Bren-MG


Britisches leichtes Maschinengewehr BREN Mk I-IV.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Bren-MG Mk I
Bren-MG Mk I

Bren-MG
Typ: leichtes Maschinengewehr.

Geschichte


Über das Bren-MG wurde von den britischen Soldaten, welche es jemals benutzt hatten, nur lobende Worte gesprochen – und das aus gutem Grund. Mit ziemlicher Sicherheit war es das beste leichte Maschinengewehr, welches jemals von irgendeiner Armee in größeren Stückzahlen verwendet wurde. Es war zuverlässig, robust, einfach und genau – und nur darauf kommt es an.

Der Entwurf stammte ursprünglich aus der Tschechoslowakei, aber über seine Authentizität gab es Zweifel. So war die Tschechoslowakei seit dem Ende des 1. Weltkrieg ein Verbündeter Frankreichs und die Verbindungen zwischen dem französischen Kriegsministerium und dem tschechischen Verteidigungsministerium waren am engsten. Ein Ergebnis davon war die Herstellung des französischen Chatellerault-Maschinengewehrs im tschechischen Regierungsarsenal in Prag und der Verkauf als Handelswaffe unter dem Namen ZB. Dieses soll angeblich später ausführlich von der britischen Armee getestet und im Mai 1935 ein Lizenzvertrag unterzeichnet worden sein.

Es gibt eindeutig eine Ähnlichkeit in der Form zwischen dem Chatellerault und dem ZB26, aber spätere Forschungen haben die Existenz eines ZB24-Modells aufgedeckt, das vor dem Eintreffen des ersten Chatellerault produziert wurde. Es sieht also aus, als wäre das ZB tatsächlich ein vollständiges tschechisches Produkt. Angesichts der Berichte über katastrophale Explosionen und anderen Störungen, welche vom Chatellerault während der ersten Einsatzjahre bekannt wurden, und welche beim Bren-MG nicht auftraten, ist dies somit wohl zutreffend.

Dem tschechischen ZB26 folgte ein leicht verbessertes Modell, das ZB30, welches in den frühen 1930er Jahren nach England gebracht wurde. Die britische Armee suchte zu dieser Zeit nach einem neuen leichten Maschinengewehr, um das Lewis zu ersetzen, und zeigte unter der Voraussetzung Interesse, wenn die Waffe auch Patronen im britischen Standard-Kaliber verschießen könnte.
In einer überraschend kurzen Zeit standen die Tschechen wieder mit einem speziell dafür produzierten Modell, dem ZB33, vor der Tür. Von diesem Modell wurden nur eine Handvoll als Demonstrations- und Versuchswaffen hergestellt und es war ein umgebautes ZB30 für die britische .303 (7,7 mm) Patrone mit verkürztem Lauf, dem Gasaustritt neu positioniert und die Visiereinstellungen auf Yards umgestellt. Die vorgestellte Waffe zeigte ein hohes Maß an kaufmännischer Intelligenz.

Britische Fallschirmjäger in Nordafrika
Britische Fallschirmjäger in Nordafrika mit einem Bren Mk I.

Die anderen leichten Maschinengewehre, welche von den Briten zu dieser Zeit ebenfalls in Betracht gezogen wurden, waren das dänische Madsen und das Vickers-Berthier. Letzteres sollte schon fast angenommen werden, als das neue ZB33 vorgestellt wurde.
Nachfolgende Vergleichsstudien zeigten die Überlegenheit des ZB-Entwurfs und es wurde als Bren Gun Mark I angenommen und am 4. August 1938 offiziell in Dienst gestellt.
Der Name setzte sich dabei aus ‚BR‘ für ‚Brünn‘ als Ursprung des Entwurfs und ‚EN‘ für ‚Enfield‘, dem Ort der britischen Serienproduktion, zusammen.
Die Enfield-Fabrik war bereits 1937 für die Produktion des neuen Maschinengewehrs vorbereitet worden und die ersten Exemplare wurden im September des gleichen Jahres fertiggestellt. Bis 1940 waren über 30.000 Bren-Maschinengewehre ausgeliefert worden.

Dieses Modell war eine direkte Kopie des ZB33 und hatte ein weiter hinten angebrachtes Trommelvisier, einen Riemen, welcher über die Schulter des Schützen gespannt werden konnte und eine Einbuchtung für die linke Hand zum Drücken auf den Schaft.
Die Funktion des leichten Maschinengewehrs erfolgte über Gasentnahme in der Mitte des Laufs. Der Lauf konnte in kürzester Zeit ausgewechselt werden.
Das Magazin mit 30 Schuss war aufgrund der Forderungen für die Zuführung der britischen umrandeten Patrone gekrümmt. Der ursprüngliche, tschechische Entwurf für die randlose 7,92-mm-Munition hatte ein gerades Magazin.

