Japanisches Heer vor 1941


Stärke, Organisation und Uniformen der kaiserlich-japanischen Armee und Heeres-Luftwaffe zu Beginn des Zweiten Weltkriegs.

japanische Soldaten beim Überqueren einer Pontoon-Brücke in China
Schwer beladene japanische Soldaten beim Überqueren einer Pontoon-Brücke in China. Sie tragen M98 Felddienst-Uniformen und 6,5 mm Ariska-Gewehre. Die enormen Entfernungen, welche die Kriegsführung in China erforderte, waren nur schwer zu bewältigen, insbesondere für eine so wenig mechanisierte Armee wie die Japans. Nachschub und Logistik waren ein ständiges Problem.

Die japanische Armee war ein Spiegelbild der japanischen Gesellschaft vor 1945. Dieses enthielt eine eigentümliche Mischung aus mittelalterlichen Traditionen und modernen Ansichten. Für die Armee bedeutete dies, dass sie immer noch dem Bushido-Kodex folgte, welcher die Tugenden des Kampfes Mann gegen Mann im Maschinenzeitalter lehrte und von japanischen Soldaten erwartete, dass sie eher sterben sollten als sich zu ergeben.

Japanische Armee vor Pearl Harbor 1941


Der politische Einfluss der Armee hatte sich im Wesentlichen zwischen den beiden Weltkriegen vergrößert. Die Armee sah die Zukunft von Japan in China. Japan sollte sich die immensen Ressourcen des asiatischen Festlandes durch die Schaffung eines kontinentalen Reiches sichern. Die Armee betrachtete von daher Russland als den gefährlichsten Feind Japans – eine Macht, welche traditionell starke Interessen in Nord-China hatte.

Die Marine jedoch sah den Pazifischen Ozean, vor allem jedoch das reiche Malaysia und Niederländisch-Ostindien, als Beute an, mit dessen Ressourcen das Bestehen Japans als Großmacht gesichert werden könnte. Die Marine sah daher die weltweit stärksten Seemächte, Großbritannien und die Vereinigten Staaten, als die größten Todfeinde Japans.
Es war also kein Zufall, dass diese nicht vereinbaren Ansichten der zwei Teilstreitkräfte die japanische Strategie entweder ausschließlich zugunsten der Armee oder der Marine entscheiden würden. Bis 1941 hatte der Weg der Armee größtenteils Japans Strategie bestimmt.

Japan besetzte 1931 die Mandschurei und 1934 die Provinz Jehol. Drei Jahre später befand sich die Armee in einem niemals erklärten, umfassenden Krieg gegen China. Die Japaner zielten darauf ab, die chinesische Armee im Felde zu vernichten und das Land schnell in die Knie zu zwingen, um die gewaltige Aufgabe zu vermeiden, die enormen Flächen Chinas erobern und besetzen zu müssen. Jedoch scheiterten die japanischen Generale an dieser Aufgabe. Die chinesische Armee war standfester als angenommen und blieb intakt, sodass Japan ständig gezwungen war, starke Kräfte auf dem chinesischen Festland einzusetzen – ein Faktor der für seine Strategie im 2. Weltkrieg hemmend war.

Die Friedensstärke der japanischen Armee belief sich auf 17 Divisionen.
Bis 1940 hatte die Armee 2 Divisionen in Japan und Korea, 12 in der Mandschurei und 27 in China (insgesamt 41 Divisionen).

Die eigentliche Armee der Mandschurei hatte im Jahre 1939 zusätzlich eine Stärke von etwa 75.000 Mann in Infanterie- und Kavallerie-Einheiten.


