltkrieg und erstes Flugzeug, welches mit einem Bug-MG bewaffnet war.

Französische Jäger im 1. Weltkrieg

Morane-Saulnier L


Morane-Saulnier L, LA, P
Typ: Zweisitziger Aufklärer und leichter Bomber.

Über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten produzierte Morane-Saulnier eine Reihe von Eindeckern mit sogenannten Sonnenschirm-Flügeln. Der erste von diesen war der 1913 erschienene Typ L, dessen militärische Bezeichnung MoS.3 war.

Dies war ein einfaches und ziemlich zerbrechlich wirkendes Flugzeug mit einem kastenförmigen Rumpf und einem 80-PS-Gnome oder Le Rhone 9C Rotationsmotor in einer hufeisenförmigen Motorhaube. Die Seitenkontrolle erfolgte durch das Verziehen der Flügel.

Bei Kriegsausbruch wurde die Morane-Saulnier L in großen Stückzahlen bestellt, um für Aufklärungsaufgaben verwendet zu werden. Da das Flugzeug aber deutlich schneller als die eingesetzten deutschen Zweisitzer war, wurden die Besatzungen ermutigt, Schusswaffen in ihrem Cockpit mitzuführen. Am häufigsten wurde der Kavallerie-Karabiner als Waffe verwendet, welcher tatsächlich beachtenswerte Erfolge erzielte.

Frankreich Flieger-Ass Guynemer erzielte im Juli 1915 in einer Morane-Saulnier L seinen ersten Abschuss.

französische Flieger-Ass Georges Guynemer
Das französische Flieger-Ass Georges Guynemer (zweiter von rechts) vor seinem Morane-Saulnier L Jäger.

Es war ein Morane-Saulnier Typ L, welcher ungewollt die ‚Fokker-Plage‚ von 1915/16 herbeiführte.
Rund zwei Monate vor Kriegsausbruch hatte Raymond Saulnier mit einem Unterbrecher-Mechanismus experimentiert, damit ein vor dem Piloten angebrachtes Maschinengewehr zwischen den rotierenden Propeller-Blättern hindurchschießen kann, ohne diese zu beschädigen. Er erzielte damit begrenzte Fortschritte bei Testversuchen auf dem Boden und am Ende des Jahres erhielt er Unterstützung von dem französischen Piloten Roland Garros. Dieser bestückte die Rotorblätter mit Stahl-Ablenkplatten, damit die Kugeln, welche den Propeller trafen, zur Seite abgelenkt werden.

Im März 1915 kehrte Garros dann zu seiner Einheit MS.26 zurück und brachte eine Morane-Saulnier L mit, welche mit einem nach vorne feuernden 8-mm-Hotchkiss-Maschinengewehr und Abweisblech an den Propeller-Blättern ausgestattet war.
Garros nutze schnell den Überraschungseffekt seiner einzigartigen Waffe aus und erzielte in den ersten drei Wochen des Aprils drei Luftsiege. Am 18. April 1915 jedoch musste er hinter den deutschen Linien notlanden und konnte sein Flugzeug nicht mehr zerstören, bevor er gefangengenommen wurde. Dieser Vorfall war der Ausgangspunkt, was in dem erfolgreichen Unterbrechergetriebe der Fokker-Ingenieure endete und welches noch im gleichen Jahr mit dem Eindecker Fokker E von den Deutschen zum Einsatz gebracht wurde.

MS L
Morane Saulnier Typ L (Parasol)

Die Morane-Saulnier Typ L hat in der vorgesehenen Rolle als Aufklärer hervorragende Dienste geleistet und wurde auch für Angriffe mit leichten Bomben und das Absetzen von Agenten hinter den feindlichen Linien verwendet.
Fast sechshundert Morane-Saulnier L wurden gebaut, welche vom französischen Aviation Militaire, der 3. Staffel des Royal Flying Corps und des 1. Wing des Royal Navy Air Service an der Westfront, sowie beim 2. Wing des RNAS in der Ägäis und auch von den zaristischen Luftstreitkräften Russlands verwendet wurden.

Supremacy 1914

Es war eine Morane-Saulnier L des Piloten Unterleutnant R.A.J. Warneford des Royal Navy Air Service (RNAS), welcher als erster einen Zeppelin in der Luft zerstörte und dafür mit dem Victoria Cross ausgezeichnet wurde. Für die Zerstörung von LZ 37 verwendete er sechs 11,3-kg-Bomben, was die übliche Zuladung war, wenn eine Morane-Saulnier L für einen Bombeneinsatz verwendet wurde.

