M1 Garand


Amerikanisches automatisches Gewehr US rifle cal.30, Garand M1.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

US-Fallschirmjäger nimmt Deutschen gefangen
Mit seinem Garand M1 Gewehr und aufgepflanzten Bajonett nimmt ein amerikanischer Fallschirmjäger während der Invasion in der Normandie 1944 einen deutschen Soldaten gefangen.

Garand M1 US rifle cal.30
Typ: automatisches Gewehr

Geschichte


In der Regel wird als das wesentliche Einzelstellungsmerkmal für die Rifle, Caliber .30, M1 (Gewehr, Kaliber .30, M1), allgemein bekannt unter dem Namen Garand, behauptet, dass es das erste Selbstladegewehr war, das für den Militärdienst zugelassen wurde. Diese erfolgte im Jahr 1932, aber es kam zu einer deutlichen Verzögerung, bevor das Gewehr zum praktischen Truppengebrauch kam, da es einige Zeit in Anspruch nahm, die komplexen Produktionsprozesse vorzubereiten, welche diese Konstruktion erforderte.
Allerdings ist das Einzelstellungsmerkmal genaugenommen nicht ganz richtig, da die zwar militärisch ziemlich unbedeutende Armee Mexikos trotzdem bereits im Jahr 1911 das vom mexikanischen General Manuel Mondragon gebaute Mondragon-Selbstladegewehr in ihre Ausrüstung aufnahm, jedoch nicht als Standardbewaffnung.

Die automatische Waffe, die das Springfield M1903-Gewehr ablösen sollte, war das M1 – bekannter als das Garand Gewehr. John C. Garand hatte die Arbeit an dieser Waffe schon 1920 begonnen. 1929 war sein Entwurf der einzige, der eine Reihe harter Tests überstanden hatte. Entwicklung und Verfeinerung dieses Entwurfes wurden weitergeführt und 1936 wurde es offiziell als die Standard-Waffe der amerikanischen Armee akzeptiert.
Die Verantwortung für diese wirklich weitsichtige Entscheidung trug General MacArthur, der damalige Stabschef der amerikanischen Armee. Was immer MacArthur danach getan oder unterlassen haben mag – allein für diese eine Entscheidung gebührt ihm der Dank des Vaterlandes.

Das Garand war keineswegs perfekt – das perfekte automatische Gewehr gibt es nämlich bis heute nicht -, aber es bewies, dass es möglich war, ein brauchbares automatisches Gewehr zu produzieren, und dass die Soldaten, die mit einem solchen Gewehr ausgerüstet waren, keineswegs ihre gesamte Munition in den ersten zwei Minuten des Kampfes verschießen mussten. Diese Vorstellung nämlich war es, welche verantwortlichen Militärs geplagt hatte, seit ihnen zum ersten Mal eine derartige Waffe vorgeführt worden war. Und es zeigte sich, dass die Mechanik einer automatischen Waffe auch dem Durchschnitts-Soldaten schnell vertraut wurde – auch daran zweifelten nämlich viele hohe Militärs zunächst. So lässt sich sagen, dass das, was General Patton einmal sagte, durchaus seine Berechtigung hat: ‚Das Garand-Gewehr ist die beste Kampfwaffe, die jemals erfunden wurde !‘.


Funktion

Laden des Garand Gewehres
Laden des Garand Gewehres mit seinem 8-Schuß-Einsteck-Rahmen.

Die Funktion des Garand-Gewehrs ist recht einfach, bei ihrem Anblick musste man sich wirklich fragen, warum sie nicht fünfzig Jahre früher erfunden worden sei. Doch wie alle einfachen Dinge brauchte es eben seine Zeit, bis die Funktion wirklich einfach und zuverlässig war. Der Verschluss drehte sich auf einer Achse, ähnelte sonst aber weitgehend dem Verschluss eines Zylinderschloss-Gewehrs. Betätigt wird er durch einen Stab, der mit einem Zapfen versehen ist. Der Zapfen hakt am Verschluss fest und verschwindet beim Schuss im Holz des Schaftes. Der Stab ist mit einem Gaszylinder unter dem Lauf verbunden und trägt auch die Rückholfeder. Diese Feder hat auch die Aufgabe, auf die Patronen im Magazin zu drücken, damit eine im Lauf liegt, sobald der Verschluss zurückschnellt

War ein Schuss abgefeuert worden, wurde das Gas, das die Kugel durch den Lauf trieb, durch eine winzige Öffnung nahe der Mündung gedrückt und in den Gaszylinder geleitet. Hier drückte es auf die Spitze des beweglichen Stabes. Er wurde zurückgedrückt und durch seine Verbindung mit dem Schloss-Zapfen und durch die übereinstimmend geformten Nocken-Oberflächen drehte sich der Verschluss, schnellte zurück und warf die Patronenhülse aus. Am Ende des Verschlussrücklaufes dehnte sich die Rückholfeder, die durch den Druck des beweglichen Stabes gespannt worden war, wieder aus. Sie schob den Verschluss nach vorn, die Patrone wurde aus dem Magazin in den Lauf gedrückt, und mit der letzten Bewegung wurde der Verschluss für den nächsten Schuss gespannt. Alles, was der Schütze noch zu tun hatte, war zu zielen und abzudrücken.

