Mark A Whippet


Englischer leichter Infanterie-Panzer Mark A Whippet und sein Nachfolger Medium C aus dem Ersten Weltkrieg.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Bilder und 3d-Modell.

Whippet-Panzet des 3. Bataillon des Tank-Korps
Whippet des 3. Bataillon des Tank-Korps ziehen in der Nähe von Maillet Mailly am 26. März 1918 ins erste Gefecht.

Mark A Whippet

Mark A Whippet
Typ: Leichter Infanterie-Panzer.

Geschichte


Als die ersten Tanks entwickelt wurden, waren sie ursprünglich für nicht viel mehr gedacht als ‚Maschinengewehr-Zerstörer‘, welche in der Lage waren, die aufgewühlten Schlachtfelder der Westfront zu überqueren. Als Folge davon waren sie große, schwerfällige Biester, welche die Gräben überwinden konnten, jedoch sich nicht besonders schnell über geeignetes Gelände bewegen konnten.

Bis 1916 tauchte der Gedanke auf, die Tanks auch als eine neue Form der Kavallerie einzusetzen, welche einen Durchbruch der schweren Tanks durch die feindlichen Linien ausnutzen, in das Hinterland eindringen und den Gegner verfolgen kann. Es wurde vorgeschlagen, dass ein neuer Entwurf eines leichten Panzers mit einigen Eigenschaften zur Überwindung von Hindernissen, aber mit einer guten Geschwindigkeit über offenes Gelände, entworfen und dann gebaut werden sollte. Es wurde vorausgesetzt, dass die schweren Rhomboid-Panzer Mark IV/V die meisten Hindernisse schon aus dem Weg geräumt haben, bevor der leichte Panzer in Erscheinung tritt, welcher dadurch kürzer und leichter werden konnte. Damit sollte der leichte Panzer die Aufgaben der traditionellen Kavallerie übernehmen können.

Ein derartiges Fahrzeug wurde von Mr. (später Sir) William Tritton als leitender Direktor der Firma William Foster & Co in Lincoln entwickelt, welcher schon behilflich bei der Entwicklung der frühen ‚Landschiffe‘, dem Tank Mark I, gewesen war. Schon der Spitzname ‚Tritton-Jäger‘ für den Entwurf spricht für sich selbst.

Für den neuen Entwurf, welcher dann aber schnell den Spitznamen Whippet erhielt, kehrte Tritton zu seiner früheren Auslegung vom Little Willy zurück, bei welchem eher flache als rautenförmige Kettenlaufwerke verwendet wurden. Somit ähnelte er vom Aufbau her eher den zeitgenössischen Panzerwagen. Vorne wurde ein Motorraum zwischen den Ketten aufgehängt, in welchem sich zwei 45-PS-Tylor-Motoren aus den Londoner Bussen befanden, wovon jeder eine der Ketten antrieb. Die Lenkung erfolgte durch die Beschleunigung oder Abbremsen bzw. Verlangsamen der jeweiligen Kette.

Zwei Motoren wurden hier erstmals in einem Panzer eingebaut, da sich Tritton sehr bewusst war, dass die Steuerung durch Bremsen an den Antriebswellen der Ketten zu erheblichen Kräfteverlusten führte. Theoretisch war dies eine sinnvolle Lösung – aber in der Praxis sah dies leider ganz anders aus, denn jeder Lenkausschlag beim Steuerrad bewirkte eine andere Einstellung für die beiden Motoren, was das Fahren außerordentlich schwierig machte und oft wurde ein Motor abgewürgt. Dies bestägte sich dann auch bei späteren Versuchen mit einem sowjetischen leichten Panzer oder einem schwimmfähigen Radpanzer der US Navy im Zweiten Weltkrieg.

Am hinteren Ende befand sich der Fahrer auf der linken Seite und der Kampfraum mit Kommandanten und Richtschütze zu seiner rechten. Ursprünglich sollte dies ein drehbarer Turm sein, aber um die Herstellung zu vereinfachen, wurde dieser dann zu einem starren Aufbau geändert, mit jeweils einem Hotchkiss-Maschinengewehr in einer speziellen Halterung auf jeder Seite (nach vorn, hinten, links und rechts). So sahen sich Kommandant und Richtschütze vor die Aufgabe gestellt, bis zu vier MGs in dem ungeeigneten Kampfraum zu bedienen.

Die Dicke der Panzerung reichte von 5 mm bis maximal 14 mm.

Der Prototyp des Whippet war im Februar 1917 fertig und wurde im Juni desselben Jahres in Produktion genommen. Doch die Produktion dauerte einige Zeit und erst Ende 1917 waren die ersten Exemplare fertiggestellt. Und auch dann erreichten sie Frankreich nicht schnell und es dauerte bis März 1918, bevor sie erstmals in den Einsatz gingen.
Der offizielle Name für den neuen Panzer war Medium Tank Mk A, aber für alle war es nur der Whippet.


Der Typ erwies sich dann als schwierig zu fahren, da der Fahrer ständig mit jeder Motorkupplung jonglieren musste, um die Maschine zu steuern. Der Fahrer des Whippet hatte zwar ein Steuerrad, welches mit zwei Gasgestänge verbunden war, aber jeder Lenkausschlag verursachte eine veränderliche Einstellung der Gashebel der getrennten Motoren für die linke und rechte Kette. Fuhr der Panzer gerade aus, so konnte der Fahrer die beiden Gestänge blockieren, verlor aber jede Möglichkeit schnell zu steuern. Es kam auch häufig vor, dass einer der Motoren bei der Steuerung abgewürgt wurde, wodurch sich der Panzer dann im Kreis drehte. Auf weichem Untergrund steckte der Whippet dann schnell fest.
Die ganze Steuerung war also ziemlich kompliziert und im Einsatz gingen deshalb viele verloren, als sie außer Kontrolle gerieten.


 

Bei der Konstruktion wurde immer noch die ganze Kette um die gesamte Wanne herum montiert, was zwischenzeitlich schon veraltet war. Nur die Schmutzfänger waren ein bedeutender Fortschritt, weil sie die Ketten vom Schlamm an der Westfront befreiten und die Wartung einfacher machten. Jedoch waren die Radgestelle ungefedert, was verhinderte, dass die Höchstgeschwindigkeit auf hartem Untergrund gefahren werden konnte.

Aber der Whippet erwies sich bald als zuverlässig genug und einmal brauchbares Gelände erreicht, konnten sie eine höhere Geschwindigkeit als die Reiterei der Kavallerie erzielen. Doch meist machte das Gelände einen Strich durch diese Rechnung und auch der zu geringe Fahrbereich von etwa 64 Kilometer war für ein Fahrzeug unzureichend, welches einen Durchbruch ausnutzen sollte.
Dazu befand sich der Treibstofftank ganz vorne vor dem Motor, was sich bei Treffern als wenig vorteilhaft herausstellte.

Siegesparade in Dublin
Whippet-Tanks bei der britischen Siegesparade in Dublin.
Trotz der zahlreichen Mängel, von denen hier nur einige genannt werden, war der Whippet trotzdem ein großer Erfolg und 200 wurden gebaut. Zuerst wurden die Whippets verwendet, um Lücken in der Linie während der großen deutschen Vorstöße zu stopfen.
Aber erst als die Zeit für die alliierten Gegenangriffe gekommen war, konnten sie das gesamte Potenzial ihres Entwurfs vorführen. Einige der Panzer machten tiefe Streifzüge hinter den feindlichen Linien, welche Verwüstung verursachten, während sie weiter fuhren. Einer der Whippets mit dem Namen ‚Musical Box‘ (Musikbox) verbrachte neun Stunden damit, die rückwärtigen Bereiche der deutschen Truppen zu durchstreifen und ahnungslose, hinter der Front befindliche, im Kampf unerprobte Armeeangehörige der rückwärtigen Dienste zusammenzuschießen, bevor er schließlich von einer Feldkanone ausgeschaltet wurde.
Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands war der Whippet oder Medium Tank Mk A weit verbreitet, aber der Panzer blieb nicht lange danach mehr in Dienst und die meisten wurden verschrottet. Einige sahen noch Einsätze bei den irischen Aufständen und eine Ladung wurde 1920 an Japan verkauft, wo sie die ersten japanischen Panzer wurden.
Die Japaner waren jedoch nicht die einzigen ausländischen Streitkräfte, welche den Whippet einsetzten, denn auch die Deutschen hatten vor dem Waffenstillstand einige erbeutet, welche sie selbst verwendeten und mit dem LK II Kavalleriepanzer einen eigenen Ableger entwickelten. Dieser wurde nach dem Krieg in Schweden zum m-21 weiterentwickelt.