Typ LA

Eine weiterentwickelte Version der Morane-Saulnier, der Typ LA, erschien im Jahr 1914. Diese hatte einen abgerundeten Rumpf, eine Querrudersteuerung, kleine Flossen oberhalb und unterhalb des hinteren Rumpfes und eine Luftschraube. Das Flugzeug hatte die militärische Bezeichnung MoS.4.
Die MoS.4 scheint nur verhältnismäßig wenig von den Franzosen eingesetzt worden zu sein, wenn sie auch bis zum Eintreffen der Nieuport XI in kleineren Zahlen verwendet wurde.
Vierundzwanzig LA wurden an das Royal Flying Corps abgegeben, wo sie bei der 1. und 3. Squadron von 1916 bis 1917 verwendet wurden.

Typ P

Eine mehr verbreitete Version war der Typ P, welcher im Grunde eine vergrößerte LA mit mehr Leistung war, die ein Lewis-MG im hinteren Cockpit hatte und bei späteren Flugzeugen dazu ein synchronisiertes, vorwärts feuerndes Vickers-MG.
Der Typ P erschien in zwei Varianten: die MoS.21 mit einem Le Rhone 9J und die MoS.26 mit einem Le Rhone 9JB-Motor. Wie der Typ L und LA, war auch die P ein Zweisitzer und wurde von der französischen Aviation Militaire und dem britischen Royal Flying Corps von 1916 bis 1917 verwendet. 565 Morane-Saulnier Typ P wurden gebaut.


 

Benutzer: Frankreich, Großbritannien, Russland.


Spezifikationen Morane-Saulnier L

SpezifikationenMorane-Saulnier Typ L
Typ Zweisitziger Aufklärer, leichter Bomber
Besatzung2
Antrieb 9-Zylinder-Umlaufmotor 80-PS Gnome oder Le Rhone 9C (MoS.21 110 PS Le Rhone 9J, MoS.26 110 PS Le Rhone 9Jb)
Spannweite 10,30 m (Typ P: 11,20 m)
Länge 6,32 m (Typ P: 6,88 m)
Höhe 3,15 m
Flügelfläche 18,3 m²
Leergewicht490 kg
Startgewicht680 kg
Höchstgeschwindigkeit 115 km/h in 2.000 m
Steigleistung200 m/min.
Dienstgipfelhöhe 4.000 m
Reichweite 450 km
Bewaffnung Typ P: 1 x Lewis-MG im hinteren Cockpit und spätere Flugzeuge 1 x synchronisiertes Vickers-MG auf dem Bug
Zuladung bis 6 x 11,3-kg-Bomben
Erstflug 1913
Truppenlieferung Anfang 1914 (LA: 1914; P: 1916)
Endlieferung?
Produktion knapp 600 Typ L, einige LA, 565 Typ P
Morane-Saulnier Typ L
Morane-Saulnier Typ L

Morane-Saulnier N

Morane-Saulnier N
Morane-Saulnier N

Morane-Saulnier N

Geschichte: Nur 80 Stück bis 1916 gebaut, und diese von Frankreich, England und Russland verwendet. Der Eindecker war der erste alliierte Jäger, der den deutschen Fokker-Jäger durch sein MG auf dem Rumpf in nichts nachstand. Jedoch hatte die Maschine keine Querruder und eine gefährlich hohe Landegeschwindigkeit und der Motor überhitzte oft.

  • EINSITZIGER JÄGER
  • 110-PS Le-Rhone 9-Zylinder Umlaufmotor
  • Spannweite 8,30-8,35 m
  • Länge 6,70-6,96 m
  • Startgewicht 510 kg
  • Geschwindigkeit: 165 km/h
  • Flughöhe: 4000 m
  • Reichweite: 225 km
  • Bewaffnung: 7,7mm Vickers oder Lewis-MG auf dem Bug mit Abweisblech und später Synchronisation

Nieuport XI

Französischer einsitziger Jagdaufklärer Nieuport XI.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Nieuport XI der französischen Luftwaffe.
Nieuport XI der französischen Luftwaffe.