Das Magazin wurde mit einem Einsteck-Rahmen, der acht Schuss enthielt, geladen. In den Augen vieler höherer Militärs war dieser Rahmen der einzige Nachteil des Garand-Gewehrs; denn der Rahmen musste vollgefüllt in das Magazin geschoben werden. Hier gab es nicht – wie beim manuell bedienten Gewehr – die Möglichkeit, einzelne Patronen ins Magazin zu schieben.
Der Rahmen wurde komplett eingeschoben, die Patronen wurden nicht wie beim nicht-automatischen Gewehr herausgezogen. Stattdessen schob der Verschluss im Magazin die Patrone in den Lauf, sobald sie benötigt wurde. War der letzte Schuss aus dem Magazin verfeuert, wurde der leere Rahmen automatisch ausgeworfen, der Verschluss blieb so lange zurückgedrückt, bis der neue Rahmen eingeschoben worden war. Es war jedoch immer erforderlich, ein komplettes Magazin einzuschieben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Konstruktionen dieser Art galt beim Garand-Gewehr die Parole: ‚Alles oder nichts !‘. Es war also nicht möglich, nur ein oder zwei Patronen nachzuschieben.

Der andere Nachteil war das heraus fliegende leere Magazin. Es flog ein, zwei Meter durch die Luft, und wenn es dann auf harten, beispielsweise vereisten Boden flog, war das zu hören. Ein alarmierter Feind konnte dann – in dem sicheren Wissen, dass sein Gegner momentan nicht in der Lage war auf ihn zu schießen – praktisch ohne jede Gefahr für sich auf ihn feuern.

Diese Probleme konnten bei den amerikanischen M1 auch bis 1957 nicht behoben werden, als die US-Armee das Gewehr M14 als Nachfolger einführte, welches praktisch ein überarbeitetes M1 Garand mit einer erhöhten Munitionskapazität war.


Bei einigen anderen Armeen, unter anderem in der Türkei, wird das M1 Garand immer noch verwendet. Deshalb sollen auch nicht die Erfahrungen eines aktuellen Nutzers verschwiegen werden, welcher an dieser Waffe ausgebildet wurde, wobei aber unklar ist, ob hier spätere Modifikationen erfolgten:
Wenn der Verschluss nach ganz hinten gebracht wird, kann auch ein halb-leerer Patronen-Clip wieder geladen werden. Auch kann ein Clip reingeschoben werden und dann nachgeladen werden. Der Hebel ist am Verschluss und muss nach hinten gezogen werden, bis er einrastete. Die Daumen sind immer in Gefahr, denn mit ihnen wird der Clip reingeschoben.

Das verräterische Geräusch kommt vom Auswerfen es Clips, dieses ist sehr laut. Da der Nutzer hier aber nicht auf harten Boden geschossen hat, kann er die Geräuschkulisse dafür nicht beurteilen. Ein gleiches Geräusch kann man leicht simulieren, wenn man mit einem leeren Clip an den Lauf schlägt. Wenn man nun mit geladener Waffe wartet, dass ein Gegner sich zeigt, weil dieser denkt, dass die eigene Waffe leer ist, kann dies auch zum eigenen Vorteil ausgenutzt werden.


 


Einsatzverwendung

Als die USA Ende 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintraten, hatte die US Army nur einige Tausend der neuen automatischen Gewehre erhalten und der rasche Anstieg der Zahl der Männer in Uniform bedeutete, dass das alte M1903 Springfield-Gewehr wieder in Produktion genommen werden musste, da eine schnelle Steigerung der M1-Produktion praktisch unmöglich war, was vor allem auf die bereits erwähnten Probleme mit den komplizierten Werkzeugmaschinen zurückzuführen war.

Nachdem die Produktion dann aber in Schwung gekommen war, wurde das Garand-Gewehr in großer Zahl produziert und bis zum Ende des Krieges wurden mehr als vier Millionen Stück hergestellt. Für die amerikanischen Streitkräfte galt es als der ‚Kriegs-Gewinner‘.
Viele Untervarianten des M1 wurden gebaut, von denen aber nur wenige im Einsatz tatsächlich verwendet wurden. Für die Truppen der zweiten Linie und Spezialisten wie Kanoniere, MG-Schützen, Melder usw. wurde der US Carbine cal .30 M1 während des Zweiten Weltkriegs bei den US-Streitkräften eingeführt, welcher die Gesamtproduktion des M1 Garand nochmals übertraf.
Selbst die Wehrmacht verwendete alle erbeuteten Exemplare unter der Bezeichnung Selbstladegewehr 251(a) und die Japaner kopierten es sogar unter dem Namen Gewehr Typ 5 im Kaliber 7,7 mm, welches aber vor Kriegsende nicht mehr zum Einsatz bei der Japanischen Armee kam.