In Frankreich wurde allerdings ein Whippet zu Versuchen mit gefederten Radgestellen ausgerüstet und die beiden Taylor-Motoren durch einen einzigen Rolls-Royce-Flugzeugmotor mit 360 PS ersetzt. Dieser modifizierte Whippet erreichte mit Leichtigkeit 48 km/h Höchstgeschwindigkeit!
Dieses Ergebnis wurde aber in Großbritannien nicht zur Kenntnis genommen und man beschäftigte sich lieber mit dem neuen Entwurf Medium C (siehe nachfolgender Text).

Benutzer: Großbritannien, Japan, Russland.

Animation 3d-Modell Mark A Whippet


 

Spezifikationen Mark A Whippet

Spezifikationen:

Medium Tank Mk A 'Whippet' Spezifikation
TypLeichter Infanterie-Panzer
Besatzung3-4 Mann
Hauptbewaffnung 4 x 7,7-mm-Hotchkiss-MG
Sekundärbewaffnung -
Länge 6,09 m
Breite 2,62 m
Höhe 2,74 m
Panzerung 5-14 mm
Kampfgewicht 14.225 kg
Bodendruck?
Leistungsgewicht ?
Antrieb zwei wassergekühlte 6-Zylinder-Tylor-Benzin-Reihenmotoren mit je 45 PS
Höchstgeschwindigkeit 12,8 - 13,4 km/h
Fahrbereich (Strasse) 64 km (mit äußeren Zusatztanks bis zu 257 km)
Kletterfähigkeit ?
Grabenüberschreitfähigkeit ?
Steigfähigkeit ?
ErstlieferungEnde 1917
Erster KampfeinsatzMärz 1918
Stückzahl 200


Medium C

 Medium C
Der Medium C war der letzte im 1. Weltkrieg gebaute britische Tank und mit lediglich vier 7,7-mm-Hotchkiss-MGs bewaffnet.

Medium C
Typ: Kampfpanzer.


Geschichte

Der Medium C sollte der hauptsächliche britische Tank für die für das Jahr 1919 geplanten Durchbruchsschlachten werden. Sein Entwurf spiegelte die Erfahrungen wider, welche die Briten mit dem schweren Tank Mark IV und dem leichten Whippet-Panzer gemacht hatten.

Die wesentlichste Verbesserung waren die Einsatzbedingungen für die vierköpfige Besatzung, die sich nun zusammen in einem einzigen Kampfraum befand und untereinander von ihren jeweiligen Plätzen durch Sprachrohre kommunizieren konnte.
Im Gegensatz zum Mark IV wurde nur noch ein Fahrer benötigt. Zudem verfügte der Kommandant hinten auf dem starren Turm über eine kleine Drehkuppel, von der er aus einen guten Überblick hatte.
Dadurch das der Motor abgeschottet hinten lag und es verbesserte Ventilatoren gab, wurde ein guter Teil der bisherigen Lärmbelästigung und des austretenden Qualms auf die Besatzung verhindert.

