Punische Kriege


Der Konflikt zwischen Rom und Karthago seit 264 v.Chr. bis zum Eingreifen des größten Feldherrn Hannibals im Zweiten Punischen Krieg.

antikes Kriegsschiff
Modell eines antiken Kriegsschiffs.

Alexander der Große
Alexander der Große mit seinem mazedonischen Heer in der Schlacht gegen den Perserkönig.
Die Punischen Kriege waren eine Epoche, als die wenige Jahrzehnte zuvor kaum bekannte Stadt Rom in Mittelitalien aufbrach, das wichtigste Weltreich der Geschichte zu gründen und bis zur Eroberung von Konstantinopel, der späteren Hauptstadt und heute Istanbul, am 29. Mai 1453 durch die Osmanen die heutigen sozialen, kulturellen und politischen Strukturen von Europa und daraus letztendlich einem Großteil der Erde zu bestimmen.
Nach dem ersten ‚Welteroberer‘, Alexander dem Großen, dessen überraschender und früher Tod etwa hundert Jahre vor dem Beginn der Punischen Kriege, das von ihm eroberte persische Großreich in Makedonien, Perganum, Seleukiden-Reich, Bithynien, Pontus, Armenien, Baktrien, Ägypten, die griechischen Stadtstaaten und eine Vielzahl kleinerer Reiche zerfallen ließ, die in blutigen Fehden eine Nachfolgeregelung erzwingen wollten, nutzte eine bis dahin kaum bekannte, kleine Stadt in Italien dazu, nahezu unbemerkt die griechischen und etruskischen Städte in Süd- und Mittelitalien zu unterwerfen.

Nachfolgereiche Alexander des Großen
Die Nachfolgereiche Alexander des Großen.

Ihre großen Erfolge verdankte die römische Armee, welche in ‚Legionen‘ gegliedert war, ihrer Disziplin. Die Gallier zum Beispiel stürzten sich in wilden, ungeordneten Haufen in die Schlacht. Jeder kämpfte für sich allein, schwang seine Waffe und stieß dabei ein schauerliches Kriegsgeheul aus. Schon von diesem Geschrei ergriffen manche Gegner die Flucht.
Ganz anders kämpften die Römer: Sie gingen in einer geschlossenen Schlachtordnung vor, der sogenannten ‚Phalanx‘, die aus acht, zwölf oder gar fünfundzwanzig eng geschlossenen Reihen hintereinander bestand. Spieß reihte sich an Spieß – der Feind hatte kaum eine Chance zum Durchbruch.

Im 3. Jahrhundert v.Chr. hatten die Römer sich eine neue Schlachtordnung erdacht, die in den nächsten Jahrhunderten jeden Gegner bezwang. Jetzt kämpften drei Phalangen, zu einer ‚Manipel‘ zusammengeschlossen, hintereinander, an die Stelle des Spießes war der Wurfspeer (Pilum) getreten. Feinde, die den Geschosshagel dieser Speere überlebten, standen nun zumeist ohne den unbrauchbar gewordenen Schild den kurzen, tödlichen Schwertern gegenüber, mit denen das römische Fußvolk den Nahkampf führte.

Aber keine Armee ist unschlagbar und auch die Römer mussten Anfangs einige blutige Niederlagen hinnehmen: 321 v.Chr. hungerten die Samniter, ein Bergvolk in Mittelitalien, zwei römische Legionen aus. Rund 40 Jahre später verloren die Römer wieder um zwei Schlachten: Bei Heracleia am Golf von Tarent (280 v.Chr) und bei Asculum (279 v.Chr) unterlagen sie dem Molosser-König Pyrrhos (‚Phyrus-Sieg‘, noch heute ein Sprichwort), der mit 25.000 Mann und 20 Kriegselefanten nach Italien gekommen war. Doch Rom war immer ein ‚Stehaufmännchen‘. Es rächte sich. 295 besiegte es die Samniter, 275 wurde Pyrrhos bei Benevent vernichtet.
Eine siegreiche Schlacht bedeutete für die Römer im Gegensatz zu anderen Reichen oft mehr als ein militärischer Triumph. Aus geschlagenen Feinden wurden oft Verbündete, eroberte Gebiete wurden römische Kolonien. So wuchs das Reich, bis es schließlich fast ganz Italien umfasste. 275 v.Chr. reichte es von dem heutigen Seebad Rimini und Pisa bis hinunter an die Straße von Messina nach Sizilien. Hier standen die Römer zum ersten Mal dem Volk gegenüber, das ihr erbittertster und gefährlichster Feind werden sollte: DEN KARTHAGERN.