Nieuport Typ X, XII, XI und XVI.
Typ: einsitziger Jagdaufklärer


Geschichte:

Im Januar 1914 kam der Konstrukteur Gustave Delage zu Nieuport und begann die Serie von Militärflugzeugen, die ihn und die Firma berühmt machten. Sie waren sauber konstruiert, kleiner als der Durchschnitt und hatten Unter­flügel, die sehr viel kleiner als die oberen waren. Beide waren durch V-Streben verbunden. Delages erstes Mili­tärflugzeug war der Typ X (oft auch in arabischen Ziffern ’10‘). Es war ein zweisitziger Aufklärer in zwei Formen: Einmal saßen Beobachter und MG vor dem Piloten, ein­mal hinter ihm. Die meisten wurden bald zu einsitzigen Versionen (XC-1 oder Nie lOC-1) umgebaut.

Die XII war etwas größer und hatte statt des SO-PS-Motors einen 110-PS- oder 130-PS-Umlaufmotor. In Frankreich und in Großbritannien gebaute Maschinen wurden bei RFC und RNAS eingesetzt.

Der erheblich kleinere Nieuport XI-Einsitzer wurde aus dem Bebe-Rennflugzeug entwickelt, das für das Gordon-Bennett-Rennen vorgesehen war. Es wur­den viele hundert gebaut, 646 auch bei Macchi in Italien. Sie gehörten zu den ersten wirklichen Kampfflugzeugen des RFC und des RNAS und wurden in großer Zahl auch von der französischen und belgischen Luftwaffe sowie von den Russen eingesetzt. Die XVI hatte ein synchroni­siertes MG im Bug und den 110-PS-Le-Rhöne-Motor.

Zum Kampf gegen Fesselballons hatten viele Le-Prieur-Raketen an den V-Streben. Die ersten Nieuports waren die einzigen alliierten Flugzeuge, die von den deutschen Fokker E respektiert wurden.

Benutzer: Frankreich, Großbritannien, Belgien, Italien, Russland, Niederlande.


Bilder zur Nieuport ‚Bebe‘


Spezifikationen Nieuport XI

Spezifikationen:

Nieuport XISpezifikation
Typeinsitziger Jagdaufklärer
Antrieb80-PS Gnome oder (häufiger) Le Rhone 9C 9-Zylinder-Umlaufmotor
Spannweite 7,55 m
Länge 5,80 m
Höhe 2,45 m
Flügelfläche13 m²
Gewicht leer 330 kg
Startgewicht480 kg
Höchstgeschwindigkeit156 km/h
Steigleistung ca. 200 m/min.
Dienstgipfelhöhe 4.600 m
Reichweite ca. 320 km
Flugdauer 2,5 Stunden
Bewaffnung 1 x 7,7-mm-Lewis-MG starr auf dem oberen Flügel (XVI ein synchronisiertes 7,7-mm-Vickers-MG)
Erstflug Bebe-Rennflugzeug Ende 1914, XI Anfang 1915, XVI 1916
Produktion ? (alleine 646 bei Macchi, Italien in Lizenz)


Weitere Nieuport-Jagdflugzeuge

Nieuport XVII
Nieuport XVII

Nieuport XVII

Geschichte: Der Doppeldecker war eines der wichtigsten alliierten Kampflugzeuge. Mit der Auslieferung dieser Jäger seit Mai 1916 war die ‚Fokker-Plage‘ beendet. Viele hundert wurden von Frankreich, England, Russland, Italien, Belgien und USA eingesetzt. Der Typ war das bevorzugte Flugzeug von Assen wie Nungesser, Guynrmeyer, Ball, Bishop und anderen.

  • EINSITZIGER KAMPFAUFKLÄRER
  • gewöhnlich 110-PS oder 120-PS Le-Rhone 9-Zylinder Umlaufmotor
  • Spannweite 8,22 m
  • Länge 5,74 m
  • Startgewicht 535-565 kg
  • Geschwindigkeit: 176 km/h
  • Flughöhe: 5300 m
  • Reichweite: 300 km
  • Bewaffnung: 7,7mm Lewis-MG auf dem oberen Flügel, 7,7mm Vickers-MG synchronisiert auf dem Bug

Nieuport 28
Nieuport 28

Nieuport 28

Geschichte: Seit März 1918 wurde das amerikanische Expeditionskorps mit diesem Jäger ausgerüstet, später auch griechische Staffeln. Aufgrund der hervorragenden vorhergehenden Nieuport-Modelle ging der Jäger ohne große Überprüfung in Serie. Jedoch war der Motor völlig unzuverlässig, bei Flugmanövern konnte sich die Stoffbespannung des oberen Flügels lösen. Ungeachtet dieser Mängel war dies der einzige Jäger, der Anfangs für die amerikanischen Staffeln verfügbar war.

