Luftwaffe im letzten Kriegsjahr


Kriegsgliederung der Luftwaffe vom 10. Januar 1945: Einsatzstärken und Ausstattung mit Flugzeugen der deutschen Luftflotten in der letzten Kriegsphase.

Bf 109 G-14
Diese G-14 von der III.Gruppe des JG3 mit übermalten nationalen Kennzeichen ist in der letzten Kriegsphase fotografiert

Kriegsgliederung der Luftwaffe im Januar 1945.

Die deutsche Luftwaffe im letzten Kriegsjahr

Nachfolgend wird die Stärke der Einsatzkräfte zu Beginn des Jahres 1945 wiedergegeben, als sich die Luftwaffe auf die letzten Kämpfe des Krieges bereitstellte.
Die schrecklichen Verluste der letzten 2 1/4 Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen und die Streitmacht war ein Schatten dessen, was sie die Luftwaffe im September 1942 gewesen war.

Die Schlagkraft von zwei einst mächtigen Luftflotten war fast auf Nichts reduziert worden. Der sowjetische Vormarsch im Sommer 1944 hatte die Luftflotte 1 in Kurland abgeschnitten, deren 247 Einsatzflugzeuge aus Treibstoffmangel die meiste Zeit auf dem Boden bleiben mussten.

Die Luftflotte 2 in Norditalien befand sich in einem noch kritischerem Zustand. Von ihren 68 Flugzeugen waren 23 veraltete Ju 87 Stuka und die restlichen Maschinen Aufklärungsflugzeuge verschiedener Typen. Diese Luftflotte besaß keinen einzigen Jagdverband.

Selbst bei den Luftflotten mit einem großen Bestand an Flugzeugen führte der lähmende Treibstoffmangel zu einem starken Rückgang der Einsätze und mehrere der Bomber-Geschwader wurden aufgelöst. Obwohl die Einsatzverbände mit drei Typen von Düsenflugzeugen – der Me 163 Komet, der Me 262 Schwalbe und der Ar 234 Blitz Kampfeinsätze flogen, standen weniger als hundert dieser modernen Maschinen für den Einsatz zur Verfügung. So waren die Bf 109, Bf 110, Ju 87, Ju 88 und He 111, welche alle noch auf Vorkriegsentwürfen basierten und inzwischen völlig veraltet waren, weitaus zahlreicher und noch bei vielen Frontverbänden im Einsatz.

Kriegsgliederung Luftwaffe vom 10. Januar 1945

Luftflotte 1

in Kurland (Litauen)

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Nahaufklärungsgruppe 5Bf 1092922
JG 51StabBf 1092016
JG 54StabFw 19011
I.Fw 1903532
II.Fw 1904140
SG 3III.Fw 1903935
Nachtschlachtgruppe 3Go 1453426
TG 1I.Ju 524542

Luftflotte 2

in Nord-Italien

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Nahaufklärungsgruppe 11Bf 1093129
Aufklärungsgruppe 122Me 41043
Ju 881210
Nachtschlachtgruppe 3Ju 872314

Luftflotte 3

in Westdeutschland und Holland

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Nahaufklärungs-Gruppe 1Bf 109158
Nahaufklärungsgruppe 13Bf 1095139
Kommando Braunegg (Aufklärer)Me 26252
Kommando Sperling (Aufklärer)Ar 23444
Kommando Hecht (Aufklärer)Ar 23411
JG 1StabFw 19054
I.Fw 1902722
II.Fw 1904030
III.Fw 19040 35
JG 2StabFw 19043
I.Fw 19028 23
II.Fw 19032
III.Fw 190196
JG 3I.Bf 1093122
III.Bf 1093226
IV. SturmFw 1903524
JG 4StabFw 19021
I.Bf 1094133
II. SturmFw 1902518
III.Bf 1091310
IV.Bf 1092617
JG 11StabFw 19076
I.Fw 1902320
II.Bf 1093731
III.Fw 1904226
JG 26StabFw 19033
I.Fw 1906036
II.Fw 1906442
III.Fw 1905628
JG 27StabFw 19022
I.Bf 1093324
II.Bf 1092520
III.Bf 1092823
IV.Bf 1092422
JG 53StabBf 10941
II.Bf 1094629
III.Bf 1093925
IV.Bf 1094634
JG 54III.Fw 1904731
IV.Fw 1905039
JG 77StabBf 10921
I.Bf 1094324
II.Bf 1093220
III.Bf 109107
SG 4StabFw 1904917
I.Fw 1902924
II.Fw 1904036
III.Fw 1903424
Nachtschlachtgruppe 1Ju 874437
Nachtschlachtgruppe 2Ju 873926
Nachtschlachtgruppe 20Fw 1902821
LG 1StabJu 8811
I.Ju 8829 25
II.Ju 8833426
KG 51StabMe 26210
I.Me 2625137
KG 53StabHe 111 (V-1)11
I.He 111 (V-1)3725
II.He 111 (V-1)3329
III.He 111 (V-1)3024
KG 66I.Ju 8829 17
KG 76III.Ar 234 Blitz1211
TG 3II.Ju 525048
TG 4III.Ju 525146
Transport-Gruppe 30He 111105