Japanische Kampfverbände 1939

Grundsätzliche japanische Kampfverbände:

Infanterie DivisionPanzer DivisionAmphibische Brigade (Armee)Marine-Landungs-Verband
Verbände insgesamt401??
Infanterie Regimenter 3 (ca. je 2.500 Offiziere und Mannschaften) 1 Brigade (3.800 Offiziere und Mannschaften) 3 Bataillone mit 3.200 Offizieren und Mannschaften 2.000 Offiziere und Mannschaften
Kavallerie Regimenter 1 (950 Offiziere und Mannschaften)---
Gesamtstärke?10.5004.000ca. 3.500
Maschinengewehre 120 (nur alleine in den MG-Kompanien) +????
Haubitzen und Feldgeschütze 66 (48 x 75mm, 18 x 70mm + unabhängige Artillerie-Kompanien zugeteilt) 12 (8 x 105mm, 4 x 155mm)? 8 (4 x 76,2mm, 2 x 75mm, 2 x 70mm)"
Panzerabwehrkanonen 18 (37mm) 18 (47mm)??
Flugabwehrkanonen? 20 (4 x 75mm, 16 x 20mm) ? ?
Panzer10-17 (leichte Tanketten)270--
Fahrzeuge ca. 300 1.580--

button go Die japanische Armee zu Beginn des Pazifik-Krieges 1941/42

Japanische Heeres-Uniformen bis 1945

japanische Uniformen
Japanischer Leutnant mit der Modell 90 Uniform, 1937 (links). Japanischer Infanterist mit Modell 98 Uniform (1941).

Japanische Heeres-Uniformen wurden getrennt für beide hauptsächliche Kriegsgebiete entworfen, zum einen für den Einsatz in China und der Mandschurei und zum anderen für den Krieg im Pazifik.


Bei Beginn des chinesisch-japanischen Krieges im Jahr 1937 war die japanische Armee in Uniformen gekleidet, welche 1930 als Modell 90 eingeführt worden waren. Zwei Versionen existierten, entweder in gelblicher Khaki-Wolle für den Gebrauch in gemäßigteren Klimazonen oder in Khaki-Drill für den Sommer und tropische Kleidung.

Es gab eine grundlegende Dienstkleidung für Offiziere. Die Woll-Tunika für andere Ränge war die gleiche wie das Offiziersmodell und wurde mit passenden Pantaleons, Schuhen und Lederstiefeln getragen. Die Standard-Kopfbedeckung war eine Schirmmütze und es gab einen Mantel. Dazu gab es typische Winterkleidung, welche in China getragen wurde.
Auf der M90-Uniform wurden Rangabzeichen auf roten Unterstücken auf den Schultern getragen, während die Farbe der Kragenabzeichen auf der Tunika die Waffengattung angab.

Zwei Stahlhelme wurden zu Beginn des Krieges in China getragen. Das erste Modell war bereits ausgegeben und wurde durch das Muster ersetzt, das dann während des Zweiten Weltkriegs getragen wurde und einen fünfzackigen Metallstern auf der Vorderseite hatte.

Auf der Standard-Tunika für Offiziere wurden die Rangabzeichen entweder auf dem Tunika-Kragen oder dem Aufschlag getragen. Manchmal wurden sie auch am Hemdkragen befestigt, der außerhalb des Tunika-Kragen zu sehen war. Kniehosen und lange Hosen wurden passend zur Tunika getragen und zusammen entweder mit hohen Stiefeln, Stiefeletten und Lederleggins oder einfachen, braunen Schuhen mit einer langen Hose.

Andere Ränge trugen passende Pantaleons mit überkreuzt geknüpften Gamaschen, entweder mit Lederstiefeln oder mit schwarzem Segeltuch Tabi, eine Form von Schuhwerk mit einem separatem, großen Zeh.

Spezielle Uniformen wurden für die Besatzungen von Panzerfahrzeugen und Fallschirmtruppen eingeführt. Ein Panzeroffizier trug eine gewöhnliche Dienstuniform mit einem gepolsterten Panzerhelm, während ein typischer Panzermann einen Helm und Overall trug. Es gab auch einen zweiteiligen Winteranzug mit kurz gefütterter Jacke mit synthetischem Pelzkragen und einer Tasche auf der linken Brust. Die Hose wurde in Form eines Latzes und einer Klammer geschnitten, ähnlich der Overalls der amerikanischen Panzerbesatzungen. Auf der Winterjacke wurden die Rangabzeichen auf der linken Brust getragen, während sie bei der Sommerversion am Kragen getragen wurden.

Die erstmals im Februar 1942 bei Palembang auf Sumatra und später auf Leyte eingesetzte Fallschirmtruppe der japanischen Armee trugen einen mit Segeltuch überzogenen Stahlhelm und einen Überzug-Anzug.
Eine ganze Reihe von Infanterie-Waffen war für ihren Einsatz aus der Luft entwickelt worden und im Jahr 1944 auf Leyte trug der typische japanische Fallschirmjäger die nachfolgend aufgeführten Waffen und Ausrüstung: Modell 89 (1929) 50-mm Rauchgranaten-Entlader mit vier Granaten, zwei kleine M94 (1934) Rauchkerzen, zwei Panzerabwehrgranaten und eine Spitzhacke mit einer Matte in einer eigens entworfenen Segeltuch-Tasche, welche an das Bein geschnallt wurde.
An das andere Bein wurde eine weitere Tasche mit einem M2 (1942) 7,7-mm-Fallschirmjägergewehr, ein Bajonett, vier weitere Granaten für den M89-Rauchgranaten-Entlader, zwei M97 (1937) Handgranaten und 30 Patronen mit 7,7 mm Gewehrmunition geschnallt.
Die dritte Tasche enthielt Sprengmaterialien mit drei M99 (1939) magnetischen Minen und sechs Blöcke mit Sprengstoff. Eine vierte Tasche enthielt Konserven und konzentrierte Rationen, Ersatz-Socken, ein zusätzliches Hemd, einen Erste-Hilfe-Beutel und ein Stück Seil.

Rangabzeichen:
Rangabzeichen wurden auf den Schultern, am Kragen der Tuniken und Hemden und auf der Vorderseite oder am Ärmel bei den verschiedenen Arten von Spezialkleidung getragen.
Die Rangabzeichen, welche aus kleinem, roten Rechtecken mit horizontalen gelben oder goldenen Streifen und fünfzackigen Sternen bestanden, waren abnehmbar. Auf den Manschetten des Überzugmantels trugen die Offiziere Khaki-Rangabzeichen-Litzen. Dabei wurden eine Litze bei Kompanie-, zwei bei Feld- und drei bei Offizieren im Generalsrang getragen. 1944 wurde dieses System auch auf die Tunika-Manschetten erweitert.


Japanische Rangabzeichen:
Japanische Rangabzeichen: oberste Reihe Mützenabzeichen Offizier, Kaiserliche Garde, andere Ränge.
Darunter Kragen- und Manschetten-abzeichen, v.l.n.r: General, Generalleutnant, Generalmajor, Oberst, Generaloberst, Major, Hauptmann, Leutnant, Zweiter Leutnant, Adjudantsoffizier.
Vierte Reihe Kragenstücke: Oberfeldwebel, Unterfeldwebel, Unteroffizier, Gefreiter, Itto Hei (dazwischen), Oberschütze, Nito hei (dazwischen), Schütze, Artillerie M90-Uniform, Flieger M90-Uniform.
Fünfte Reihe Ärmelabzeichen: Offiziere, Adjudantsoffiziere, Unteroffiziere, Gefreiter, Gefreiter (dient als Unteroffizier), Schütze (dient als Gefreiter), Streifen für gute Führung, Piloten-Zickzack, Piloten-Flügel.

Die Farbe der Waffengattung tauchte auf den Kragenabzeichen der M90-Tunika auf, aber ab 1938 wurden die Rangabzeichen an den Kragenspiegel getragen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Waffengattung durch kleine gelbe Metallabzeichen am Kragen hinter den Kragenspiegeln angezeigt oder durch einen Zickzackstreifen aus Tuch in der Waffenfarbe, welcher rechts (manchmal aber auch links) auf der Brust angebracht war.
Die Grundfarben waren Scharlach für die Infanterie und ebenso für Panzerbesatzungen bis 1940, grün für die Kavallerie, gelb für Artillerie und dunkelbraun für Pioniere.


Japanische Heeres-Luftwaffe

Nakajima Ki-27
Die Nakajima Ki-27 war der Standard-Jäger des japanischen Heeres vor Ausbruch des Pazifik-Krieges. Hier eine Ki-27b 1938/39 in China.

Es gab keine unabhängige japanische Luftwaffe. Die Armee und die Marine hatten jeweils ihre eigenen Flieger-Verbände. Beide wurden nominell durch den Kaiser kommandiert. Die tatsächliche Kontrolle wurde jedoch dem Generalstab, den Ministerien der Armee und Marine und dem Generalinspekteur der Luftfahrt übertragen.
Die Aufgabe der Heeres-Luftwaffe war die Unterstützung der Armee und das Abfangen feindlicher Luftangriffe. Es wurde nicht erwartet, dass sie eigenständige strategische Angriffe flog, wie es zum Beispiel bei der englischen RAF der Fall war.
Die Luftwaffe der Armee war relativ klein bei Beginn des Zweiten Weltkrieges und Japans hervorragend ausgebildete Piloten waren bald gefallen. Dem Ersatz fehlten die fliegerischen Fähigkeiten, es mit der wachsenden technischen und zahlenmäßigen Überlegenheit der Amerikaner aufzunehmen. Zum Teil als Reaktion auf diese Mängel wurden Kamikaze-Einsätze eingeführt. Ein Kamikaze-Flugzeug war eigentlich nicht mehr als eine fliegende Bombe, in dem ein Pilot saß, der das Flugzeug auf sein Ziel stürzte. Zuerst verwendet während der Schlacht im Leyte-Golf, verursachten diese Flugzeuge zu Beginn einige Bestürzungen bei den US-Streitkräften, aber ihre Wirkung war insgesamt zu gering, um den endgültigen Ausgang des Konfliktes zu beeinflussen.

Die Luftwaffe der Armee war in fünf Luftarmeen organisiert, mit eindeutig festgelegten Operationszonen. Die Koordination zwischen der Armee und der Luftwaffe wurde erreicht, indem die Luftstreitkräfte in jedem Operationsgebiet immer dem jeweiligen Oberbefehlshaber dieses Bereiches unterstellt wurden.

Die größte taktische Einheit war die Luft-Division, zwei oder mehr davon bildeten eine Luft-Armee. Darunter war die Luft-Brigade, wobei zwei Brigaden eine Luft-Division bildeten. Die Zusammensetzung der Brigade war unterschiedlich. Ihr Hauptquartier war klein und befasste sich vor allem mit der taktischen Planung. Die Brigade bestand in der Regel aus drei oder vier Luft-Regimenter, wobei jedes Regiment mit der gleichen Kategorie von Flugzeugen (Jäger, leichte oder mittlere Bomber) ausgestattet war und in drei oder vier Kompanien unterteilt war. Die Kompanie war die wichtigste operative Einheit und bestand in der Regel aus neun Flugzeugen, unterteilt in drei Abteilungen zu jeweils drei Flugzeugen.

Die Gesamtstärke der japanischen Luftstreitkräfte der Armee im Jahre 1940 bestanden aus 36 Jäger- (324 Flugzeuge), 28 leichten (252 Flugzeuge) und 22 mittleren Bomber- (198 Flugzeuge) sowie 29 Aufklärungs-Kompanien (261 Flugzeuge) mit 33.000 Offizieren und Mannschaften.

Uniformen japanische Heeres-Luftwaffe

Als Teil des japanischen Heeres trugen die Angehörigen der Luftstreitkräfte die Uniformen der Armee mit einer himmelblauen Waffenfarbe, die auf dem Zickzack-Brustabzeichen zu sehen war. Bei Luftwaffen-Kadetten auch an den Kragenabzeichen, Tunika und Schultergurten. Qualifizierte Piloten trugen auf traditionelle Weise ein gesticktes ‚Flügel‘-Abzeichen auf der rechten Brust.

Japanische Bomberpiloten vor einem Einsatz in China
Japanische Bomberpiloten vor einem Einsatz in China. Sie tragen die reguläre Sommeruniform mit Rangabzeichen auf der linken Brust.

Es gab einen Winterfluganzug und eine zweiteilige Sommerversion, welche ungefüttert war. Die einzigen Abzeichen, die auf der Flieger-Kleidung getragen wurden, waren die Rangabzeichen, die entweder auf der Brust oder dem Ärmel der Winterjacke oder am Kragen der Sommerjacke getragen wurden. Die Piloten-‚Flügel‘ wurden ebenso an der Fliegerjacke getragen.

button gosiehe auch: Japanische Marine 1939/40


Quellenangaben und Literatur

The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Japanese Army of World War II (Philip Warner)


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