Nebelwerfer


Deutsche Raketenartillerie Nebelwerfer im Zweiten Weltkrieg mit 10,5-cm, 15-cm und 21-cm Wurfgranate.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

15-cm Nebelwerfer 41
15-cm Nebelwerfer 41

15-cm Wurfgranate 41, 21-cm Wurfgranate 42
Typ: Nebelwerfer-Raketenartillerie.

Geschichte


Die Raketenartillerie war gewöhnlich Bestandteil eines Raketenwerfer-Regimentes oder Bataillons auf Korpsebene und wurde normalerweise zum direkten oder indirekten Beschuss verwendet.

Die Bestimmungen des Versailler Vertrages hatten Deutschland die Entwicklung schwerer Artillerie verboten. Jedoch erlaubte es ein Schlupfloch in den Bestimmungen dem deutschen Generalstab eine Raketenversuchsanstalt auf dem Artillerie-Testgelände von Kummersdorf in den frühen 1930er Jahren einzurichten.
Die berühmteste Waffe, welche dort ihre Ursprünge hatte, war die A-4-Rakete, auch als V-2 bekannt. Jedoch war die verheerendste Waffe für die Alliierten, welche von dort stammte, das Nebelwerfer-Raketensystem. Die Ironie bei der Sache ist zudem, dass es wohl besser für die Alliierten gewesen wäre, den Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg schwere Artillerie zu erlauben und damit wohl die späteren Erfahrungen mit dem Nebelwerfer vermieden zu haben.

Der erste Nebelwerfer wurde 1934 einsatzbereit und war der Nbl.W.35 oder 10,5 cm Nebelwerfer 35. Der Nbl.W.35 war im Grunde ein großer Granatwerfer, welcher aus einem einzigen glatten Rohr bestand, welches von vorne geladen wurde und er hatte einen großen Höhenrichtbereich und Flugbahn.
Diese Waffe konnte in drei Teile zerlegt werden, welche jeweils von einem Mann getragen werden konnten. Er hatte eine Mannschaft aus sieben Mann, einschließlich drei zum Tragen und Nachladen der Munition.
Die Rakete des Nbl.W.35 wog insgesamt 7,38 kg mit einer Spreng- oder Nebelladung von 2,2 kg und hatte eine Reichweite von 3.025 Metern.

Bei Beginn von Unternehmen Barbarossa im Juni 1941 war der Nbl.W.35 immer noch im Dienst, hauptsächlich mit den sieben unabhängigen motorisierten Raketenwerfer-Bataillonen des Heeres. Die Waffe blieb bis 1942 in Dienst, vor allem weil der Werfer in der Lage war, die längere Nbl.W.40-Rakete zu verschiessen.

Salve einer Batterie deutscher Nebelwerfer
Salve einer Batterie deutscher Nebelwerfer beim Vorstoß auf Moskau 1941.

Im Jahr 1940 wurde der Nbl.W.35 durch den Nbl.W.40 (10,5cm Nebelwerfer 40) bei der Truppe ergänzt. Dieser hatte allerdings die doppelte Reichweite. Der Nbl.W.40 hatte ebenfalls nur ein langes Rohr, war aber viel schwerer und ein komplizierteres Waffensystem.
Es wurde über eine Verschlusskammer geladen und durch Aufschlagzünder abgefeuert, wobei ein Rücklaufmechanismus zum Einsatz kam. Trotzdem wurde der große Höhenrichtbereich und der kurze Lauf eines Mörsers beibehalten.
Der Nbl.W.40 war zu schwer, um von Männern transportiert zu werden und befand sich daher auf einem kleinen, zweirädrigen Wagen. Die Rakete des Nbl.W.40 wog 8,9 kg mit einem Gefechtskopf von 1,25 kg hochexplosiven Sprengstoff oder Nebel und hatte eine Reichweite von bis zu 6.350 Metern.