Luftflotte 4

in Ungarn und Jugoslawien

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Nahaufklärungsgruppe 12Bf 1092316
Nahaufklärungsgruppe 14Bf 1094625
Nahaufklärungs-Staffel KroatienBf 1092416
Fernaufklärungsgruppe 2Ju 882517
Aufklärungsgruppe 33Ju 881310
Aufklärungsgruppe 121Ju 18885
Fernaufklärungs-Gruppe NachtDo 21776
JG 51II.Bf 1093626
JG 52II.Bf 1093430
JG 53I.Bf 1091918
JG 76StabBf 10944
SG 2StabFw 190107
I.Fw 1903223
II.Fw 1903429
III.Ju 873529
10. (Panzerjagd)-StaffelJu 87 G109
SG 9IV. (Panzerjagd)-GruppeHs 1295945
SG 10StabFw 19031
I.Fw 1902217
II.Fw 1902319
III.Fw 1902120
Nachtschlacht-Gruppe 5Go 1454739
Nachtschlacht-Gruppe 7Hs 1265437
Nachtschlacht-Gruppe 10Ju 873025
KG 4StabHe 11111
I.He 1112522
II.He 1112312
III.He 1112411
TG 2II.Ju 521111
III.Ju 522816
TG 3III.Ju 523122

Luftflotte 5

in Norwegen und Finnland

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Aufklärungs-Gruppe 32Fw 19096
Aufklärungs-Gruppe 120Ju 881917
Aufklärungs-Gruppe 124Ju 881917
JG 5StabBf 10944
III.Bf 1095543
IV.Bf 1094535
ZG 26IV.Me 4104135
Nachjäger-Staffel NorwegenBf 110109
Nachschlacht-Gruppe 8Ju 873330
KG 26StabJu 88114
I.Ju 883022
II.Ju 883732
III.Ju 883725
Seeaufklärungs-Gruppe 130BV 12221
BV 1382119
Transport-Gruppe 20Ju 525047
Seetransport-Staffel 2Ju 52 (Wasserflugzeuge)75

Luftflotte 6

in Ostpreußen und Polen

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Nahaufklärungs-Gruppe 2Bf 1093530
Nahaufklärungs-Gruppe 3Bf 1095746
Nahaufklärungs-Gruppe 4Bf 1092321
Nahaufklärungs-Gruppe 8Bf 1092416
Nahaufklärungs-Gruppe 15Bf 1092013
Fernaufklärungs-Gruppe 1Ju 1882517
Fernaufklärungs-Gruppe 3Ju 1882215
Aufklärungs-Gruppe 22Ju 1881310
Aufklärungs-Gruppe NachtJu 883623
Aufklärungs-Gruppe 122Ju 882823
JG 51I.Bf 1093626
III.Bf 1093828
IV.Bf 1093424
JG 52StabBf 109105
I.Bf 1093430
III.Bf 1094240
NJG 5I.Bf 1094335
NJG 100I.Bf 1095141
SG 1StabFw 19055
II.Fw 1903938
III.Fw 1903836
SG 3StabFw 19098
I.Fw 1904743
II.Fw 1903431
SG 77StabFw 19066
I.Fw 1904034
II.Fw 1903831
III.Fw 1903830
10. (Panzerjäger) StaffelJu 87 G1916
Nachschlacht-Gruppe 4Ju 876047
KG 55IV.He 1111410
TG 3I.Ju 523627
Seeaufklärungs-Gruppe 126Ar 1962111
BV 13896