Bei der Evakuierung von Dünkirchen verlor die britische Armee viele ihrer Bren-Maschinengewehre. Nicht nur, dass die Deutschen nun einen erheblichen Vorrat dieser Waffen mit Munition erbeuteten, welche sie als das Leichte MG 138(e) verwendeten, so fehlten nun große Mengen davon in der britischen Armee.
Deshalb wurde der Original-Entwurf überarbeitet, um die Produktion der Waffe zu beschleunigen. Dies führte zur Variante Bren Gun Mk 2.

Varianten

Mark II: Das leichte Maschinengewehr Bren Mk I war für Kriegszeiten etwas zu luxuriös und um die Fertigung zu vereinfachen, wurden einige Modifikationen vorgenommen. Die Stumpf-Beschläge wurden verworfen, das Trommelvisier durch ein einfacheres Tangenten-Visier ersetzt, das teleskopartige Zweibein wurde durch ein einfacheres mit fester Länge ersetzt, wobei der Spannhebel nicht mehr gefaltet wurde und gewisse Aufhellungen auf dem Gehäuse wurde weggelassen, was das Gewicht auf bis zu 10,65 kg erhöhte. Dieses Modell wurde am 6. Juni 1941 eingeführt.


Mark III und IV: Eingeführt am 18. Juli 1944, waren diese Modelle identisch zu Mark I bzw. Mark II, mit der Ausnahme, dass der Lauf nur 56,5 cm lang war.
Für die national-chinesische Armee wurden in Kanada Exemplare mit Kaliber 7,92 mm gebaut.

Herstellung

Die gesamte Fertigung in Großbritannien erfolgte unter Lizenz ausnahmslos in der staatlichen Waffenfabrik in Enfield. Um Ausfälle durch mögliche deutsche Luftangriffe zu vermeiden, erfolgte später auch die Herstellung in Kanada, Australien und anderen Commonwealth-Staaten.

Bei Enfield in Großbritannien wurden während des Zweiten Weltkrieges 280.000 Bren-MGs gebaut, davon über 30.000 bis 1940. In Kanada baute die Firma John Inglis (Toronto) 228.000 Stück, die teilweise an die national-chinesische Armee im Kaliber 7,92 mm gingen.
Zusätzlich lieferte die Waffenfabrik in der Tschechoslowakei während des 2. Weltkrieges noch 3.334 Stück des zum Bren-MG identischen ZB33 an die bulgarischen Streitkräfte.


Einsatz

Bren-Maschinengewehr im Einsatz
Das Bren-Maschinengewehr im Einsatz bei der Unterstützung der Infanterie beim Angriff.

Das Bren-MG war das vermutlich am häufigsten verwendete leichte Maschinengewehr im 2. Weltkrieg. Es bewährte sich zuverlässig auch unter schlechtesten äußeren Bedingungen und es war die Standard-Deckungswaffe der britischen Infanterie-Gruppe. Es wurde auch von den kanadischen, australischen und neuseeländischen Truppen eingesetzt. Dazu kamen die frei-französischen Streitkräfte, polnische Exilstreitkräfte und die tschechische National-Armee, sowie die indische und national-chinesische Armee.
Und in der ursprünglichen tschechischen Form mit der 7,92-mm-Patrone wurde es auch von der Wehrmacht verwendet und für diese weitergebaut.

Das Bren-Maschinengewehr war robust, zuverlässig, einfach zu handhaben und zu pflegen. Dazu war es nicht zu schwer für seine Einsatzrolle und sehr zielgenau.
Mit der Zeit wurden eine ganze Reihe von Halterungen entwickelt, darunter sogar sehr komplexe Motley- und Gallow-Flugabwehr-Konstruktionen. Zudem wurde noch ein 200-Schuss-Magazin entwickelt, aber nicht häufig verwendet.

Das Bren-MG wurde überall eingesetzt und es gab zahlreiche herausragende Berichte über die Leistung im Gefecht.
Eine kühne Aktion fand am 18. September 1944 statt, als der Schütze Sherbahadur Thapa der 1./9. Gurkhas ein Bren-MG ergriff und eine Maschinengewehr-Stellung erstürmte und den deutschen MG-Schützen tötete.

Britische Soldaten auf Sizilien 1943
Britische Soldaten auf Sizilien 1943. Der Mann vorne trägt das Bren und der dahinter das Lee-Enfield Gewehr.

Sofort begann eine Gruppe deutscher Infanteristen mit einem Gegenangriff auf die Stellung und Sherbahadur Thapa wehrte den Angriff mit seinem Bren-MG ab. Dann stürmte er zum Kamm des Hügels und feuerte im freien liegend in eine deutsche Infanterie-Kompanie, welche sich dort für einen Gegenangriff auf die Gurkhas bereitstellte.