Wie alle ungelenkten Raketen ohne Stabilisierungsflossen des Zweiten Weltkriegs war der Nbl.W.40 ziemlich ungenau. Bei der maximalen Schussweite konnte die Rakete in einem Radius von etwa 140 Metern um das Ziel herum einschlagen.
Der Nbl.W.40 wurde prinzipiell von unabhängigen motorisierten Raketenwerfer-Bataillonen eingesetzt, aber einige Batterien wurden auch von ausgesuchten motorisierten Einheiten verwendet.


15-cm Wurfgranate 41

15-cm Nebelwerfer 41
15-cm Nebelwerfer 41

Die deutsche 15cm Artillerie-Raketen stellten den Hauptteil der großen Anzahl bei den Nebelwerfer-Einheiten der >Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Zunächst wurden diese Einheiten aufgestellt, um Nebelwände für unterschiedliche taktische Aufgaben zu legen, wurden später aber auch für das verschießen von Artillerie-Raketen eingesetzt.

Die 15-cm-Raketen wurden intensiv durch die Deutschen auf dem Testgelände Kummersdorf-West während der späten 1930er Jahre erprobt und bis 1941 waren sie für die Verwendung bei den Fronttruppen einsatzbereit.

Supremacy 1914

Die 15-cm-Rakete gab es in zwei Hauptversionen: die 15-cm Wurfgranate 41 Spreng und 15-cm-Wurfgranate 41 w.Kh.Nebel. In ihrem Erscheinungsbild waren beide ähnlich und unüblich gestaltet, da sich das Raketenventuri, welches die Drehungsstabilisierung während des Flugs produzierte, etwa auf Zwei-Drittel der Länge des Raketenkörpers befand, während die Sprengladung dahinter lag. Dadurch wurde sichergestellt, dass bei der Explosion der hauptsächlichen Sprengladung die Reste des Raketenmotors ebenfalls zur destruktiven Wirkung hinzugerechnet werden konnten.

Im Flug hatte die Rakete ein markantes Dröhnen, welches dazu führte, daß ihr Spitzname bei den Alliierten ‚Stöhnende Minnie‘ lautete. Spezielle Versionen wurden für den Einsatz in den Tropen oder Arktis produziert.

Der erste Werfer, welcher für den Einsatz mit diesen Raketen ausgegeben wurde, war die einrohrige Vorrichtung ‚Do-Gerät‘, bezeichnet nach dem Leiter des deutschen Raketenteams, General Dornberger. Offensichtlich war es für die Luftlandetruppen vorgesehen, wurde aber anschließend nur selten benutzt.
Stattdessen wurde der hauptsächliche Werfer für die 15-cm-Raketen der 15-cm Nebelwerfer 41. Dieser verschoss sechs Raketen aus rohrförmigen Startern ab, welche auf einen modifizierten Wagen der 3,7-cm Pak 35/36 Panzerabwehrkanone montiert war.
Dabei waren die Rohre in einem groben Kreis angeordnet und wurden nacheinander in einer festgelegten Reihenfolge innerhalb von 10 Sekunden elektrisch gezündet und abgefeuert. Die sechs Rohre konnten in 90 Sekunden wieder nachgeladen werden.

Die maximale Reichweite der Raketen variierte, jedoch zumeist um die 6.900 Meter herum und sie wurden normalerweise per Massenabschuss abgefeuert durch Batterien aus 12 oder mehr Werfern. Bei dieser Verwendung konnten die Auswirkungen des Beschusses verheerend sein, da die Raketen eine beträchtliche Fläche eindecken konnten und die explosive Wirkung ihrer Nutzlasten enorm war.

Während der Fahrt wurde der Nebelwerfer 41 gewöhnlich von einem leichten Halbkettenfahrzeug gezogen, welches auch zusätzliche Munition und andere Ausrüstung mit sich führte.

1942 wurde jedoch mit dem 15-cm Panzerwerfer 42 ein Halbkettenfahrzeug als Werfer konstruiert, welcher ebenfalls die 15-cm-Raketen in zwei horizontalen Reihen zu je fünf Abschussrohren angeordnet hatte und diese auf einem gepanzerten SdKfz 4/1 Maultier Halbketten-LKW verschoss. Diese Fahrzeuge wurden für Unterstützungsfeuer bei gepanzerten Formationen verwendet.
Bis zu 10 Raketen konnten startbereit im Werfer mitgeführt werden und weitere 10 innerhalb des gepanzerten Fahrzeugrumpfes.