Luftflotte Reich

in Mittel-Deutschland

GeschwaderGruppehauptsächlicher FlugzeugtypinsgesamtEinsatzbereit
Aufklärungs-Gruppe 122Ju 18897
JG 300StabFw 19064
I.Bf 1095737
II. (Sturm)Fw 1904128
III.Bf 1094438
IV.Bf 1095339
JG 301StabFw 19055
I.Fw 1903826
II.Fw 1904028
III.Fw 1902620
JG 400I.Me 1634619
NJG 1StabBf 1102018
I.He 2196445
II.Bf 1103727
III.Bf 1103731
IV.Bf 1103324
NJG 2StabJu 8887
I.Ju 884126
II.Ju 882820
III.Ju 884926
IV.Ju 883629
NJG 3StabJu 8863
I.Bf 1104840
II.Ju 883023
III.Ju 883722
IV.Ju 883719
NJG 4StabBf 11055
I.Ju 883417
II.Ju 882318
III.Ju 882819
NJG 5StabJu 88108
I.Bf 1104329
III.Bf 1106660
IV.Bf 1105124
NJG 6StabBf 1102923
I.Bf 1102612
II.Ju 882618
III.Bf 1102319
IV.Bf 1103729
Nachtjagd-Gruppe 10Ju 881714
NJG 11I.Bf 1094330
II.Bf 10931ca. 18
Me 26210ca. 5
NJG 100II.Ju 882518
KG 100II.He 1774432
Bordflieger-Gruppe 196Ar 1962523
KG 200verschiedene Einheiten, auch für Spezial- und Geheim-Einsätzeverschiedene Flugzeuge, einschl. Beute-Maschinen369267


Die deutsche Luftwaffe im Jahr 1945

Bf 109 K-4
Bilder der letzten Version der Messerschmitt Bf 109 sind selten. Hier eine von Schnee überzogene Bf 109 K-4 der Luftflotte Reich im Winter 1944/45.

Der letzten große Einsatz der deutschen Luftwaffe fand auch sogleich am 1. Januar 1945 statt. Als die alliierten Piloten und Bodenpersonal noch kräftig Neujahr in ihren Kantinen feierten, herrschte auf den deutschen Flugplätzen emsiges Treiben.


In den Morgenstunden des ersten Tages des neuen Jahres begann ‚Unternehmen Bodenplatte‘, mit dem die alliierten Luftstreitkräfte, welche seit dem Aufklaren des Winterwetters den deutschen Truppen in den Ardennen während ihrer Großoffensive im Westen so sehr zusetzen, zumindest vorübergehend ausgeschaltet werden sollten.
Die Anzahl der eingesetzten deutschen Flugzeuge ist nicht mehr genau feststellbar und die Zahlenangaben liegen zwischen 800 und 1.500 gestarteten Maschinen. Das Tagebuch des OKW meldet für diesen Tag allerdings 1.035 einsatzbereite Flugzeuge.

Praktisch alle fliegenden Verbände von Generalleutnant Schmids Luftwaffen-Kommando West wurden mithilfe von Pfadfinder-Flugzeugen gegen 13 britische und vier amerikanische Feldflugplätze in Nordfrankreich, Belgien und Südholland herangeführt.
Für die Alliierten kam der Luftschlag völlig überraschend, denn schon wie bei der Ardennen-Offensive waren ihrer Feindaufklärung die deutschen Vorbereitungen und Verlegung ganzer Geschwader zu vorgeschobenen Flugplätzen entgangen.

Der Bodennebel verzögerte die Starts vieler Maschinen, sodass diese verteilt zwischen 7:25 und 9:20 Uhr erfolgten. Der Anflug musste in einer Flughöhe von weniger als 200 Metern unter dem feindlichen Radar und unter absolutem Funkverbot erfolgen.
Adolf Hitler hatte wieder die höchste Geheimhaltungsstufe ausgegeben und so wurden noch nicht einmal die Flak-Kanoniere eingeweiht. Und gerade die besonders starke 16. Flak-Division unter Generalmajor Deutsch schützte genau in dieser Gegend die wichtigen Abschussstellungen für die V-1-Marschflugkörper und V-2-Raketen.

Unternehmen Bodenplatte: brennende Spitfire
Brennende Spitfire auf dem RAF-Stützpunkt St.Denis-Westrem in Belgien während eines Angriffs deutscher Jagdbomber beim Unternehmen ‚Bodenplatte‘.