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Karthago, ein Stadtstaat in Nordafrika am Golf von Tunis, war älter als Rom. Es war im 9. Jahrhundert vor Christus von Phöniziern aus Tyros (Libanon, von Alexander dem Großen zerstört) gegründet worden; die Bewohner des Stadtstaates wurden von den Römern ‚Punier‘ genannt.
In mancher Hinsicht glichen Karthager den Römern: Auch sie waren stolz und angriffslustig und auch sie waren harte Arbeiter. Sie waren aber auch Seeleute. Als man glaubte, dass jeder sterben müsse, der an den Säulen des Herkules (Gibraltar) vorbeisegelte, wagten sich die Karthager bereits durch die Meerenge weit in den Atlantik bis zu den Azoren hinaus. Sie segelten an der afrikanischen Küste bis nach Guinea hinunter und sie kamen zum Warentausch regelmäßig nach England. Vermutlich wurde auch Grönland und Kanada erreicht. Die karthagischen Kaufleute waren reich. Sie wohnten in großen Häusern mit Badezimmern und Schwimmbädern, ihre Segelschiffe waren bis zu 36 Meter lang

Wie die Römer hatten auch die Karthager den ungestümen Drang, ihr Reich auszudehnen. Da die Wüste jedoch unbewohnbar war, richteten sich die Eroberungsgelüste der Karthager nach Norden über das Meer. Als Rom den Südgipfel Italiens erreichte, beherrschten die Karthager bereits ein großes Reich, zu dem Sardinien, Korsika, die Balearen, Teile von Spanien und Sizilien gehörten. Früher, als beide Reich noch damit beschäftigt waren, ihre Gebiete auszudehnen, aber ihre Grenzen sich noch nicht berührten, waren sie Verbündete. Sie hatten mehrere Verträge abgeschlossen, den ersten bereits 508 vor Chr. Noch 279 v.Chr. hatten sie gemeinsam gegen Pyrrhos gekämpft. Aber 15 Jahre später waren sie Rivalen geworden. Der Krieg war unvermeidlich.

Punische Kriege
Die Punischen Kriege

Der erste von drei PUNISCHEN KRIEGEN in den folgenden 120 Jahren kam im Jahre 264 v.Chr.: Kriegsgrund war die Stadt Messina im Nordosten von Sizilien. Samnitische Soldaten hatten die Stadt besetzt und der König von Syrakus bat Rom und Karthago um Hilfe. Beide Reiche sagten zu. Als erste erschienen die Karthager und besetzten die Stadt. Dadurch fühlte Rom sich in seiner Ehre gekränkt. Der römische Befehlshaber bestand darauf, auch mit seinen Truppen in Messina einmarschieren zu dürfen. Als der karthagische Befehlshaber diesen Wunsch ablehnte, nahmen die Römer in gefangen und zwangen ihn, die Stadt zu räumen.
So begann – wegen eines verhältnismäßig harmlosen Zwischenfalls – ein furchtbarer Krieg, der ‚Erste Punische Krieg‘. Er dauerte 23 Jahre. Als er begann, hatten die Römer – im Gegensatz zu den Karthagern – weder eine Flotte noch seemännische Erfahrung. Ihre Stärke lag im Heer und die Flotte, die sie in aller Eile bauten, war die erste ihrer Geschichte.

Die Römer gewöhnten sich jedoch schnell an das neue Element, und es war für die Karthager ein furchtbarer Schock, als sie gleich die erste Seeschlacht gegen die neue römische Flotte verloren. Seeschlachten wurden von den Römern, im Gegensatz zu den bis dato bekannten Ramm-Manövern, nach den gleichen Regeln und Gesetzen wie Schlachten zu Lande, ihrer Stärke, geführt. Soldaten mussten die feindlichen Schiffe entern und die Entscheidung fiel dann im Kampf Mann gegen Mann. Dazu hatten sie die Enterbrücke erfunden, an deren Ende ein dicker Haken saß. Die Brücke wurde am Bug heruntergelassen und hakte sich auf dem feindlichen Deck fest – die Soldaten konnten das Schiff erstürmen !
So errangen die Römer bei Milazzo an der Nordküste Siziliens 260 v.Chr. einen großen Sieg. Nach zwei weiteren großen Seesiegen über die Karthager (256 und 241 v.Chr.) war der Erste Punische Krieg zu Ende. Die Kampfhandlungen an Land beschränkten sich auf langwierige Belagerungen punischer und syrakusischer Städte auf Sizilien und einer römischen Expedition nach Tunesien, um Karthago zu belagern, welche in einem Desaster endete. Nach dem Verlust ihrer Seemacht und Bedrohung ihrer lebenswichtigen Handelsverbindungen sowie dem Verlust von Korsika an die Römer, baten die Karthager um Frieden.