Kurz darauf wurde der Gurkha-Schütze Sherbahadur Thapa ebenfalls getötet, als er versuchte, einen verwunderten Kameraden unter Feuer in Sicherheit zu bringen. Für diese Leistung wurde Sherbahadur Thapa posthum mit dem Victoria-Cross ausgezeichnet.


Das Bren-MG wurde von der britischen Armee in seiner Rolle als Infanterie-Deckungswaffe bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit NATO-Munition verwendet. Noch heute wird es in Teilen der Welt von verschiedenen Streitkräften verwendet.

Benutzer (alle Bren und ZB30/33): Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Frei-Franzosen, Polen (Exilstreitkräfte), Tschechoslowakei (ZB30, Bren bei Exil-Streitkräften), Indien, National-China (ZB30 und Bren), Bulgarien (ZB33), Deutschland (ZB30), Rumänien (ZB30), Jugoslawien (ZB30).


Tschechoslowakisches ZB Modell 1926

ZB Modell 1926
ZB Modell 1926

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Tschechoslowakei zu einer führenden Exportnation von Rüstungsgütern.
Das am weitesten verbreitetste Produkt wurde dabei das leichte Maschinengewehr ZB Modell 1926, aus dem ja das britische Bren-Maschinengewehr hervorging.
An dem Entwurf der Waffe, welche ursprünglich nur für die tschechoslowakische Armee vorgesehen war, arbeitete der Konstrukteur Vaclav Holek (1886-1954) schon seit Beginn der 1920er Jahre. Bis 1926 war er mit seiner Arbeit fertig und die Waffenfabrik Ceskoslovenska Zbrojovka (ZB) in Brünn produzierte dieses ZB Modell 1926 bis 1951. Die Waffen gingen an die tschechoslowakischen Streitkräfte und in den Export.

Die Funktion erfolgte durch die Gasentnahme aus dem Lauf und die Versorgung mit Patronen erfolgte aus einem oben eingeschobenen Kastenmagazin. Der Lauf hatte eine Ummantelung mit Kühlrippen und konnte leicht ersetzt werden.
Die einfache Funktion und die sorgfältige Herstellung sorgten für einen zuverlässigen Einsatz der Waffe.

Die meisten Exportwaffen gingen an die National-Chinesische Armee, wo über 30.000 dieser Maschinengewehre gegen die Japaner eingesetzt wurden. Ebenfalls verwendeten die Heere Rumäniens und Jugoslawiens die Versionen ZB Modell 30 und ZB Modell 30J, welche verbesserte Ausführungen des ursprünglichen Modells waren.
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei erbeuteten die Deutschen mehrere Zehntausend Maschinengewehre ZB Modell 1926 und die Waffenfabrik in Brünn baute sie für die Wehrmacht weiter.

VZ37
Das VZ37, wie es von der Wehrmacht eingesetzt wurde.

In der Tschechoslowakei wurde während des Zweiten Weltkrieges noch ein weiteres Maschinengewehr als Maschinengewehr 37(t) für die Wehrmacht gebaut. Die gleiche Waffe gab es auch in der britischen Armee als Besa-Maschinengewehr.
Bei der tschechischen Armee wurde es als VZ37 geführt und das Exportmodell als VZ53 bezeichnet. Die Waffe wurde Anfang der 1930er Jahre entwickelt und ging 1937 in Produktion.

In der britischen Armee wurde das Maschinengewehr nur als Bewaffnung von Panzern verwendet, während es die Wehrmacht als luftgekühltes, mittleres Maschinengewehr auch auf Dreibein, neben dem Einbau in den PzKpfw 35(t) und 38(t), verwendete.
Es ist nicht bekannt, wie viele dieser Waffen gebaut wurden, aber das Maschinengewehr wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch zahlreich in Ländern der Dritten Welt – vor allem in Afrika – verwendet.


Animation 3d-Modell Bren-MG


Spezifikationen Bren-MG

Spezifikationen:

Bren Mark ISpezifikation
Typleichtes Maschinengewehr
Kaliber 7,70 mm
Länge 115,60 cm
Gewicht 10,2 kg
Lauf 63,5 cm mit 6 rechtsläufigen Zügen
Magazin30-Schuss-Kastenmagazin
FunktionGas
Geschossgeschwindigkeit730 m/s
Feuergeschwindigkeit500 Schuss/min.

Einsatzstatistik:

Bren-MGAngaben
Hersteller Royal Small Arms Factory Enfield Lock (Middlesex), John Inglis (Toronto, Kanada)
ProduktionsbeginnSeptember 1937
Endlieferung bis in die 1970er Jahre von der britischen Armee verwendet
Gesamtproduktion Großbritannien (im 2. Weltkrieg) 280.000 (ca. 30.000 bis 1940)
Gesamtproduktion Kanada (im 2. Weltkrieg) 228.000
Stückpreisunbekannt


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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