Jedoch war das Laufwerk immer noch einfallslos und war denen der vorhergehenden Rhomboid-Panzer ähnlich. Immer noch lief die Kette um die gesamte Wanne und die Radgestelle bleiben ungefedert.
Dies war der letzte Panzer, welcher auf diese Weise entwickelt und gebaut wurde und die Resultate waren dementsprechend. So wurde die theoretische Höchstgeschwindigkeit von 13 km/h praktisch nur auf ebenen Grasflächen oder einer brauchbaren Straße erreicht.
Verbesserungen waren jedoch die großen Schmutzabweiser, welche die Radgestelle sauber hielten, sowie das Wilson-Getriebe und die Kraftübertragung.

Im starren Turm konnten an fünf Stellen Maschinengewehre angebracht werden, obwohl immer nur vier MGs vorhanden waren. Diese konnten aber von einer Position in eine andere montiert werden, was im Kampf und bei Fahrt allerdings nicht einfach war. Nur diese ‚weiblichen‘ Modelle mit MGs wurden gebaut und eingesetzt, obwohl zumindest einer der ‚männlichen‘ Version mit einer 6-Pfünder-Kanone vorne im Turm gebaut worden ist. Die Kanone war vermutlich mit einer senkrechten Walzenblende wie in den Rhomboid-Panzern eingebaut, muss aber den Platz im Kampfraum zu sehr eingeschränkt haben.
Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt sogar schon an ein Flak-MG gedacht, welches durch eine Luke auf dem Turm feuern konnte, wobei der Schütze allerdings völlig ungeschützt war.

Nach der Vorführung des Prototyps wurden sofort 200 Exemplare bestellt. Anschließend erfolgte im Oktober 1918 ein Großauftrag über 4.000 ‚weibliche‘ und 2.000 ‚männliche‘ Versionen. Dabei sollte die Produktion in Baugruppen und Unterbaugruppen auf verschiedene Fabriken verteilt werden und nur die Endmontage in einem Werk stattfinden. Bisher war es üblich gewesen, die Tanks in einem Werk vollständig herzustellen, was zeitaufwendig und zudem teurer war.

Als Folge des Waffenstillstand im November 1918 wurde dieser Großauftrag dann sofort auch wieder storniert.
Bis zum Februar 1919 waren von dem ersten Auftrag von 200 Medium C nur 36 fertiggestellt und es wurde angeordnet, alle weiteren Arbeiten an dem Panzer einzustellen. Halbfertige Exemplare mussten verschrottet werden.

Obwohl also nur wenige der Medium C fertig wurden, war er doch ein Fortschritt beim Panzerbau. Er war somit das Bindeglied zwischen den ersten Tanks des Ersten Weltkriegs und den nachfolgend wesentlich schnelleren und auf gefederten Antriebsrädern laufenden Kettenfahrzeugen, welche den Zweiten Weltkrieg so prägen sollten und immer noch die Grundlagen aller modernen Kampfpanzer bilden.

Medium C Probefahrt
Die gegenüber seinen Vorgängern verbesserte Geländegängigkeit des Medium C wird auf diesem Bild bei Probefahrten deutlich.

Spezifikationen Medium C

Medium C
Spezifikation
TypKampfpanzer
Besatzung4 Mann
Hauptbewaffnung 4 x 7,7-mm-Hotchkiss-MG
Sekundärbewaffnung -
Länge 7,86 m
Breite 2,71 m
Höhe 2,94 m
Panzerung 6-14 mm
Kampfgewicht 19.813 kg
Bodendruck?
Leistungsgewicht ?
Antriebwassergekühlter 6-Zylinder-Ricardo-Benzinmotor mit 150 PS bei 1.200 U/min.
Höchstgeschwindigkeit13 km/h
Fahrbereich (Strasse)120 km
Kletterfähigkeit 1,37 m
Grabenüberschreitfähigkeit 3,35 m
Steigfähigkeit ?
ErstlieferungDezember 1917
Erster Kampfeinsatz-
Stückzahl36 bis Februar 1919 fertiggestellt

Quellenangaben und Literatur

The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)
Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute (Christopher F. Foss, John F. Milsom, Colonel John Stafford Weeks, Captain Georffrey Tillotson, Richard M. Ogorkiewicz)
Panzerkampfwagen des 1. und 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)


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