Zuvor gelang es jedoch den deutschen Flugzeugen bei ihren Überfällen etwa 439 alliierte Flugzeuge innerhalb kürzester Zeit vor allem auf dem Boden zu vernichten. Zuerst verloren sie dabei selbst 93 Maschinen durch alliierte Jagdflugzeuge und Luftabwehrkanonen.
Auf dem Rückflug schoss die nicht gewarnte eigene Flak dann jedoch weitere 184 deutsche Flugzeuge ab, welche die im Tiefflug aus dem Westen zurückkehrenden Maschinen natürlich als feindliche Einflüge ansah. Dadurch stiegen die deutschen Verluste auf 277 Flugzeuge an und unter den Getöteten befanden sich 59 höchst erfahrene Fliegerführer.

Am gleichen und nächsten Tag griffen dann 570 schwere US-Bomber die Rheinbrücken von Remagen, Neuwied und Koblenz an. Die deutschen Verbindungslinien wurden dadurch gestört, was die schon durch den zunehmenden alliierten Widerstand erlahmende Ardennen-Offensive bald ganz zum Zusammenbruch brachte.
Auch in den ersten Tagen des neuen Jahres trat eine Änderung der britischen Einsatz-Taktik bei den bisherigen Angriffen auf Berlin ein. Ab der Nacht vom 3. auf den 4. Januar flogen nur noch Mosquito-Bomber in Gruppen von 35 bis 50 Maschinen, beladen mit schweren 1.800-kg-Bomben, Störangriffe auf die deutsche Hauptstadt. Diese kurzen Angriffe dauerten meist nur wenige Minuten, rissen die Bevölkerung aber jede Nacht aus dem Schlaf und wurden bis weit in den April 1945 fortgesetzt.

Am 12. Januar 1945 begann die letzte sowjetische Winteroffensive mit der Schlacht im großen Weichselbogen. Die Sowjets waren zahlenmäßig ein vielfaches überlegen und so standen auch in der Luft den 4.800 Flugzeugen der Roten Luftwaffe nur 300 deutsche Maschinen gegenüber.

Am 14. Januar 1945 um 4.30 Uhr schlug die letzte von 1.200 von He 111-Bombern gestarteten Fieseler Fi 103 ‚Fliegenden Bombe‘ in Großbritannien ein.

He 111 mit V-1
Von Herbst 1944 an waren die einzig wirksamen strategischen Bomber der Luftwaffe vom KG 53, deren Heinkel He 111 so ausgerüstet waren, daß sie Fi103 Marschflugkörper (V-1) weit vor dem Zielgebiet starten konnten.

Ab der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1945 griffen die schweren strategischen Bomber der RAF-Bomberkommandos die deutschen Eisenbahn-Knotenpunkte an; in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Bombern der 8. US-Luftflotte bei Tage. Die zunehmenden Transportschwierigkeiten durch das verwüstete Eisenbahnnetz verschlechterte die deutsche militärische Lage weiter. Dazu zerstörten alliierte Jagdbomber bei Angriffen auf das Straßennetz zahlreiche Fahrzeuge. Alleine am 22. und 23. Januar 1945 wurden dadurch beim deutschen Rückzug aus den Ardennen 6.000 Fahrzeuge vernichtet.

Gleichzeitig hielt Treibstoffmangel die deutsche Luftwaffe immer mehr von Einsätzen ab. Viele Geschwader erhielten nur noch gerade soviel Benzin, um eine einzige Staffel am Tag in die Luft zu bringen und manchmal fehlte selbst Treibstoff für die Evakuierung von den durch alliierte Bodentruppen bedrohten Feldflugplätzen.
Die Vergeltungswaffe V-1 wurde dagegen im Januar 1945 mit 100 Starts pro Tag aus der Eifel und Holland gegen den wichtigen alliierten Nachschubhafen Antwerpen und Lüttich fortgesetzt. Auch der Großraum London lag immer noch unter Beschuss durch die V-2-Rakete.

Erst im Februar 1945 wurde das erste mit Düsenjägern Me 262 Schwalbe ausgerüstete Jagdgeschwader 7 von Oberst Steinhoff einsatzbereit. Dazu kam noch der Jagdverband 44 unter Generalleutnant Galland, welcher von Göring wegen dessen Kritik als General der Jagdflieger abgelöst worden war.

