Schlachtkreuzer Lion


Die britischen Schlachtkreuzer der Lion-Klasse und Princess Royal in der Schlacht auf der Doggerbank.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und Modell.

Schlachtkreuzer der 'Lion'-Klasse auf See vor der Schlacht von Jütland
Schlachtkreuzer der ‚Lion‘-Klasse auf See vor der Schlacht am Skagerrak. ‚Princess Royal‘ und ‚Lion‘ wurden sowohl während der Schlacht beschädigt, aber entkamen dem Schicksal des anderen Schiffes. ‚Queen Mary‘ wurde vorne durchschlagen und eine Explosion im Q-Magazin zerstörte das ganze Schiff.

Schlachtkreuzer Lion

Als Verkörperung aller Stärken und Schwächen von Fishers Schlachtkreuzer-Konzept war die Lion mit jeder Sehne ein Vollblut. Schnell und kräftig, aber anfällig für den Beschuss durch schwere Schiffe. Der Anblick der Lion an der Spitze von Beattys Schlachtflotte war ein imposanter Anblick, der aber die grundlegende Schwäche von Schiffen mit hoher Geschwindigkeit und geringer Panzerung verdeckte.


Die herrliche HMS Lon war das Schlachtross von Admiral David Beatty, dem ungestümen und mutigen Genie, welches das Schlachtkreuzer-Geschwader der britischen Grand Fleet anführte. Wie alle Schiffe ihres Typs führte sie eine Bewaffnung mit sich, die jedes Schlachtschiff zerstören konnte, jedoch war sie auch gefährlich anfällig gegen jedes Gegenfeuer. Die Mängel solcher Schlachtkreuzer wurden erkannt und akzeptiert, wie auch die Art, dass sie bei vorsichtiger Verwendung nicht wirksam sein konnten – und Vorsicht war ein Wort, das Beatty noch nie gehört hatte.

Im Januar 1915 warnte der abgehörte deutsche Funkverkehr vor einem neuen deutschen Ausfall: Hipper, mit einem dünnen Sicherungsstreifen, aber durch die ganze Macht der deutschen Hochseeflotte im Hintergrund gesichert, führte einen Ausfall in den Bereich der Doggerbank durch, mit dem vagen Auftrag, alle britischen leichten Seestreitkräfte welche sich in diesem Gebiet aufhalten, zu bekämpfen.

Beatty lief mit fünf Schlachtkreuzern und Goodenoughs 1. leichtem Kreuzergeschwader aus, um sich in der grauen Morgendämmerung mit Tyrwhitts Harwich Force südöstlich der Doggerbank zu vereinigen. Praktisch im selben Augenblick liefen sie in Hippers dünnen Aufklärungsschleier und als der Tag anbrach, führte Lion die gesamte britischen Linie, praktisch hintereinander aufgereiht in einer Linie, gegen den Feind an, welcher sich bereits auf der Flucht befand. Die Geschwindigkeit des deutschen Geschwaders wurde aber durch den Zwitter aus Schlachtkreuzer und Panzerkreuzer Blücher stark verlangsamt.

Bei vollem Tageslicht unter klaren Bedingungen hatte die Lion bis auf 18.300 m auf die Blücher aufgeschlossen, welche am Ende von Hippers Linie lief. Sie eröffnete das Feuer mit ihren vorderen 343-mm-Geschützen. Als die Entfernung auf 16.000 m absank, signalisiert Beatty, dass jedes seiner Schiffe ein gegnerisches Bekämpfen sollte. Da Hipper aber über nur 4 Schiffe im Gegensatz zu Beattys 5 Schlachtkreuzern verfügte, war der Befehl zweideutig und führte dazu, dass SMS Derfflinger direkt vor der Blücher überhaupt nicht beschäftigt wurde. Daraus zog sie vollen Nutzen und trug zweifellos zu den nachfolgenden schweren Schäden auf der Lion entscheidend bei. Ihre Kraftstofftanks erhielten durch die Treffer Löcher und verunreinigten den Treibstoff und die Stromgeneratoren vielen aus. Dadurch wurde Lion langsamer und signalisierte den anderen britischen Schiffen aufzuschließen.
Dem folgte ein Befehl, um 8 Grad zu drehen, um einem nicht-existierenden U-Boot auszuweichen. Admiral Beatty, der nun langsam den Überblick verlor, als sich die Schlacht weiter weg von ihm abspielte, signalisierte ‚Kurs Nord-Osten‘, schnell gefolgt von ‚den Feind im Rücken anzugreifen‘. Die beiden Signale wurden als ein einziges gelesen und so interpretiert, dass das Geschwader die glücklose ‚Blücher‘, welche zerschossen und in Flammen stehend nun weit hinter dem deutschen Geschwader kämpfte, angreifen sollte.
Ohne Strom für die Funkanlage und Signal-Lichter und außerhalb einer Entfernung, wo noch Signalflaggen gelesen werden konnten, verlor Beatty die Kontrolle über die Schlacht. Vergeblich änderte er seine Signalflaggen, aber Hippers verbliebene 3 Schlachtkreuzer entkamen außer Reichweite und Blücher kämpfte bis zum Untergang.

Obwohl der Feind ein nützliches Schiff verloren und SMS Seydlitz knapp an einer Explosion vorbeikam, war ein vernichtender Sieg durch schlechtes Artilleriefeuer, mangelnde Initiative und ausgefallene Kommunikation verspielt worden.