Panzerwerfer 42 auf SdKfz 4/1 Maultier
Frühe Version des Panzerwerfer 42 auf SdKfz 4/1 Maultier.

In der letzten Kriegsphase wurden ähnliche Werfer auch auf den gepanzerten schweren Wehrmachtschlepper (SWS) Halbkettenfahrzeugen montiert, wobei diese Fahrzeuge auch zum Ziehen der Nebelwerfer 41 verwendet wurden. Der Wehrmachtschlepper konnte zusätzlich 26 Raketen innerhalb des gepanzerten Rumpfes mit sich führen.

Die 15-cm-Raketen wurden auch mit Werfern verschossen, welche eigentlich für 30-cm-Raketen vorgesehen waren. Dabei wurden spezielle Schienen für die kleineren Raketen in die vorhandenen 30-cm-Werferschienen eingepasst.



Animation 3d-Modell 15-cm Nebelwerfer 41


 


21-cm Wurfgranate 42

21-cm Wurfgranate 42 mit 21-cm Nebelwerfer 42
21-cm Wurfgranate 42 mit 21-cm Nebelwerfer 42.

In Anlehnung an den Erfolg ihrer 15-cm-Raketen, beschlossen die deutschen Entwickler ein größeres Exemplar zu produzieren, welches erstmals 1941 als 210-mm-Entwurf erschien.
Auf den ersten Blick sah diese 21-cm-Wurfgranate 42 Spreng genauso wie ein konventionelles Artilleriegeschoss aus. Aber bei genauerem Blick erkannte man, dass es 22 angewinkelte Venturi für die wichtige Drehstabilisierung hatte. Die lange, stromlinienförmige Nase war ebenfalls trügerisch, denn sie war hohl und der eigentliche Sprengkopf befand sich in einigem Abstand hinter der Spitze.

Diese Rakete enthielt nicht weniger als 10,17 kg Sprengstoff, welcher bei der Detonation zu einer starken Explosion führte. Die Waffe war in ihrer zerstörerischen Wirkung so erfolgreich, dass nur Hochexplosiv-Versionen gebaut wurden.

Die 21-cm-Rakete wurde nur zusammen mit einem einzigen Werfer verwendet, dem 21-cm Nebelwerfer 42. Das erste dieser Geräte wurde während des Jahres 1943 an der Ostfront eingesetzt und es dauerte einige Zeit, den endgültigen Entwurf des Werfers herauszuarbeiten.

Ursprünglich war es eine einfache Vergrößerung des bestehenden 15-cm Nebelwerfer 41 mit sechs Werferrohren, aber das größere Kaliber führte zu einigen Problemen mit der Stabilität bei Transport und Raketenstart. So wurde schließlich die Anzahl der Rohre auf fünf verringert, was die Probleme behob.

In allen anderen Gesichtspunkten war das Fahrgestell das gleiche wie beim früheren Entwurf, nämlich eine Modifikation desjenigen vom 3,7-cm Pak 35/36 Panzerabwehrgeschütz.
Wie auch mit den 15-cm-Raketen, wurden die 21-cm-Raketen elektrisch gezündet. Nachdem die Raketen in die Rohre des Werfers geladen waren, zog sich die Bedienungsmannschaft auf sichere Entfernung oder in Deckung zurück. Nachdem der Feuerbefehl erteilt worden war, bediente ein Mann der Mannschaft eine spezielle Schaltanlage und die gesamte Raketenladung wurde eine nach der anderen in einer festgelegten Reihenfolge abgefeuert.