Me 262 Düsenjäger
Me 262 Düsenjäger bei der Landung.

Der heftigste Luftangriff auf Berlin fand am 3. Februar 1945 statt, als 937 B-17 Fliegende Festungen und B-24 Liberator mit 613 Begleitjägern P-51 Mustang und P-47 Thunderbolt über dem dichtbewölkten Himmel der Reichshauptstadt erschienen. Innerhalb von 53 Minuten wurden 2.667 Tonnen Bomben abgeworfen, was den ersten amerikanischen Terrorangriff auf Wohngebiete darstellte. Es gab etwa 23.000 Tote unter der Bevölkerung, während 36 amerikanische Bomber und 9 Begleitjäger verloren gingen.

Der sowjetische Vorstoß auf die Oder zwang die deutsche Luftwaffe zur gleichen Zeit praktisch alle Geschwader und Flak-Einheiten an die Ostfront zu verlegen. Dadurch gab es sogar eine zeitweise deutsche Luftüberlegenheit über dem Oder-Raum.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 erfolgte der durch Churchill persönlich befohlene Terror-Angriff auf Dresden durch 773 Avro Lancaster der RAF. Vermutlich war der Angriff auch als Machtdemonstration gegenüber der an der näherkommenden Ostfront stehenden Sowjets gedacht.
Die Flak-Batterien der bisher durch den Krieg kaum in Mitleidenschaft gezogenen Stadt waren schon alle zur Panzerabwehr an die näherkommende Ostfront verlegt worden. Nur 27 deutsche Nachtjäger konnten in dieser Nacht zum Einsatz starten, aber keiner davon kam im Raum Dresden zum Einsatz.

Bombenopfer Dresden
Tagelang werden die Opfer vom Terrorangriff auf Dresden am 13./14. Februar 1945 auf Schienenrosten verbrannt.

Daher wurden 20 Quadratkilometer des Stadtgebietes von Dresden in dieser Nacht vernichtet und die Brände konnten bis zu 320 Kilometer weit gesehen werden. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges konnte die deutsche Luftwaffe dagegen noch nicht einmal 2,4 Quadratkilometer des Großraumes London zerstören.
Der Befehlshaber des Wehrkreises meldete jedoch, dass die militärischen Schäden unerheblich waren.

Am Mittag des 14. Februar bombardierten 311 B-17 Fliegende Festungen das brennende Dresden an. Die Mustang-Begleitjäger griffen in Ermangelung anderer Ziele die Flüchtlingstrecks auf den verstopften Ausfallstraßen an. Am nächsten Tag griffen nochmals 210 amerikanische Bomber die Stadt an.
Die Flugplätze, Kasernen, Nachrichten- und Verkehrsverbindungen und riesigen Vorratslager für die Ostfront wurden nicht angegriffen. Dafür meldet das Statistische Bundesamt die Zahl der Toten in der mit Flüchtlingen aus Schlesien überfüllten Stadt mit 60.000, während andere Schätzungen bis 245.000 Tote reichen.

Am Donnerstag den 22. Februar 1945 starten die Alliierten die Operation ‚Clarion‘, bei der den ganzen Tag rollende Angriffe gegen deutsche Verkehrsziele geflogen wurden. An zwei Tagen wurden jeweils etwa 9.000 alliierte Flugzeuge eingesetzt und praktisch die gesamten Verkehrsverbindungen und Knotenpunkte in Deutschland ausgeschaltet.

Nach langer Zeit wurden im März die Störangriffe deutscher Fern-Nachtjäger über England wieder aufgenommen. In der Nacht vom 3. auf den 4. März 1945 verfolgten über 100 deutsche Nachtjäger einen britischen Bomberstrom, welcher einen Luftangriff in die Gegend von Dortmund geflogen hatte. Neunzehn schwere britische Bomber wurden in dieser Nacht bei der Landung abgeschossen und weitere siebzehn auf dem Boden vernichtet.

Kurz danach, am 6. März 1945 gelang es einer He 111 mit einer Hs 132 Gleitbombe eine der von der Roten Armee eroberten Brücken bei Görlitz an der Oder zu treffen. Zwei Tage später gelang es Mistel-Gespannen zwei weitere Oder-Brücken zu zerstören.