Als Folgerung schrieb Fisher: ‚Welche Ausrede haben wir anzubieten ?‘
Die Lion, von schätzungsweise 16 schweren Granaten getroffen, schmachtete im Reparaturdock für vier Monate.

Nach ihrer Rückkehr in den Dienst wurde sie wieder das Flaggschiff von Beatty über die reorganisierte Schlachtkreuzerflotte von drei homogenen Staffeln. Ein ruhiges Jahr gefolgt, nur unterbrochen von ein paar Wasserflugzeug-Angriffen auf die feindliche Küste und einem weiteren Fehlschlag, einen feindlichen Ausfall mit einem Angriff auf Lowestoft und Yarmouth im April 1916 abzufangen.

Nur fünf Wochen später kam Skagerrak:


Lion führt die Schlachtkreuzer ins Gefecht
HMS Lion führt die britischen Schlachtkreuzer am Skagerrak in die Schlacht.

Die Schlacht wird an anderen Stelle beschrieben, aber während des anfänglichen Anmarsches in Richtung Süden, trifft eine Granate von SMS Lützow und zerstört den größten Teil der Abdeckung vom ‚Q‘-Turm. Die folgende Explosion und das Feuer, welche das gesamte Schiff hätte zerstören können, wurde nur durch das mutige Handeln eines tödlich verwundeten Offiziers der Royal Marine verhindert. Dieser konnte noch umgehend das gesamte Magazin fluten und wurde posthum mit dem Victoria Cross ausgezeichnet. Innerhalb von 30 Minuten musste Beatty mit ansehen, wie noch zwei weitere seiner Schiffe aus denselben Ursachen explodierten, woraufhin die berühmte Bemerkung seine Flaggkapitän erfolgte, dass ‚irgendetwas mit unseren verdammten Schiffen heute nicht stimmen würde‘.

Lion mit ihren verbliebenen Schlachtkreuzern sichteten Admiral Scheers Hochseeflotte, schlossen auf, meldeten ihren Standort und zogen sie nach Norden zu Jellicoes Grand Fleet und liefen um die deutsche Spitze herum, um Zeit zu gewinnen. Nach dem unentschiedenen Gefecht der Schlachtflotten und im schwindenden Licht der späten Dämmerung befand sich Beatty immer noch im Kontakt zu Hippers Schlachtkreuzern, aber unfähig, Jellicoe noch zu einem weiteren Gefechtskontakt bis dem Einbruch der Dunkelheit herauszumanövrieren.

Der negative Höhepunkt und das Ende der Schlacht am Skagerrak waren äußerst schmerzhaft für Beatty nach all seinen Bemühungen und Verlusten. Lion hatte wiederum 12 schwere Treffer einstecken müssen, Tiger 10 und HMS Princess Royal sechs und auf der Rückfahrt nach Rosyth musste das Flaggschiff 99 Tote der Tiefe der See übergeben. Das Schiff wurde bereits nach zwei Tagen wieder Gefechts-fähig gemeldet und wurde vollständig in 7 Wochen repariert.

Beattys Beziehung mit dem Schiff endete Anfang 1917, als er zum Oberkommandierenden der Grand Fleet ernannt wurde. Die Lion führte nun die Flagge von Vizeadmiral Pakenham und – obwohl sie auf See auslief – war sie nicht einmal mehr im Gefecht zu sehen.

Als ein Opfer des Washingtoner Vertrags wurde sie in Jarrow im Jahr 1924 verschrottet.


Mehr Bilder vom Schlachtkreuzer Lion


Spezifikationen Schlachtkreuzer Lion und Princess Royal

Schlachtkreuzer Lion und Princess Royal:

Schlachtkreuzer Lion-KlasseSpezifikationen
Wasserverdrängung26.990 t Standardverdrängung, 30.155 t Einsatzverdrängung
Abmessungen Länge 201,20 m (über alles 213,36 m)
Abmessungen Breite 27,00 m
Tiefgang 8,43 m (max. 9,65 m)
Antrieb Parson-Turbinen mit 4 Wellen, 42 Yarrow-Kessel, 70.000 PS
Geschwindigkeit27-28 kn
Hauptbewaffnung8 x 343-mm-Geschütze
Sekundär-Bewaffnung 14 x 102-mm-Geschütze
Flugabwehr 2 x 76-mm-Flak
Torpedorohre 2 x 553-mm (unter Wasser an der Breitseite)
unterer Panzergürtel 127-223 mm
oberer Panzergürtel 102-152 mm
Panzerschotten102 mm
Panzerung Barbetten203-223 mm
Panzerung Geschütztürme223 mm
Panzerung Kommandoturm254 mm
Panzerung Oberdeck25 mm
Panzerung Unterdeck mitschiffs25-38 mm
Panzerung Unterdeck Enden64 mm
Besatzung 1.085 (Lion); 1.061 Mann (Princess Royal)
Stapellauf August 1910 (Lion); April 1911 (Princess Royal)


Quellenangaben und Literatur

Jane’s Fighting Ships of Word War I
The Illustrated Directory of Warships from 1860 to the present day (David Miller)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)
Atlas zur Seefahrts-Geschichte (Christopher Loyd)
Seemacht – eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart (Elmar B. Potter, Admiral Chester W.Nimitz)


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