In dem Friedensvertrag traten sie Sizilien und die nördlich gelegenen Liparischen Inseln an Rom an; außerdem verpflichteten sie sich zur Zahlung von 3200 Talenten (das ist immerhin die Kleinigkeit von 105000 kg Silber). Schlimmer als diese Abgaben wog aber für die Karthager der Verlust der Seeherrschaft im Mittelmeer. Aus Scham und Wut entstand alsbald der Wunsch nach Rache. Und kaum war der Friede da, begannen sie Spanien zu erobern und mit dem Bau eines neuen Hafens (Neu-Karthago) eine Basis für den Seekrieg gegen Rom zu errichten. Schritt für Schritt begannen die Karthager, Heer und Flotte in Spanien wieder aufzurüsten. Aus Karthago holten sie Söldner und Waffen übers Meer und aus den spanischen Gruben förderten sie Gold und Silber.

Befehlshaber der karthagischen Truppen auf Sizilien war ein Mann namens HAMILKAR BARKAS gewesen. Er erhielt nun die Aufgabe, Karthagos Niederlage zu korrigieren. Er ließ seinen Sohn, ein Junge Namens HANNIBAL einen feierlichen Eid schwören, nicht eher zu ruhen, bis Rom besiegt sein. Als Hannibal gerade 26 Jahre alt war, übernahm er nach der Ermordung seines Vaters den Oberbefehl der karthagischen Truppen in Spanien. Nun hatte Rom gegen den gefährlichsten Feind seiner Geschichte zu bestehen.

Hannibal Marmorbüste
Diese im antiken Capua gefundene Marmorbüste soll Hannibal darstellen.
Hannibal hasste Rom aus tiefstem Herzen. Als Neunjähriger hatte er miterlebt wie Rom das erschöpfte Karthago zwang, drei Jahre nach Friedensschluss auf Sardinien zu verzichten und weitere zwölf Talente zu bezahlen.
Hannibals Vater begann nun mit der Eroberung von Hispanien. Während einer Schlacht ertrank er jedoch, wonach Hannibals Schwager Hasdrubal das Kommando über die Armee übernahm. Zu diesem Zeitpunkt war Hannibal 18 Jahre alt und diente unter ihm als Offizier. Hannibal sollte später als einer der größten militärischen Taktiker in die Geschichte und als einer der größten Generäle der Antike eingehen.
Hasdrubal versuchte die Interessen Karthagos in Hispanien zu konsolidieren und schloss daher einen Vertrag mit Rom, dass die Karthager sich nicht über den Fluss Ebro nach Norden hin ausbreiten werden, solange Rom sich aus dem Süden fernhält. Im Jahr 221 v.Chr. wurde Hasdrubal jedoch ermordet.

Nun übernahm Hannibal mit 26 Jahren den Oberbefehl über die Armee und dies wurde von der Regierung in Karthago bestätigt. Er verbrachte die ersten zwei Jahre damit, das Herrschaftsgebiet zu konsolidieren und die Eroberung Hispaniens südlich des Ebro abzuschließen.
In seinem ersten Feldzug griff Hannibal das stärkste Machtzentrum der Olcaden, Alithia, an und erstürmte es, was prompt zur Kapitulation führte und die punische Macht bis in die Nähe des Flusses Tejo ausdehnte.
Sein nächster Feldzug im Jahr 220 v. Chr. richtete sich gegen die Vaccaei im Westen, wo er die Vaccaen-Hochburgen Helmantice und Arbucala zerstörte.
Auf dem Rückweg, voll beladen mit Beute, griff ihn ein Bündnis spanischer Stämme unter den Carpetani an und Hannibal errang seinen ersten großen Sieg in der Schlacht am Tejo. Dabei stellte er erstmals seine großen taktischen Fähigkeiten unter Beweis.

Zwischenzeitlich betrachte Rom jedoch die karthagischen Erfolge in Hispanien mit Argwohn und schloss ein Bündnis mit der dortigen griechischen Kolonisten-Stadt Saguntum ab und errichtete ein Protektorat darüber. Die Stadt liegt tatsächlich in größerer Entfernung südlich des Ebro, was somit ein Bruch des mit Hasdrubal abgeschlossenen Vertrages bedeutete.
Für Hannibal war dies ein hervorragender Kriegsgrund gegen das verhasste Rom, das er nur zu gerne angreifen wollte. Also belagerte er die Stadt acht Monate lang, bis sie eingenommen werden konnte.
Damit begann der Zweite Punische Krieg und Hannibals Kampf gegen Rom.

button go Siehe auch: Hannibal gegen Rom.

button gound: Die Soldaten Hannibals.


Quellenangaben und Literatur

Der große Bildatlas zur Weltgeschichte (Christian Zentner)
dtv-Atlas Weltgeschichte (Band 1 – Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution)
Armies of the Carthaginian Wars 265-146 BC (Terence Wise)



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