Zwischenzeitlich hatten aber auch die Amerikaner schon den Rhein im Westen überschritten, als am 7. März 1945 die 9. US-Panzer-Division überraschend die Ludendorff-Eisenbahnbrücke bei Remagen über den Rhein erobern konnte, was den Krieg in Europa um mehrere Wochen verkürzen sollte.
Deshalb begann am 13. März die deutsche Luftwaffe mit allen verfügbaren Verbänden die Brücke anzugreifen. 360 Jabos und Me 262 sowie die Ar 234 Blitz Düsenbomber der III. Gruppe des Kampfgeschwader 76 wurden alleine an diesem Tag auf dieses wichtige strategische Ziel eingesetzt.

M16 Multiple Gun Motor Carriage vor der Remagen-Brücke
Amerikanische M16 Multiple Gun Motor Carriage versuchen vergeblich die hier noch intakte Rheinbrücke bei Remagen zu schützen.

Es kommen später auch noch Mistel-Gespanne und selbst elf V-2 im ersten taktischen Raketeneinsatz hinzu.
Schließlich brach die schon arg beschädigte Brücke zusammen, aber erst, nachdem die Amerikaner schon einen starken Brückenkopf auf dem Ostufer des Rheins gebildet hatten. Und am 24. März gelang es den Briten unter Montgomery ebenfalls den Rhein bei Wesel zu überqueren.

Zwischenzeitlich erfolgte am 12. März 1945 der schwerste Luftangriff des Zweiten Weltkrieges in Europa. Das Ziel war das bereits zuvor schon verwüstete Dortmund, als 1.107 britische Lancaster- und Halifax-Bomber 4.851 t Bomben abwerfen.
Am 14. März zerstörte dann eine 10-Tonnen-Bombe des Typs ‚Grand Slam‘ (Erdbeben-Bombe) den wichtigen Eisenbahnviadukt von Bielefeld, der damit bis zum Ende des Krieges ausfiel.

Bielefeld-Viadukt zerstört
Das stabile Bielefeld-Viadukt nach dem Angriff durch Lancasters der 617.Staffel, welche eine Grand-Slam-Bombe (9979 kg) und mehrere Tallboys (5443 kg) am 14.März 1945 abwarfen. Die großen Krater sind von den Tallboys, während die Grand Slam ein kleineres Loch in den Boden bohrte um tief im Untergrund zu explodieren.

Am 18. März erlebte dann Berlin ebenfalls seinen schwersten Luftangriff des Zweiten Weltkrieges, als 1.221 schwere amerikanische Tag-Bomber über 4.000 Tonnen über der Innenstadt abwarfen. Es gab zwar weniger Opfer als beim Luftangriff am 3. Februar 1945, aber die Schäden in der Stadt waren erheblich umfangreicher. 48 amerikanische Bomber und 5 Begleitjäger konnten abgeschossen werden, davon wurden acht Bomber und alle 5 Mustang-Jäger von den 37 Me 262 Düsenjäger von JG 7 heruntergeholt.

Am 27. März 1945 schlugen die letzten beiden V-2-Raketen in England ein, wovon die erste 130 Menschen in einem Wohnblock in Stepney im Osten Londons tötet.
Insgesamt trafen 1.115 V-2-Raketen England; davon 517 London. Dabei gab es 2.724 Tote und 6.467 schwer Verletzte.

Bergung von V-2 Opfern
Bergung von Opfern bei dem letzten V-2-Einschlag im London.

Am 29. März erreichte auch die letzte von insgesamt 9.200 gegen England gestartete Flugbomben die Insel. Von diesen stürzten mehr als 1.000 nach dem Start ab und 3.957 wurden von der britischen Abwehr aus Jagdflugzeugen, Flak und Sperrballonen vernichtet. Trotzdem gab es in England 6.139 Tote und 17.239 schwer Verletzte.
Weitere 8.000 V-1 schlugen in der Umgebung von Antwerpen ein und weitere 4.000 auf andere Ziele in Belgien.
Am 5. April 1945 endete der Beschuss mit der V-2 endgültig, welcher in den letzten Tagen sich ausschließlich gegen Antwerpen, Brüssel und Lüttich gerichtet hatte.