Die Salve der abgeschossenen Raketen verursachte eine beträchtliche Menge an Rauch und Staub, welcher die Stellung der Raketenwerfer-Batterie dem Feind verriet. Auf ihrer Flugbahn machten die Raketen ihre unverwechselbaren, stöhnenden Geräusche, was die Art der eingesetzten Waffe eindeutig erkennen ließ.
Die Kombination aus Rauch, Staub und Lärm zwang die Nebelwerfer-Truppe dazu, Spezialisten im ’schnellen in Stellung gehen, abfeuern und verschwinden‘ zu werden. Denn jedes Abfeuern einer größeren Salve führte dazu, dass ihre Stellung erkannt wurde und sofortiges Artillerie-Gegenfeuer oder ebenfalls Raketenbeschuss – wie durch sowjetische Stalinorgeln – auf sich zog.

Nebelwerfer nachladen
Ein 21-cm Nebelwerfer wird im Berggelände zwischen dem Golf von Salerno und Neapel im Herbst 1943 nachgeladen.

Jedoch machten die 21-cm-Raketen einen unvergesslichen Eindruck auf alle, welche ihre Auswirkungen über sich ergehen lassen mussten. Vor allem die Amerikaner betrachteten die deutschen Raketen und Nebelwerfer als so fortschrittlich gegenüber allem, was sie bauen und einsetzen konnten, dass sie einige Exemplare in die USA brachten und sie kopierten.
Die US-Version wurde daher die 210-mm T36-Rakete, welche für eine Reihe von Tests und Versuchsprogramme verwendet wurde, aber zu keiner operativ eingesetzten Waffe führte. Jedoch trug sie erheblich zum amerikanischen Wissen über die Raketen-Artillerie-Technologie bei.

Benutzer: Deutschland.

button go Hier zu Teil II der Nebelwerfer: 28-, 30- und 32-cm Wurfkörper.


Spezifikationen

Spezifikationen:

Spezifikation15-cm Wurfgranate 41 Spreng15-cm Wurfgranate 41 wKhNebel21-cm Wurfgranate 42 Spreng
Länge 97,9 cm 102 cm 125 cm
Durchmesser 15,8 cm 15,8 cm 210 cm
Gesamtgewicht 31,8 kg 35,9 kg 109,55 kg
Treibmittel 6,35 kg 6,35 kg 18,27 kg
Gefechtskopf 2,5 kg 3,86 kg 10,17 kg
Mündungsgeschwindigkeit 342 m/s 342 m/s 320 m/s
Reichweite 7.055 m 6.905 m 7.850 m
Gewicht Werfer 541 kg=?
Werferrohre665
Dauer der Salve10 sec10 sec?
Nachladezeit90 sec90 sec?

Herstellung:

Angaben
Produktion 15-cm Wurfgranate 411941-45
Produktion 21-cm Wurfgranate 421943-45
Stückpreis Nb.W.35: 1.500 RM; Nb.W.40: 14.000 RM
Gesamtproduktion Nebelwerfer Jan 1942-Feb 1945 9.797
für 19423.864
für 19431.706
für 19443.767
Jan und Feb 1945460
Verluste Nebelwerfer Jan 1942-Feb 1945 2.673
für 1942434
für 19431.115
für 19441.041
Jan und Feb 194583

Die Angaben für Produktion und Verluste von Nebelwerfern beinhalten:
s.Wu.R.40 (gebaut bis Dezember 1941), s.Wu.G.40 (gebaut bis Dezember 1942), s.Wu.G.41 (gebaut bis Dezember 1942), 10-cm-Nb.W.35 (gebaut bis Dezember 1943), 10-cm-Nb.W.40 (gebaut bis Dezember 1943), 15-cm-Nb.W.41, 28 und 32-cm Nb.W.41, 21-cm-Nb.W.42, 30-cm-Nb.W.42 und 43 (gebaut ab Januar 1943), 15-cmPz.W.42 (gebaut ab Oktober 1943), 30-cm-R.W.56 (gebaut ab April 1944).


Quellenangaben und Literatur

Operation Barbarossa: the Complete Organisational and Statistical Analysis, and Military Simulation, Volume I – IIIB (Nigel Askey)
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg (10 Bände, Zentrum für Militärgeschichte)
The Desert War (Andrew Kershaw, Ian Close)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
Die Geschichte der Artillerie (John Batchelor, Ian Hogg)
Artillery in Colour 1920-1963 (Ian Hogg)


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