Weitere 600.000 M1 Garand wurden nach Kriegsende produziert, außerdem wurde die Waffe von der italienischen Firma Beretta in Lizenz hergestellt. Dort wurde der Entwurf später überarbeitet und so zum Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Automatik-Waffen.

In den USA wurde das Garand-Gewehr dagegen praktisch kaum modifiziert. Der Ausgangsentwurf erwies sich als so gelungen, dass diese Waffe – was in mehr als einem Jahrzehnt der Produktion als beachtlich gelten muss – unverändert weiter gebaut werden konnte.
Jedoch war das M1 eine komplizierte und teure Waffe bei der Herstellung, welche eine große Anzahl von Bearbeitungsvorgängen und viele Bauteile erforderte. Dafür war es aber eine hervorragende Konstruktion und erwies sich als robust im Einsatz. Dies wurde aber wieder zum Teil durch den Umstand ausgeglichen, dass diese Waffe etwas schwerer war als vergleichbare Konstruktionen.

Während des Koreakrieg wurden weitere 1,5 Millionen Stück gebaut und das Gewehr wurde von den US-Streitkräften bis 1957 als Standardwaffe verwendet.

GI's mit Garand Gewehr und Thompson MPi
Gestelltes modernes Foto von zwei GI’s mit Garand Gewehr und Thompson MPi (Bild von Jack Norris: https://www.pexels.com/de-de/foto/manner-gras-bereifung-militar-17204666/)

Varianten

M1E1: Ein Versuchsmodell mit geringfügig geändertem Winkel des Verriegelungsabschnitts der Betätigungsstange.
M1E2: Ein M1, das mit einem ‚International-Industries‘-Zielfernrohr für Versuche als Scharfschützengewehr ausgestattet wurde.
M1E3: Der Bolzen wurde mit einer Rollenverdienung versehen und die Betätigungsstange entsprechend verstellt. Nur bei experimentellen Versuchen verwendet.
M1E4: Das Gassystem wurde so verändert, dass die Gaszufuhr unterbrochen wurde und die Ausdehnung im Gaszylinder zur Betätigung des Verschlusses genutzt werden konnte. Sorgte für einen weniger heftige Rückstoß, aber nur experimentell genutzt.
M1E5: Verkürztes M1 mit Klappschaft und einem 45,72 cm langen Lauf. Gedacht für den Einsatz bei den Luftlandetruppen, verursachte es aber einen übermäßig lauten Mündungsknall und wurde nicht übernommen.
M1E6: Eine M1 mit versetztem Zielfernrohr, um entweder die Standardvisierung oder das Zielfernrohr ohne Justierung verwenden zu können. Nicht angenommen.
M1E7: Eine M1 mit einer ‚Griffin&Howe‘-Zielfernrohrmontage und einem Lyman-‚Alaskan‘ oder Weaver 330 Zielfernrohr und einer Lederwangenauflage am Kolben. Dies wurde im Juni 1944 als ‚Rifle M1C (Sniper’s)‘ (Gewehr M1C/Scharfschützen) standardisiert und einige Modelle wurden im Januar 1945 mit einem Mündungsfeuerdämpfer ausgestattet.
M1E8: Wie das M1E7, jedoch mit einer vom Springfield-Arsenal entwickelten Fernrohrmontage und einem Lyman-Teleskop. Standardisierung als ‚Rifle M1D (Sniper’s) Substitute Standard‘ (Gewehr M1D/Scharfschützen Ersatz-Standard) im September 1944.
M1E9: Ähnlich dem M1E4, aber mit einem vom Rest des Kolbens getrennten Kolbenkopf, um als Mitnehmer zu fungieren. Nur experimentelle Verwendung.
T26: Das System und der Lauf des M1E5 in einem konventionellen Holzschaft. Dies wurde im Juli 1945 vom US-Hauptquartier auf dem Pazifikkrieg-Schauplatz angefordert und ein Auftrag über 15.000 Stück wurde erteilt, aber bei Kriegsende im August 1945 storniert. Eine kleine Anzahl wurde hergestellt und diese tauchten später auf dem Markt zum Verkauf von überschüssigen Militärmaterial als ‚Tanker’s Model‘ auf.



Animation 3d-Modell M1 Garand


Spezifikationen US rifle cal.30 M1 Garand

Spezifikationen:

US rifle cal.30 M1 Garand Spezifikation
Typautomatisches Gewehr
Kaliber 7,62 mm
Länge 109,22 cm
Gewicht 4,3 kg
Lauf 60,96 cm mit 4 rechtsläufigen Zügen
Magazin 8 Schuß integriertes Magazin
FunktionGas
Geschossgeschwindigkeit855 m/s

Einsatzstatistik:

US rifle cal.30 M1 Garand Angaben
Hersteller Springfield Arsenal, Winchester Repeating Arms Co., New Haven, Conn., USA
Produktsbeginn1936
Produktionsendenach 1946
Produktionszahlen 5.500.000 (von diesen 4.000.000 von 1942-45 und weitere 600.000 nach dem Krieg)


Mehr darüber über das M1 Garand:


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)


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