Am 7. April 1945 kam es zum Einsatz des ‚Sonderkommandos Elbe‘. Diese ‚Rammjäger‘ unter dem Kommando von Oberst H. Herrmann mit kaum ausgebildeten jungen Piloten eröffneten das Feuer nur auf kürzester Distanz auf amerikanische Bomber, welche Dessau angriffen. Jeder Pilot sollte mindestens einen Bomber abschießen und falls nicht anders möglich, diesen auch rammen.
Es kam zur letzten großen Luftschlacht über Europa, bei der zwischen 120 und 183 deutsche Rammjäger und eskortierende Me 262 des JG 7 zum Einsatz kamen. Nur 15 Jäger des ‚Sonderkommando Elbe‘ kehrten zurück, 77 deutsche Piloten kamen ums Leben und 51 amerikanische Bomber wurden als vernichtet gemeldet.

Der letzte Einsatz der deutschen Luftwaffe über Großbritannien fand dann am 10. April 1945 statt, als ein Düsenaufklärungsflugzeug Ar 234B-1 von Stavanger in Norwegen über Schottland flog.
Am 17. April standen an der Oderfront bei der sowjetischen Offensive auf Berlin noch 1.433 deutsche Flugzeuge im Nordabschnitt und 791 der Luftflotte 6 weiter im Süden. Die Rote Luftwaffe verfügte her jedoch über rund 7.500 Flugzeuge.
Der letzte strategische Luftangriff gegen Berlin fand am 20. April 1945 durch 150 schwere amerikanische Bomber statt. Die kommende Nacht sah den letzten Einsatz von westalliierten Flugzeugen über Berlin, als um 2 Uhr morgens Mosquito-Störbomber der RAF nochmals über der Reichshauptstadt erschienen, welche an diesem Tag Frontstadt wurde.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 flog die Royal Air Force mit 125 Mosquito-Schnellbombern den letzten Luftangriff auf Deutschland. Dabei wurden 174 Tonnen Bomben auf den Hafen von Kiel abgeworfen und es gab keine deutsche Luftverteidigung mehr.

Hauptmann Erich Hartmann (links) und Major Gerhard Barkhorn (rechts)
In der Geschichte des Luftkrieges gelang es nur zwei Piloten, mehr als 300 Luftsiege zu erzielen. Diese sind Hauptmann Erich Hartmann (links) und Major Gerhard Barkhorn (rechts), beide vom Jagdgeschwader 52.

Am 8. Mai 1945 um 8:30 Uhr startete Major Erich Hartmann noch einmal zu seinem letzten Jagdeinsatz von Brod in der Tschechoslowakei aus. Mit seiner Bf 109 Gustav schoss er aus einer Gruppe von acht Jak-9 über Brünn eine ab, was sein 352. Luftsieg war und vermutlich der letzte der gesamten deutschen Luftwaffe.
Der letzte Verlust der deutschen Luftwaffe war eine einzelne He 111 bei Prag, welche durch sowjetische Jäger an diesem Tag abgeschossen wurde.

Deutsche Jäger schossen im Zweiten Weltkrieg etwa 70.000 feindliche Flugzeuge ab, davon 45.000 über der Ostfront. 103 deutsche Jagdflieger erreichten dabei mehr als 100 Abschüsse.
Die deutschen Jäger- und Zerstörer-Geschwader verloren dabei etwa 55.000 Flugzeuge. Zwischen dem 1. September 1939 bis zum 28. Februar 1945 kamen 44.065 deutsche Besatzungsmitglieder ums Leben, 28.000 wurden verwundet und 27.610 gerieten in Kriegsgefangenschaft oder werden vermisst.


Quellenangaben und Literatur

Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
Luftwaffe Handbook (Dr Alfred Price)


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1 Kommentar zu „Luftwaffe im letzten Kriegsjahr“

  1. Gustav Rust Polit-Verlag
    Frobenstraße 79 (Altenpflegeheim)
    12249 Berlin-Lankwitz

    Ich suche, meinen im Januar 1945 bei Dilltal Krs. Welun, vermißten Onkel Karl Rust, geb. 03.08.1913 in Baruth/Mark betreffend. Seine Feldpostnummer auf zwei Briefen von Dez. 1944 und Januar 1945: 66854, Einheit Rieser. Es handelte sich um eine Flakeinheit, über die ich aber im Weltnetz nichts finde. Wenn man in meinen Seiten unter „Bücher von Gustav Rust“ scrollt, stößt man auf Schicksale deutscher Soldaten. Dort habe ich ihn mit zwei Fotos als letzten eingetragen…
    Freundliche Grüße,
    Gustav Rust

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