  • EINSITZIGER JÄGER
  • 160/170-PS Gnome-Monosoupape 9-Zylinder Umlaufmotor
  • Spannweite 8,15 m
  • Länge 6,4 m
  • Startgewicht 737 kg
  • Geschwindigkeit: 196 km/h
  • Flughöhe: 5182 m
  • Reichweite: 250 km
  • Bewaffnung: zwei starre, synchronisierte 7,7mm Vickers oder 7,62mm Merlin-MGs

Spad-Jagdflugzeuge

Spad VII
Spad VII

Spad VII

Geschichte: Von dem nützlichen Jäger wurden seit September 1916 etwa 6000 Stück an die französischen, britischen und kanadischen Staffeln geliefert. Der Jäger wurde bis 1923 in verschiedenen Untervarianten gebaut.

  • EINSITZIGER JAGDAUFKLÄRER
  • 150-PS (später bis 200 PS) Hispano-Suiza 8Aa V-8-Motor
  • Spannweite 7,81 m
  • Länge 6,18 m
  • Höchstgewicht 740 kg
  • Geschwindigkeit: 192 km/h
  • Flughöhe: 5334 m
  • Reichweite: ca.360 km
  • Bewaffnung: 7,65mm Vickers-MG synchronisiert auf dem Bug

Spad XIII
Spad XIII

Spad XIII

Geschichte: Seit Mai 1917 wurden zumindest 8742 dieses hervorragenden Jägers an französische und US-Staffeln ausgeliefert. Nicht weniger als 81 französische Staffeln wurden mit dem Typ ausgerüstet und beim amerikanischen Expeditionskorps wurde er zum Haupttyp. Für den erfahrenen Piloten ein fast perfekter Jäger, war er für einen Neuling schwierig zu fliegen. Fast alle französischen Fliegerasse flogen die Spad XIII.

  • EINSITZIGER JÄGER
  • 200/220/235/300-PS wassergekühlter Hispano-Suiza V8-Motor
  • Spannweite 8,2 m
  • Länge 6,30 m
  • Höchstgewicht 820-845 kg
  • Geschwindigkeit: 220 km/h
  • Flughöhe: 6650 m
  • Reichweite: 300-350 km
  • Bewaffnung: zwei 7,65mm Vickers-MG auf dem Bug

Quellenangaben und Literatur

Jane’s Fighting Aircraft of World War I
Aircraft of World War I 1914-1918 (Jack Herris, Bob Pearson)
Technik und Einsatz der Kampfflugzeuge vom 1. Weltkrieg bis heute (Ian Parsons)
Fighters, Attack and Training Aircraft 1914-1919 (Kenneth Munson)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)


Zum teilen:

Weitere interessante Beiträge:
Infanterie des II. SS-Panzerkorps
Aufstellung, Kommandeure und Einsätze der 9. SS-Panzer-Division Hohenstaufen. Bezeichnungen, Kommandeure, Aufstellung 1943, Einsätze in Russland im Frühjahr 1944 und in Read more
Spitfire F21 und F22
Jäger, die es in sich hatten: Die gefährlichsten Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs. Er war der schrecklichste aller Kriege in der Read more
Ju 52 in Maleme gelandet
Unternehmen Merkur, die deutsche Luftlandung auf Kreta im Mai 1941. Angriffsplan, eingesetzte Truppen, die Kämpfe und Verluste. Als am 21. Read more
Typ XXI U-Boot
U-Boot Typ XXI, das erste wirkliche Unterseeboot der Welt. Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell. Hier zum Vorgänger Read more
Totenkopf Soldaten
Einsätze der 3. SS-Panzer-Division Totenkopf (T) von 1944 bis 1945 (Teil IV). In Russland 1944 und der Endkampf in Ungarn Read more
SdKfz 251
Deutscher mittlerer Schützenpanzerwagen SdKfz 251. Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Varianten, Bilder und 3d-Modell. SdKfz 251 Typ: Mittlerer Schützenpanzerwagen. Geschichte Von größter Read more

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen
Einen Moment bitte noch - das hier ist bestimmt auch interessant:

30,5cm Skoda-Haubitze
Die Artillerie im 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918. Artillerie im 1. Weltkrieg Die Artillerie spielte eine entscheidende Rolle für Read more

VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT!